Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
man ihr ein schweres Gewicht von den Schultern genommen.
»Du würdest also jetzt lieber tot vor Syloras Turm liegen?«, erwiderte Entreri. »Ich verstehe.«
Da trabte Andahar auf die Lichtung. Drizzt sprang ab und kam zu den beiden herüber, damit sein Einhorn in sicherer Entfernung von Entreris Nachtmahr warten konnte. Auf seinem Gesicht lag ein ungewöhnlicher Ausdruck – Eifersucht womöglich? –, als er Dahlia und Entreri musterte.
»Das wäre geschafft«, sagte Dahlia zu Drizzt.
»Was ist mit Valindra Schattenmantel?«
»Die ist mir egal. Sowohl sie als auch dieser Krieg. Mir ging es einzig um meine persönliche Fehde mit Sylora Salm, und Sylora Salm ist tot.«
»Und mir hat Sylora Salm nur etwas bedeutet, weil ihr Tod mir nutzen sollte«, sagte Entreri.
Er und Dahlia wechselten einen harten Blick.
»Und ich?«, fragte Dahlia. »Willst du deinem Herrn immer noch meinen Kopf bringen?«
»Du hast gerade gesagt, dass du hier wegwillst. Ist das dann noch wichtig?«
»Für mich vielleicht«, antwortete Dahlia, was Entreri zum Lachen brachte. Er starrte nach wie vor in Dahlias blaue Augen.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Drizzt den Meuchelmörder abrupt. »Wo willst du hin?«
»Zurück nach Niewinter. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig«, erwiderte Entreri und zuckte hilflos mit den Schultern. Das war der entscheidende Moment, wie er begriff, und er wusste, dass er bisher nicht annähernd gründlich genug darüber nachgedacht hatte. Er hatte keine Ahnung, wie er jetzt umschwenken sollte. Wie konnte er Drizzt und Dahlia dazu bringen, ihn zu begleiten und ihn von seiner Fron zu befreien?
»Nachdem Sylora nun tot ist, braucht Alegni mich vielleicht nicht mehr und lässt mich in Frieden wieder in den Süden ziehen«, sagte er.
»Wer?«
Dahlias Stimme war eiskalt, ihr Gesicht wie versteinert. Das überraschte Entreri.
»Wer?«, wiederholte er.
» Wer braucht dich nicht mehr?«, sagte Dahlia.
»Alegni?«
»Wie heißt er?«, hakte sie nach.
»Aleg…«
»Sein vollständiger Name.«
»Er ist ein Nesser-Fürst, ein Tiefling und Shadovar, und er heißt Erzgo Alegni«, erwiderte Entreri langsam, wobei er jede Silbe deutlich aussprach und Dahlia währenddessen genau beobachtete.
Da sah er den tief verwurzelten Schmerz, der hinter ihren Augen aufflackerte. Es war ein vernichtender Schmerz, der über alles hinausging, was eine körperliche Verletzung anrichten konnte.
»Was ist los?«, fragte Drizzt. Schon ein kurzer Blick reichte Entreri, um zu begreifen, dass der Drow die Tiefe von Dahlias Qual gar nicht erfasste.
Dahlia geriet ins Wanken und schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
»Was ist denn?«, fragte Drizzt erneut. Er trat zu ihr, um sie zu halten.
»Anscheinend ist sie meinem Herrn schon einmal begegnet …«, begann Entreri, doch Dahlia schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihm ins Gesicht spuckte.
Drizzt packte sie an den Schultern und hielt sie zurück. »Dahlia, was ist los?«, drängte er, schob sein Gesicht vor ihres und versuchte, sie von dem emotionalen Abgrund zurückzuziehen, an dem sie zu stehen schien.
»Sag diesen Namen noch einmal«, verlangte Dahlia von Entreri.
»Erzgo Alegni.«
»Dein Herr. Dein Freund.«
»Wohl kaum. Mein Sklaventreiber. Mein schlimmster Feind«, versicherte ihr Entreri, als sie versuchte, an Drizzt vorbeizugelangen, um sich auf ihn zu stürzen.
Diese Worte schienen Dahlia wieder so weit zu beruhigen, dass sie – als Drizzt sie schüttelte und sie zwang, ihn wieder anzusehen – sagte: »Wenn ich gewusst hätte, dass Aleg…« Sie brach ab und schluckte hörbar, weil es ihr schwerfiel, auch nur den Namen auszusprechen.
Entreri konnte sein Glück kaum fassen. Er erkannte den mörderischen Schmerz in Dahlias Augen sehr genau und wusste, dass er durch die bloße Erwähnung von Alegnis Namen den entscheidenden Hebel gedrückt hatte, mit dem er diese beiden in seinen persönlichen Kampf hineinziehen konnte.
»Wenn ich gewusst hätte, dass er die Nesserer anführt, wäre ich bei Sylora Salm geblieben«, sagte Dahlia zu Drizzt.
Besorgt warf der Dunkelelf einen Blick auf Entreri.
Der Meuchelmörder nahm seinen Blick kaum wahr und reagierte auch nicht darauf, denn jetzt kam ihm der Gedanke, dass er seinem verhassten Herrn womöglich schon dadurch half, dass er jetzt hier war. Alegni hatte das Schwert, und das Schwert hatte Entreri. Es konnte jederzeit auf seine intimsten Gedanken und Erinnerungen zugreifen.
Entreri sprang wieder auf seinen
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