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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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passiert war. Kristen Lark zog einen Block
aus ihrer Hemdtasche, machte sich Notizen und unterbrach mich hin und wieder
mit Zwischenfragen. Als ich zu Ende war, runzelte sie die Stirn und zupfte an
einer kurzen, verschwitzten Haarlocke.
    »Also«, sagte sie schließlich, »ich
kann nicht sagen, ich wäre traurig, daß sie auf der Mesa nicht nach Gold
graben. Und wenn das stimmt, was Sie über diesen faulen Zauber beim
Landvergabebüro sagen, dann gibt es auch kein Erholungsgebiet. Aber der
Rest...«
    »Der Rest ist ein heilloses
Durcheinander. Ich wünschte, Lily Nickles wäre nicht weggefahren, bevor ich mit
ihr reden konnte. Ich wüßte gern, was sie so verschreckt hat. Könnten Sie eine
Suchmeldung nach ihr absetzen?«
    »Sicher. Aber es wäre leichter, wenn
ich wüßte, wohin sie gefahren ist.«
    »Am Sonntag sagte sie mir, wenn sie das
Tal verließe, würde sie wieder nach Nevada gehen. Ich nehme an, das hat sie
getan.«
    »Na gut, ich werde die Behörden dort
bitten, sie festzuhalten. Sie ist eine unentbehrliche Zeugin und hätte nicht
wegfahren dürfen, ohne sich mit uns in Verbindung zu setzen.«
    Ich streckte meine Beine aus und
stützte mich auf die ausgestreckten Arme. Das steife Gefühl nach meinem Sturz
am Tel Hill war größtenteils verschwunden, und auch mein Gesicht hatte am
Morgen eine deutliche Besserung im Spiegel gezeigt. »Was haben Sie da drinnen gefunden?«
fragte ich und zeigte mit dem Kinn zur Hütte.
    »Genau das, was Sie vorausgesagt haben.
Mehr erfahre ich auch erst, wenn das Labor seinen Bericht fertig hat. Aber ich
habe den Verdacht, die Flecken werden mit Ericksons Blutgruppe übereinstimmen.«
    »Oder sie passen zu Hopwoods. Oder zu
jemand anderem, an den wir noch gar nicht gedacht haben.«
    »Das stimmt. Ich versuche nur, mir die
Arbeit wieder mal leichter zu machen.«
    »Denken Sie daran: Hopwood und Erickson
waren verwandt.«
    »Nur durch Heirat, und die Ehe war, wie
Sie sagten, ziemlich zerrüttet. Denken Sie außerdem an die Frau mit der Pfanne
voller Eier — auch eine reine Familienangelegenheit.«
    Eine Familienangelegenheit. Die Worte riefen eine verschwommene
Erinnerung in mir hervor.
    »Jedenfalls«, fügte sie hinzu, »werde
ich auch Suchmeldungen nach Hopwood und seiner Tochter herausgeben.«
    Eine Familienangelegenheit. Das war die Erklärung, die mir Margot
Erickson für die Trennung von ihrem Mann gegeben hatte — die gleiche Erklärung,
die Mick gegenüber seiner Sekretärin, Connie Grobe, benutzt hatte. Connie hatte
das auf die Frage nach Kindern bezogen, weil sie Mick und Margot eigentlich
nicht als Familie im üblichen Sinne ansah. Aber wenn man auch andere Verwandte
mit einbezog, wie zum Beispiel den Vater der Frau...
    »McCone? Sie träumen ja?«
    »Irgendwie schon. Wie bald werden Sie
wohl den Laborbericht in Händen haben?«
    »Nicht so bald. Immerhin haben wir
Freitag nachmittag. Ich fürchte, wir müssen bis nächste Woche warten.«
    »Verdammt.«
    Einer von der Spurensicherung kam aus
der Hütte und nickte Kristen Lark zu. Sie rappelte sich hoch und sagte zu mir:
»Gehen Sie noch nicht.« Ich blieb am Ufer sitzen, trank mein Bier aus und
dachte darüber nach, was für eine Familienangelegenheit das sein mochte, die
einen so ernsten Riß in der Ehe der Ericksons verursacht hatte. Als Kristen
Lark nach fünf Minuten wieder aus der Hütte trat, winkte sie mir aufgeregt zu.
    »Sehen Sie, was wir hier haben.« Sie
hielt einen kleinen Plastikbeutel für Beweisstücke in der Hand.
    Ich trat näher heran und erkannte eine
Kugel.
    »Steckte in der Wand hinter der Couch«,
sagte sie, »und rundherum waren schwache Blutspritzer. Da die Kugel relativ
wenig verformt ist — Kiefer ist ein wirklich weiches Holz — , würde ich sagen,
es war ein Durchschuß im Muskelbereich.«
    »Was bedeutet, daß die Person, auf die
geschossen wurde, nur verwundet war.«
    »Oder von einer zweiten Kugel getötet
wurde, die im Körper steckengeblieben ist.«
    »Was ist mit der Schußrichtung?«
    »Das ist interessant. Nach den
Blutspuren auf der Couch und dem Einschlagwinkel der Kugel würde ich sagen, der
Schütze befand sich in Bodennähe. Das könnte meist darauf hinweisen, daß er
oder sie vielleicht mit dem Opfer gekämpft hat und niedergeschlagen wurde,
bevor er oder sie schoß.«
    »Notwehr?«
    »Möglich.«
    »Was für ein Kaliber?«
    »Sieht nach vierundvierzig aus.«
    »Das gleiche Kaliber wie bei der
Magnum, die Sie im Handschuhfach von Ericksons Bronco gefunden haben — die,

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