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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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ihm eingeredet, dass er seiner eigenen Familie nicht trauen könne. Er hat ihm ein Leben voller Macht und Privilegien versprochen. Die übliche Methode. Erst hat er ihn nach allen Regeln der Kunst zerlegt – und dann wieder aufgebaut. Nach seinen Vorstellungen.«
    Allie gefror das Blut in den Adern, als sie ihre Großmutter so reden hörte. Hatte sie am Ende vielleicht recht? Es würde so vieles erklären: Christophers merkwürdiges Verhalten bei ihrer Begegnung im Dezember – wie eine rätselhafte, zornige Ausgabe seiner selbst war er ihr da vorgekommen.
    Die Erinnerung daran, wie sie damals am Bachlauf gestanden hatten, jeder auf seiner Seite, machte sie frösteln. Sie versuchte, sich aufs Fragenstellen zu konzentrieren.
    »Wieso hasst Nathaniel dich und Isabelle so sehr?«, fragte Allie. »Was ist denn da passiert? Oder ist er einfach nur verrückt?«
    »Ich kenne Nathaniel, seit er noch ein kleines Kind war«, erwiderte Lucinda. »Ich kannte seinen Vater recht gut. Wir waren uns … sehr nah. Leider ist er gestorben, als Nathaniel noch ein Teenager war. Damals war er ein verschüchterter, einsamer junger Mann, der seine Mutter verloren hatte, als er noch ein Kind war – und dann starb auch noch sein Vater. Übrig blieb nur seine Halbschwester …«
    »Isabelle«, vollendete Allie ihren Satz.
    »Ganz genau.«
    Allie griff nach ihrer Tasse. »Isabelle und Nathaniel haben also denselben Vater?«
    Lucinda nickte.
    »Und du hast ihren Vater gut gekannt … Wie hast du ihn denn kennengelernt?«, fragte Allie. »Habt ihr zusammengearbeitet?«
    »So würde ich das nicht ausdrücken«, sagte Lucinda und lächelte schief. »Wir waren verheiratet.«
    Allie hätte sich beinahe verschluckt. Prustend setzte sie die Tasse ab und beugte sich vor, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Ihr wart
verheiratet
?«, krächzte sie. »Jetzt sag bloß, du bist Nathaniels Mutter?«
    Seelenruhig reichte Lucinda ihr ein Papiertaschentuch. »Nein. Der Vater der beiden, mein Exmann, hatte mehrere Ehefrauen – also, natürlich nicht gleichzeitig. Er hat’s bei keiner so richtig lange ausgehalten. Ich war seine dritte Frau. Nach unserer Scheidung hat er dann Nathaniels Mutter geheiratet, die leider bei einem Reitunfall ums Leben kam, da war sie noch keine dreißig. Danach hat er Isabelles Mutter geheiratet.«
    Allie blinzelte. »Das muss ja ein toller Hecht gewesen sein, wenn so viele Frauen hinter ihm her waren! Wer war denn der Typ?«
    »›Der Typ‹, wie du ihn nennst, hieß Alistair St. John. Er war ein wichtiges Mitglied der schottischen Regierung, und ihm gehörte der größte Technologiekonzern Großbritanniens, ILC .« Lucinda führte formvollendet ihre Teetasse an die Lippen. »Er war sehr charmant.«
    »Warte mal«, sagte Allie. »Ist der … Also war dieser St. John am Ende mein Großvater?«
    Lucinda legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Nein, nein, Liebes.«
    »Aber wer …« Allie hob frustriert die Arme.
Diese alten Leute haben aber auch ein Liebesleben! Da soll sich einer auskennen …
    »Dein Großvater war ein reizender Mann – und ein guter Mensch – namens Thomas Meldrum«, erklärte Lucinda schlicht. »Er war mein zweiter Ehemann und viel älter als ich; er ist noch vor deiner Geburt gestorben.«
    Dann verstummte sie; ihr Gesicht war plötzlich ganz ruhig und von in langen Jahren erprobten Gramfurchen überzogen.
    Fieberhaft überlegte Allie, wie sie das Thema wechseln konnte, um die peinliche Stille zu überbrücken. »Und dieser Mr …«,
wie heißt der noch mal?
, »… St. John, war der auch ein wichtiges Mitglied von Orion und der Night School oder was auch immer?«
    »Natürlich«, entgegnete Lucinda, als ob etwas anderes völlig undenkbar wäre.
    »Und was ist nach seinem Tod passiert? Also, mit Nathaniel und Isabelle …?«
    »Alistair und ich waren einander immer nahe«, fuhr Lucinda fort. »Ich war die Patentante von beiden Kindern. Da Isabelles Mutter ja noch lebte – und immer noch lebt – ist Isabelle bei ihr aufgewachsen. Aber Nathaniel hatte nur mich.«
    »Und … wie war er so?«, fragte Allie neugierig.
    »Schwierig«, sagte Lucinda. »Ich war oft dienstlich unterwegs. Nathaniel und Isabelle waren damals beide auf Cimmeria. Es war sein letztes Jahr. Und dann wurde das Testament verlesen …« Sie schüttelte den Kopf.
    Irgendwie kam Allie die Geschichte bekannt vor. Hatte Isabelle nicht vor langer Zeit mal etwas von einer Erbschaft erzählt? »Was ist passiert? Was stand in dem

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