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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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beabsichtigtes Design wie Frosted Glass.
    »David! Komm mal her!«, rief Tanya, ohne auf Gillian zu achten. Eine Sekunde später wurde die Tür geöffnet, und Gillian konnte durch den Dampf einen verzerrten Blick auf Davids Gesicht im Spiegel werfen.
    »Siehst du das? Wie kann denn so was passieren?«, fragte Tanya.
    David verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Hitze? Kälte? Ich weiß es nicht.« Er schaute zögernd in Gillians Richtung, gerade lange genug, um ihr von dem korallenfarbenen Duschvorhang umrahmtes Gesicht zu entdecken.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er, wobei er seine Worte an einen weißen Handtuchständer an der gegenüberliegenden Wand richtete.
    Gillian konnte nicht sprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr stiegen erneut Tränen in die Augen. Doch als Tanya sie ansah, nickte sie.
    »Alles in Ordnung, vergiss es. Lass uns zusehen, dass du in frische Kleider kommst.« Tanva wandte sich vom Spiegel ab. David zog sich aus dem Badezimmer zurück.
    »Überzeug dich davon, dass ihre Finger und alles andere richtig funktionieren«, sagte er aus einiger Entfernung.
    »Mir geht es gut«, erklärte Gillian, als sie mit Tanya allein war. »Alles in Ordnung.« Sie wackelte mit den Fingern, die zwar empfindlich waren, ihr jedoch gehorchten. Jetzt hatte sie nur noch einen einzigen Wunsch, sie wollte, dass Tanya ging. »Ich kann mich selbst anziehen.«
    Bitte, lass mich nicht vor ihr in Tränen ausbrechen.
    Sie zog sich wieder hinter den Duschvorhang zurück und machte ein spritzendes Geräusch. »Ihr könnt jetzt gehen.«
    Ein halber Seufzer von Tanya, die zweifellos fand, dass Gillian undankbar war. »Na schön«, antwortete sie. »Deine Kleider und deine Schokolade sind gleich hier. Soll ich irgendjemanden für dich anrufen...a«
    »Nein! Meine Eltern - mein Dad wird gleich hier sein. Mir geht es gut.« Dann schloss sie die Augen und begann mit angehaltenem Atem zu zählen.
    Und dann hörte sie jene willkommenen Geräusche, die bedeuteten, dass Tanya das Badezimmer verließ. Sowohl Tanya als auch David riefen ihr ein paar Worte des Abschieds zu, dann war alles still.
    Gillian zog sich mit steifen Bewegungen hoch und fiel beinahe hin, als sie versuchte, aus der Badewanne zu steigen.
    Sie zog ihren Pyjama an und verließ langsam das Badezimmer, wobei sie sich bewegte, wie eine alte Frau. Den zerbrochenen Spiegel würdigte sie keines Blickes.
    Sie versuchte, auf der Treppe möglichst leise zu sein. Aber gerade als sie ihr Zimmer erreichte, wurde die Tür am Ende des Flurs im oberen Stockwerk geöffnet.
    Ihre Mutter stand da, eingehüllt in einen langen Morgenmantel und mit flauschigen, vliesgefütterten Pantoffeln an den Füßen. Ihr Haar, das von einem dunkleren Blond war als das Gillians, war ungekämmt.
    »Was ist hier los? Ich habe Lärm gehört. Wo ist dein Vater?«
    Nicht: »Was 'n hier los? Wo'sch dein Vadder?« Aber nahe dran.
    »Es ist noch keine sieben Uhr, Mom. Ich bin auf dem Heimweg nass geworden und gehe jetzt ins Bett.« Das bloße Minimum an Sätzen, um die notwendigen Informationen zu übermitteln.
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Schätzchen...«
    »Nacht, Mom.«
    Gillian eilte in ihr Zimmer, bevor ihre Mutter weitere Fragen stellen konnte.
    Sie fiel aufs Bett und raffte einen Arm voller Stofftiere an sich. Sie waren fest und freundlich und füllten ihren Arm komplett aus. Gillian rollte sich um die Stofftiere herum zusammen und biss in den Plüsch.
    Und jetzt konnte sie endlich weinen. Alle Schmerzen ihres Geistes und ihres Körpers verschmolzen, und sie schluchzte ihren Kummer laut heraus, die nasse Wange auf den samtigen Kopf ihres liebsten Bären gedrückt.
    Sie wünschte, sie wäre niemals zurückgekommen. Sie wollte auf der hellen Wiese mit dem unglaublich grünen Gras sein, selbst wenn es ein Traum gewesen war. Sie wollte, dass alle traurig waren, weil sie tot war.
    Ihre großartige Erkenntnis, dass das Leben wichtig sei, war Unsinn. Das Leben war ein riesiger Witz. Sie konnte sich nicht ändern und dem Leben eine vollkommen neue Richtung geben. Es gab keinen neuen Anfang. Keine Hoffnung.
    Und es ist mir egal, dachte sie. Ich will nur sterben. Oh, warum bin ich überhaupt erschaffen worden, wenn das alles ist? Es muss doch irgendeinen Ort geben, an den ich gehöre, irgendetwas anderes, das ich machen könnte. Denn ich passe nicht in diese Welt, in dieses Leben. Und wenn da nicht noch etwas anderes ist, wäre ich lieber tot. Ich möchte etwas anderes

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