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Night School. Der den Zweifel sät (German Edition)

Night School. Der den Zweifel sät (German Edition)

Titel: Night School. Der den Zweifel sät (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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reichte ihr ein Blatt mit Fragen. »Diese drei Fragen musst du im Verlauf von Carters Befragung irgendwie einstreuen. Sie müssen in deinem Abschlussbericht auftauchen, samt Carters Antworten.«
    Allie nahm den Zettel und starrte auf die erste Frage. »Hast du je mit Nathaniel oder jemandem, der für ihn arbeitet, über mich gesprochen?«
    Ihr Magen rebellierte und sie fuhr auf. »Eloise«, sagte sie mit schneidender Stimme, »du weißt genauso gut wie ich, dass hier praktisch jeder ein Spitzel sein könnte, aber ganz bestimmt nicht Carter. Das ist Zeitverschwendung. Warum konzentrieren wir uns nicht darauf, herauszufinden, wer es wirklich ist? Was, wenn es Zelazny oder Jerry ist? Oder du? Wer befragt eigentlich
dich

    Ihre Worte hallten durch das stille Kabäuschen. Eloise antwortete nicht gleich. Sie stand auf, kam näher, legte ihre Brille ab und beugte sich zu Allie vor. Ihr langes, dunkles Haar war hinten lose zusammengebunden. Erneut fiel Allie auf, wie jung sie noch war. Von so nah war ihr Gesicht derart faltenlos, die braunen Augen so klar, dass sie eine von den Schülerinnen hätte sein können.
    »Schau mal, Allie«, sagte sie noch freundlicher. »Ich weiß, dass das ganz schön hart für dich ist. Das war uns allen klar. Deshalb verlangen wir es ja von dir.«
    Allie bekam vor Wut Herzrasen. »Was? Ihr wolltet mal eben so mein Leben ruinieren?«
    »Nein«, erwiderte Eloise. »Wir möchten, dass du lernst, wie du dich schützen kannst – auch vor Leuten, die vorgeben, deine Freunde zu sein. Denk an Gabe. Auch er war dein Freund. Du hast ihm vertraut – wir alle haben ihm vertraut –, aber er hat uns alle getäuscht. Wir fanden es richtig, dass du den Menschen befragen sollst, der dir am nächsten steht.«
    »Aber wieso Carter?«, fuhr Allie gequält auf und rang die Hände. »Er ist nicht bloß irgendein Freund. Wir gehen miteinander. Das ist doch was anderes.«
    Eloise ergriff Allies Hände und drückte sie. »Weil der Mensch, der einem am nächsten steht, einem auch am meisten Schaden zufügen kann.«
    Wie konnte sie so etwas Schreckliches sagen? Wütend riss Allie sich los. Doch als sie den Mund aufmachte, um ihr zu widersprechen, hob Eloise eine Hand und unterbrach sie.
    »Ich weiß, was du sagen willst. Ich weiß, dass Carter ein guter Mensch ist. Wir kennen Carter sehr gut, und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass er etwas vor uns verbirgt. Aber wer weiß, ob Carter auf Dauer der Mensch sein wird, der dir am nächsten steht. Du musst lernen, auch die Menschen, die dir wichtig sind, leidenschaftslos einzuschätzen. Du musst in der Lage sein, das, was du in einem Menschen sehen willst, zu trennen von dem, was dieser Mensch wirklich ist. Selbst wenn du ihn liebst.«
    Als das Wort »Liebe« fiel, zuckte Allie zusammen. »So ein Quatsch.« Sie trat gegen ein Stuhlbein. »Das kann doch keiner. Keiner kann seinen Freund aushorchen und dann … danach mit ihm rumknutschen oder so. Keiner.«
    »Und ob«, sagte Eloise nur. »Das machen alle, ständig.«
     
    Abends nach dem Essen saß Allie allein in ihrem Zimmer und gab vor, in ihrem Englischtext zu lesen. Doch die Wörter verschwammen auf der Seite, ohne Sinn und Ordnung – ein Code, den sie nicht entschlüsseln konnte. Mit den Gedanken war sie ganz woanders. Die Saat des Zweifels, von Eloise am Vormittag gesät, hatte Wurzeln geschlagen und rankte sich durch ihre Gedanken.
    Wie würde ich mich fühlen, wenn Carter mich anlügen würde?
, fragte sie sich und blätterte achtlos eine Seite um. Entsetzt spann sie den Gedanken fort:
Wäre er dazu fähig?
     
    Lauf weiter, dann wirst du nicht sterben.
    Sagte Allie sich immer und immer wieder, während sie durch den eiskalten Wald rannte.
    Lauf weiter.
    Die Bäume waren in blaues Mondlicht getaucht, das ihren weißen Pyjama schimmern ließ.
    Dann wirst du nicht sterben.
    Neunhunderteinundsiebzig Schritte … Neunhundertzweiundsiebzig.
    Sie konnte kaum glauben, dass sie immer noch lief, so kalt war ihr. Ihre gefrorenen Finger hatten sich zu Fäusten geballt, die sich wie Kolben rechts und links von ihrem Körper bewegten. Sie konnte nichts hören außer ihrem abgehackten Atem und dem knarrenden Geräusch ihrer durchnässten Schuhe im Schnee.
    Während sie auf dem Waldweg immer wieder ausrutschte, erkannte sie im taghellen Licht des Mondes Kiefern und gefrorene Farne. Ihre Atemluft bildete eine kristalline Wolke.
    Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Und sie fror erbärmlich. Ein Schluchzer stieg

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