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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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so aufrichtig gewesen, wie sie konnte – nie hätte sie Carters Vertrauen enttäuscht. Es war an der Zeit, das Thema zu wechseln.
    »Sag mir lieber mal, was zwischen euch beiden passiert ist«, sagte sie, während sie ein weiteres Buch aus dem Regal zog. »Ihr habt euch doch immer gehasst, aber jetzt zieht ihr plötzlich an einem Strang. Ihr geht beinahe
nett
miteinander um.«
    Ungerührt zog Sylvain eine Metallnadel aus der Tasche und machte sich damit an einer Schreibtischschublade zu schaffen. »Nach dem, was mit Jo und dir passiert ist, haben wir uns mal hingesetzt und geredet. Wir haben beschlossen, dass es langsam an der Zeit war, uns auf Nathaniel zu konzentrieren, anstatt einander zu bekämpfen. Funktioniert ganz gut bis jetzt.« Mit einem Klicken ging das Schloss auf. »Wir trainieren zusammen.«
    Allie wäre fast vom Stuhl gekippt. »Das glaub ich nicht.«
    »Ist aber so.« Als er ihren ungläubigen Gesichtsausdruck sah, musste er lächeln. »Er ist sehr gut – sehr stark. Ich bin natürlich beweglicher, aber … er ist auch nicht schlecht.«
    »Das … ist ja toll.« Allie versuchte, sich jenes Gespräch vorzustellen, in dem sie feierlich sechs oder mehr Jahre Feindschaft ad acta legten. Es gelang ihr nicht.
    Als sie das Regalende erreicht hatte, kletterte sie von dem Stuhl herunter und wischte sich die Hände an ihrem Rock ab. »Hier ist nichts. Außer wahnsinnig öden Büchern.«
    Sylvain, der vor dem Schreibtisch kauerte und mit seiner Nadel am nächsten Schubladenschloss hantierte, deutete auf die Tür zum Nebenzimmer. »Da geht’s zum Schlafzimmer. Sieh mal in den Nachttischchen nach.«
    Allie zog ein Gesicht.
    Zelaznys Schlafzimmer
, dachte sie angewidert.
Igitt.
    Widerwillig ging sie durch die Tür und tastete an der Wand entlang. Der Lichtschalter fühlte sich kalt an. Licht flutete den kleinen Raum. Er war in der gleichen Farbe gestrichen wie das Wohnzimmer – etwas Beruhigendes hatte die Farbe ja, musste Allie zugeben.
    An einer Wand stand ein Doppelbett, dessen blaue Tagesdecke perfekt unter die Matratze geklemmt war. Nirgendwo das kleinste Staubkörnchen.
    »Hier könnte man ja vom Boden essen«, murmelte sie zu sich selbst.
    »Was sagst du?«, rief Sylvain.
    »Nichts.«
    Rechts neben dem Bett stand ein Nachttisch mit zwei Schubladen und einer kleinen Messinglampe darauf. Allie näherte sich ihm wie einer Giftschlange. Sie wappnete sich und griff nach der oberen Schublade, obwohl sich jede Faser ihres Körpers gegen die Vorstellung wehrte, sie zu öffnen.
    Lass bitte keine Pornos drin sein. Lass bitte keine Pornos drin sein. Lass bitte …
    Leise glitt die Schublade auf und enthüllte eine Lesebrille mit Drahtgestell, einen akkurat gespitzten Bleistift sowie zwei Bücher mit Kreuzworträtseln und eins mit Sudokus.
    Nichts, was sie weiterbrachte, aber Gott sei Dank auch nichts Gruseliges.
    Als sie die Schublade schon wieder schließen wollte, fiel ihr Blick auf zwei eigenartige pinkfarbene Plastikklümpchen. Mit unverhohlenem Ekel betrachtete sie sie, ehe ihr klar wurde, worum es sich handelte.
    Ohrstöpsel.
    »Grauenhaft«, flüsterte sie und knallte die Schublade zu.
    Nachdem sie in der ersten Schublade nichts Unanständiges gefunden hatte, fiel es ihr leichter, die zweite zu öffnen. Obenauf lag ein Buch mit dem Titel »Konfliktlösung«. Sie nahm es heraus.
    Darunter lagen ein Notizblock mit Stift, eine CD , eine Packung Taschentücher und ein Glasdöschen mit einer Creme.
    Allie nahm davon Abstand, die Creme genauer zu begutachten.
    »Hier ist nichts«, rief sie leise.
    »Schau unter dem Bett nach«, kam prompt die Antwort.
    »Toll«, brummte sie.
    Mit einem tiefen Seufzer ging sie auf Hände und Knie, um unter dem Bettrahmen aus Kiefernholz nachzusehen. Blitzeblank auch hier. Nichts außer einem Koffer und einem Pappkarton.
    Der Koffer, den sie als Erstes hervorzog, war leer. Gründlich untersuchte sie auch die Seitentaschen, fand aber nichts.
    Unterdessen dachte sie darüber nach, was Sylvain gesagt hatte. Wie leicht er ihren Versuch durchschaut hatte, zu überspielen, was im Wald passiert war. Und schuldbewusst musste sie daran denken, wie schlecht sie ihn damals nach Jos Tod behandelt hatte – als wäre er ein Problem, für dessen Lösung sie gerade keine Zeit hatte. In vielerlei Hinsicht hatte sie ihn behandelt, wie Carter sie behandelt hatte.
    Diese Erkenntnis ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. Sie blickte über die Schulter durch die offene Tür zum Wohnzimmer, wo sie

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