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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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war da früher eine Burg oder so was, aber jetzt sind nur noch Ruinen übrig. Der Turm ist irgendwie cool. Man kann bis ganz rauf klettern – von da oben sieht man alles. Manche behaupten, man kann bis London sehen, aber ich sehe immer nur Bäume und Felder.«
    Sie gingen unten um den Hügel herum und erreichten eine lange Steinmauer. »Was ist denn das?«, fragte Allie.
    »Wirst du gleich sehen.«
    Kurz darauf kamen sie an eine altertümliche Holztür, die – merkwürdiger Stilbruch – mit einem modernen Zahlenschloss gesichert war. Mit geübten Fingern drehte Jo an den drei Zahlenrädern, und das Schloss sprang auf.
    Sie stieß die Tür auf und duckte sich unter dem niedrigen Rahmen durch. Allie folgte ihr, und Jo machte behutsam die Tür hinter ihnen zu. Das Schloss steckte sie ein.
    »Oh wow«, stieß Allie hervor. Vor ihr lag, von der Mauer umschlossen, ein riesiger, gepflegter Nutzgarten. Das Gemüse stand in Reih und Glied, schnurgerade wie ein Gewehrlauf. Im hinteren Teil drängten sich die Obstbäume und reckten ihre Äste über die Mauer hinweg der Sonne entgegen. An den Rändern wogte ein Blumenmeer in kräftigen Pink-, Weiß- und Purpurtönen.
    Entlang der Gartenmauer verlief ein steinerner Weg, den Jo nun einschlug. »Willkommen an meinem Lieblingsort in Cimmeria!«
    »Hammer! Wie hast du denn den gefunden? Und woher kennst du die Zahlenkombination?«
    »Äh … das war eher Zufall. In meinem ersten Jahr hatte ich mal Arrest und musste hier arbeiten. Zuerst fand ich’s total ätzend – jeden Tag um sechs aufstehen –, aber am Ende der Woche hab ich gemerkt, dass ich den Garten vermissen werde. Weiß auch nicht, warum. Das Gärtnern liegt mir irgendwie, und hier ist es so … friedlich.«
    Allie rätselte, was Jo verbrochen hatte, um sich eine Woche Arrest zu verdienen, doch da ihre Freundin nicht von sich aus auf den Grund zu sprechen kam, verkniff sie sich die Frage. Zumal man hier offenbar recht schnell mit Arrest bei der Hand war.
    Jo bog links ab in einen Weg, der mitten durch den Garten führte, vorbei an einem klassischen Brunnen, auf dem ein hübsches junges Mädchen mit wallenden Gewändern und leicht beschädigter Nase unentwegt ihren Wasserkrug auf ein paar Felsbrocken kippte, um ein Heidelbeergesträuch herum, bis sie schließlich den Granitpfad auf der anderen Seite erreichten.
    »Inzwischen helfe ich hier manchmal nach dem Unterricht und an den Wochenenden aus. Und wenn ich meine Ruhe haben will, komme ich auch her.«
    Unter den purpurfarbenen Glyzinien versteckt, die sich üppig an der Mauer emporrankten, stand eine Holzbank. Jo ließ sich darauf nieder und bedeutete Allie, es ihr gleichzutun. Allie zog die Beine an, schlang die Arme um die Knie und atmete den kühlen Duft der Blumen ein.
    »Hier können wir ungestört reden«, sagte Jo. »Das ist so ziemlich der einzige Ort in Cimmeria, wo uns niemand belauschen kann. Wie dir sicher schon aufgefallen ist, sind die Leute hier ganz schön neugierig. Wie geht’s dir eigentlich? Muss doch total komisch sein für dich, auf einmal hier zu sein. Ich kann mich noch gut an meine ersten paar Tage in Cimmeria erinnern – diese Schule hat mich völlig fertiggemacht.«
    »Das klingt jetzt vielleicht verrückt. Aber ich hasse diesen Ort. Und gleichzeitig liebe ich ihn auch.«
    Jo schenkte ihr ein ungezwungenes Lächeln. »Das kann ich total gut nachvollziehen.«
    »Die Schule ist komplett anders als alle anderen, auf denen ich bisher war. Und man muss sich ganz schön reinhängen. Aber …« Allie dachte kurz nach. »Es ist nicht mein Leben. Und das gefällt mir daran. Es ist ganz anders, als mein Leben die letzten zwei Jahre war. Alles ist besser als das.«
    Jo sah sie nachdenklich an. »Aus meiner letzten Schule«, setzte sie zögernd an, »bin ich rausgeflogen, weil sie mich und meinen Ex besoffen auf dem Schuldach gefunden haben. Wir waren total hinüber. Wir hatten Wodka getrunken und … Na ja, jedenfalls waren meine Eltern stinksauer auf mich. Die Schule war angeblich wahnsinnig toll, aber ich fand’s da einfach … saublöd. Der Stoff war zu leicht, man hatte nichts zu tun, und um mich rum nur lauter reiche Teenies, die ihre Zeit totschlugen, bis sie nach Oxford oder Cambridge konnten.«
    Sie ließ den Fuß hin- und herpendeln.
    »Danach haben meine Eltern mich hierher geschickt. Wahrscheinlich dachten sie, dass es mich total ankotzt, aber nachdem ich mich erst mal an die ganzen Merkwürdigkeiten gewöhnt hatte, fand ich’s

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