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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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lesen?«
    »Wollen Sie das abstreiten?«, fragte Allie postwendend zurück.
    »Nicht ich stehe hier vor Gericht«, sagte er. »Vergessen Sie das nicht.«
    »Niemand steht hier vor Gericht«, schaltete sich Jerry Cole ein, um die Situation zu beruhigen. Sein drahtiges, braunes Haar war noch strubbeliger als sonst, und er hatte seine Brille vor sich auf den Tisch gelegt, um sich die Nasenwurzel zu massieren. »Allie, ging es dir einzig und allein darum, deinen Bruder zu schützen?«
    Sie nickte eifrig.
    »Du wolltest nicht etwa Nathaniel helfen?«
    »Nein.« Sie sah ihn verwirrt an. »Wieso sollte ich Nathaniel helfen wollen?«
    »Nach allem, was du uns erzählt hast«, fuhr Jerry fort, »scheint dein Bruder doch ein überzeugter Anhänger von Nathaniel zu sein. Beeindruckt dich das gar nicht?«
    »Ich glaube …« Allies Magen drehte sich, und sie musste schwer schlucken. »Ich glaube, dass mein Bruder den Verstand verloren hat. Ich teile keine seiner Ansichten. Aber ich musste ihn einfach sehen. Ich musste herausfinden, was mit ihm passiert war.«
    »Niemand wird behaupten, dass das nicht nachvollziehbar ist«, schaltete sich Eloise ein. »Zwischen Geschwistern besteht ein besonderes Band. Jeder hätte so gehandelt.«
    »Genau über dieses besondere Band möchte ich mehr erfahren«, sagte Jerry. Eloise warf ihm einen seltsamen Blick zu, den er aber nicht zu bemerken schien. »Du hast dich ihm so verbunden gefühlt, dass du gegen die Internatsordnung verstoßen und alles riskiert hast, nur um ihn zu sehen. Würdest du seinetwegen noch einmal gegen die Regeln verstoßen? Würdest du noch einmal deinen Bruder wichtiger nehmen als deine Schule?«
    Über diese Frage hatte Allie noch gar nicht nachgedacht. Den Blick starr auf Jerry gerichtet, stellte sie sich vor, Christopher würde sie um Hilfe bitten und von ihr verlangen, dass sie alles für ihn aufgab.
    »Nein«, sagte sie traurig. »Jetzt nicht mehr.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?« Jerry sah sie prüfend an.
    »Weil ich ihm nicht traue.«

[zurück]

Zweiundzwanzig
    Wenige Fragen später schloss Isabelle die Verhandlung.
    »Ich denke, wir haben genügend Informationen zusammengetragen, um eine Entscheidung zu fällen«, sagte sie. »Würdest du bitte draußen warten, Allie? Wir rufen dich herein, wenn wir fertig sind.«
    Allie stand auf und ging zur Tür, ihre Beine waren schwer. Der Flur war verlassen; Sylvain war fort. Allie lehnte sich gegen die Wand und wartete mit gesenktem Kopf auf die Entscheidung.
    Mehr als zehn Minuten stand sie so da, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Ab und zu hörte sie, wie drinnen jemand die Stimme erhob, konnte aber kein Wort verstehen. Schließlich ging die Tür auf, und Eloise winkte sie herein.
    »Du kannst wieder reinkommen.«
    Diesmal blieb Allie hinter ihrem Stuhl stehen. Isabelle sprach für die Gruppe. Während sie redete, putzte Jerry seine Brille und mied Allies Blick. Eloise lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Was du getan hast, war falsch, Allie«, begann Isabelle. »Du hast dadurch gegen die Internatsordnung verstoßen, an die alle Schüler in Cimmeria gebunden sind. Erschwerend kommt hinzu, dass du dein eigenes Leben und das von Sylvain aufs Spiel gesetzt hast, ganz zu schweigen davon, dass du die Männer aus Raj Patels Team in Gefahr gebracht hast. All das kann nicht ungestraft bleiben. Andererseits verstehen wir, dass die Bindung zwischen Geschwistern sehr stark ist, und jeder von uns« – hier warf sie Zelazny einen Blick zu, der sich ärgerlich abwandte – »würde sich schwertun zu behaupten, dass er sich in einer vergleichbaren Situation nicht ebenfalls verpflichtet gefühlt hätte, einem Familienmitglied zu helfen. Aus diesem Grund werden wir dich nicht der Schule verweisen.« Zelazny ließ angewidert seinen Stift fallen, was einen warnenden Blick Isabelles in seine Richtung zur Folge hatte. »Du kommst mit drei Monaten Bewährung davon.«
    Allies Augen schossen von einem zum anderen. »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet«, sagte Isabelle, »dass die Sache für dich nach drei Monaten ausgestanden ist – vorausgesetzt, du verstößt in dieser Zeit kein weiteres Mal gegen die Regeln. Beim geringsten neuerlichen Verstoß gegen die Internatsordnung, und sei er auch noch so klein, wirst du ohne weitere Diskussion der Schule verwiesen. Hast du diese Entscheidung verstanden?«
    Allie nickte.
    Isabelle beugte sich vor und sah Allie in die Augen. »Wir schätzen deine Aufrichtigkeit. Und wir hoffen,

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