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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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dem Lager näherte. Auf ihrem hübschen Gesicht erschien ein breites Lächeln, von dem Drizzt jetzt im Morgenlicht nicht den Blick abwenden konnte.
    Ihr schwarzes, rot gesträhntes Haar lugte unter dem breitkrempigen schwarzen Lederhut hervor, dessen rechte Seite sie hochgesteckt hatte. Das Sonnenlicht, das durch die Bäume fiel, malte zahlreiche Tupfen auf ihre Haut und tanzte über die blaue Gesichtstätowierung. Im Licht des Morgens wirkten diese Muster auf Drizzt gar nicht mehr kriegerisch, sondern eher weich und unschuldig wie die Sommersprossen eines umhertollenden Kindes.
    Der Drow erinnerte sich daran, dass Dahlia die Kunst der Verkleidung und der Manipulation meisterlich beherrschte. Es war gut möglich, dass sie diese gerade ihm gegenüber einsetzte. Dennoch konnte er die Augen nicht von ihr abwenden.
    Sie hatte ihren schwarzen Rabenumhang übergeworfen, und der Ausschnitt ihrer weißen Bluse stand bis zum Rand der schwarzen Weste offen, die sich eng an ihren schlanken Leib schmiegte. Ihr kurzer, schräg geschnittener schwarzer Rock enthüllte viel von ihren wohlgeformten Beinen, bis diese wieder in langen schwarzen Stiefeln verschwanden.
    Sie war die perfekte Mischung aus scheinbarer Unschuld und lockender Sinnlichkeit. Mit anderen Worten – Dahlia war gefährlich. Und er würde gut daran tun, sich das immer vor Augen zu halten, besonders nach ihren gemeinsamen Erlebnissen mit Artemis Entreri.
    Dennoch konnte Drizzt in Bezug auf Dahlia keinen klaren Gedanken fassen, nicht jetzt und auch sonst nicht. Er sah sie durch das Lager streifen, wobei sie hin und wieder mit Kozahs Nadel, die noch immer zum vier Fuß langen Wanderstab zusammengelegt war, zwischen den toten Goblins umherstocherte. Sie erschien ihm süß, verführerisch und böse zugleich, als wolle sie ihn küssen oder töten und als wäre ihr das im Grunde egal. Wie war das möglich? Welche Magie umgab sie? Oder spielte sich all das nur in seinem Kopf ab?, überlegte Drizzt.
    »Jemand ist uns zuvorgekommen«, sagte sie.
    »Scheint so. Hat uns die Arbeit abgenommen.«
    »Hat uns den Spaß verdorben, meinst du wohl«, erwiderte sie trocken. Sie zog ein kleines Messer aus dem Gürtel. »In Niewinter zahlen sie ein Kopfgeld für die Ohren.«
    »Aber wir haben sie nicht getötet.«
    »Das dürfte ziemlich egal sein.« Sie bückte sich, aber Drizzt ging dazwischen, hielt sie fest und zog sie wieder hoch.
    »Sie sollten erfahren, wer oder was dafür verantwortlich war«, mahnte der Drow. »Ashmadai? Oder eine Nesser-Patrouille?«
    Dahlia dachte kurz nach, dann sah sie nach unten. »Nun«, sagte sie, »ich weiß, was das getan hat, wenn auch nicht wer .«
    Drizzt folgte ihrem Blick auf den toten Goblin, den sie umgedreht hatte. Bei der Drehung war sein Hals zum Vorschein gekommen, und dort sah man zwei punktförmige Wunden wie von Reißzähnen.
    »Ein Vampir«, bemerkte Dahlia.
    Drizzt betrachtete die Wunde, suchte aber nach einer anderen Antwort. Vielleicht ein Wolf, sagte er sich, wusste aber, wie absurd diese Idee war. Ein Wolf hätte ein Opfer nicht in dieser Form gebissen, ohne ihm die Kehle aufzureißen. Andererseits war Drizzt der Gedanke an einen weiteren Vampir auch nicht gerade angenehm. In den Tiefen von Gauntlgrym hatte er von einem solchen Wesen mehr als genug gesehen, das letztlich Bruenor und Thibbledorf Pwent getötet hatte.
    »Das steht noch nicht fest«, erwiderte Drizzt. Seine Worte entsprangen nicht nur einer verzweifelten Hoffnung, denn irgendetwas stimmte hier nicht. Er ging zu einem zerfetzten Zelt, das sich seitlich an einem Ast verfangen hatte.
    »In dieser Hinsicht habe ich eine gewisse Erfahrung«, sagte Dahlia. »Ich weiß, wie solche Wunden aussehen.« Drizzt hegte schon länger den Verdacht, dass dieser Vampir, Dor’crae, der Bruenor im Vorraum der Grube des Urelementars angegriffen hatte, ein ehemaliger Liebhaber von Dahlia war.
    Drizzt gab sich große Mühe, die Erinnerung an Dor’crae auszublenden, und versuchte, das Bild der hübschen Elfe darüberzuschieben, die in das Lager spaziert war. Ihre attraktive Erscheinung, die ihn so reizte, sollte alles andere überlagern.
    Und als das nicht funktionierte, griff er auf das anhaltende Gefühl zurück, dass hier etwas nicht zusammenpasste.
    Drizzt zog einen Krummsäbel und schnitt damit das zerrissene Zelt auf. Dabei kamen weitere Goblins zum Vorschein, besser gesagt ihre Einzelteile, die vor ihm verstreut lagen. Er betrachtete das Blutbad, insbesondere die Kleiderfetzen und

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