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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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lief.
    Eigentlich war es doch gar nicht so schlimm, was Carter gesagt hat. Wir wissen ja, dass Gabe mit Nathaniel unter einer Decke steckt, und wir wissen, dass Nathaniel es auf mich abgesehen hat. Ist also eigentlich gar nicht so wichtig, das Ganze
.
    Sie machte kehrt.
    Aber was, wenn es doch wichtig ist? Isabelle hat gesagt, dass sie jede Information über Gabe haben möchte, die helfen könnte zu verstehen, ab wann er gemeinsame Sache mit Nathaniel gemacht hat und warum.
    Und wieder andersherum.
    »Du trägst noch den ganzen Boden ab.«
    Sylvain stand am Fuß der Haupttreppe und beobachtete sie. Wie lange er schon da stand, wusste sie nicht; sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal aufgeschaut hatte.
    Selbst im blauen Einheitsdress schaffte er es, elegant auszusehen. Er hatte die Ärmel bis zu den Ellbogen zurückgeschoben, wodurch der Pulli wirkte, als wäre er ihm auf den Leib geschneidert.
    Während sie noch überlegte, was sie antworten sollte, fügte er hinzu: »Und dann müssen die Handwerker mit ihrem Maschinenpark wiederkommen, und man wird dir die Schuld dafür geben.«
    Allie hob die Braue. »Dieser Pessimismus … Hat das was damit zu tun, dass du Franzose bist?«
    »Kein Pessimismus«, erwiderte er. »Pragmatismus. Ist ein französisches Wort, weißt du.
Pragmatisme

    »Und Pessimismus, ist das etwa kein französisches Wort?«
    »Doch«, sagte er und zuckte vielsagend die Achseln. »Aber die besten Wörter sind sowieso alle französisch.«
    Jetzt musste sie doch lächeln, trotz allem.
    Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie erwartungsvoll an. »Jetzt erzähl mal, Allie … Wieso tigerst du hier über den Flur wie ein Strafgefangener? Heckst du was aus?«
    Sein Blick war so voller unverhohlener Neugier und Sorge, dass sie den drängenden Wunsch verspürte, ihm alles zu erzählen. Und da wurde es ihr plötzlich bewusst.
    Ich vertraue ihm wieder. Seit wann das denn?
    Die Erkenntnis traf sie wie eine Faust in den Magen.
    Seit das neue Trimester angefangen hatte, war er nur fürsorglich und nett zu ihr gewesen, immer. Als wäre damals nichts passiert. Und Hilfe konnte sie im Moment verdammt gut brauchen.
    »Es gibt da was.« Sie rieb die Zehen ihrer robusten Schulslipper gegeneinander und sah sich nervös um, während sie inständig hoffte, dass Carter nicht im nächsten Augenblick um die Ecke bog. »Ich muss eine Entscheidung treffen. Aber egal, wie ich mich entscheide, jemand, der mir sehr wichtig ist, könnte es missverstehen. Es könnte ihn verletzen … Oder sie«, fügte sie eilig hinzu. »Ich glaube, ich muss mich entscheiden, welches Missverständnis das geringere Übel ist.«
    »Aha.« Er lehnte sich gegen die Wand. »Das sind die schwierigsten Probleme, finde ich. Wenn es keine richtige Antwort gibt, sondern nur zwei falsche.«
    Allie nickte. »Genau! Und, was würdest du an meiner Stelle tun?«
    »Am besten, du vertraust deinem Instinkt.«
    »
Meinem
Instinkt?«, spottete sie. »Ein Albtraum.«
    Er musterte sie aufmerksam. »Also, wenn du mich fragst, triffst du öfter die richtigen Entscheidungen, als dir bewusst ist, Allie.«
    Sie wollte irgendwas Witziges erwidern, doch dann merkte sie, dass er es ernst meinte, und sagte nichts. Eine Weile stand sie still da und starrte ihn an, ohne ihn zu sehen. »Ich muss mit Isabelle reden.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und wollte schon davonstapfen, schnurstracks ins Zimmer der Rektorin. Doch dann überlegte sie es sich und fuhr genauso schnell wieder herum. Sylvain hatte sich nicht von der Stelle gerührt und sah sie mit einem Lächeln an, das so zärtlich war, dass es sie fast aus der Fassung brachte.
    »Sorry«, sagte sie verwirrt. »Man läuft nicht einfach weg, ohne sich zu verabschieden. Das gehört sich nicht. Und … den Kram machen wir doch morgen, nicht wahr?«
    Sie hatten ausgemacht, die Befragung am folgenden Abend hinter sich zu bringen.
    »Ja«, antwortete er, und sie sah seinen Augen an, dass er sich königlich amüsierte. »Nach dem Abendessen, da machen wir den … Kram.«
    »Cool. Äh … Tschüss!«
    Leichtfüßig rannte sie unter die Treppe zu Isabelles Tür, klopfte und drehte im selben Augenblick den Knauf, ohne eine Antwort abzuwarten. Die Tür öffnete sich sofort, doch das Zimmer war leer. Die Rektorin musste es erst kürzlich verlassen haben, das Licht brannte noch. Ihre schwarze Kaschmirjacke lag achtlos hingeworfen auf einem der Ledersessel, und der warme Raum duftete nach ihrem geliebten

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