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NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis

Titel: NIGHT WORLD - Engel der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Erregung. Wenn er es so laut aussprach, klang es extrem oberflächlich... und extrem erstrebenswert.
    »Und dabei könntest du mir helfen?«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor.
    »Glaub es, oder glaub es nicht.«
    »Aber du bist ein Engel.«
    Er legte die Fingerspitzen aneinander. »Die Pfade zur Erleuchtung sind zahlreich, Grashüpfer. Grashüpfer? Vielleicht sollte ich dich Libelle nennen. Du bist irgendwie durchscheinend. Es gibt noch eine Menge anderer Insekten, aber Mistkäfer klingt irgendwie beleidigend...«
    Ich habe einen Schutzengel, der klingt wie Robbie Williams, dachte Gillian. Es war wunderbar. Sie begann unkontrolliert zu kichern und war den Tränen nahe.
    »Natürlich gibt es eine Bedingung«, sagte der Engel und ließ die Hände sinken. Dann sah er sie ernst an. Seine Augen waren wie der violettblaue Schimmer am unteren Ende einer Flamme.
    Gillian schluckte und holte furchtsam Luft. »Was?«
    »Du musst mir vertrauen.«
    »Das ist alles?«
    »Manchmal wird es nicht so einfach sein.«
    »Hör mal.« Gillian lachte, schluckte abermals und fasste sich.
    Sie wandte den Blick von seinen Augen ab und konzentrierte sich auf den anmutigen Körper, der inmitten der Luft schwebte. »Hör mal, nach allem, was ich gesehen habe... Nachdem du mir das Leben - und meine Gliedmaßen gerettet hast... Wie könnte ich dir da nicht vertrauen?« Dann wiederholte sie die Worte leise noch einmal. »Wie könnte ich dir jemals nicht vertrauen?«
    Er nickte. Zwinkerte. »In Ordnung«, erwiderte er. »Beweisen wir es.«
    »Hm?« Langsam verblasste das Gefühl ehrfürchtiger Ungläubigkeit. Es kam ihr beinahe normal vor, mit diesem magischen Wesen zu reden.
    »Beweisen wir es. Hol eine Schere.«
    »Eine Schere?«
    Gillian starrte den Engel an. Er starrte zurück.
    »Ich weiß nicht mal, wo ich eine Schere finde.«
    »In der Schublade links von der Besteckschublade in der Küche. Eine große, scharfe Schere.«
    Er grinste wie Rotkäppchens Großmutter.
    Gillian hatte keine Angst. Sie beschloss nicht, keine Angst zu haben, sie halte einfach keine.
    »In Ordnung«, sagte sie und ging nach unten, um die Schere zu holen. Der Engel begleitete sie und schwebte direkt hinter ihrer Schulter. Am Fuß der Treppe lagen zwei Abessinierkatzen, ineinandergeschlungen wie das Yin-Yang-Symbol. Sie schliefen tief und fest. Gillian stieß eine der beiden mit einer Zehenspitze an, und sie öffnete schläfrig einen Spaltbreit die Augen.
    Und dann zischte sie ab wie der Blitz -beide Katzen taten es. Sie huschten durch den Flur, fielen dabei übereinander und schlitterten über den harten Holzboden. Gillian beobachtete sie mit offenem Mund.
    »Beim Arsche Balaams«, bemerkte der Engel weise.
    »Wie bitte?« Einen Moment lang dachte Gillian, sie sei beleidigt worden.
    »Ich meine, Tiere können uns sehen.«
    »Aber sie hatten Angst. Ihr ganzes Fell - so habe ich sie noch nie gesehen.«
    »Nun, sie verstehen vielleicht nicht, was ich bin. Das passiert manchmal. Komm, lass uns die Schere holen.«
    Gillian schaute für einen Moment den Flur entlang, dann gehorchte sie.
    »Was jetzt?«, fragte sie, als sie mit der Schere wieder in ihrem Zimmer war.
    »Geh ins Bad.«
    Gillian ging in das kleine Badezimmer, das an ihr Zimmer angrenzte, und knipste das Licht an.
    Dann leckte sie sich die trockenen Lippen.
    »Und jetzt?«, frage sie und versuchte, schnippisch zu klingen. »Schneide ich mir einen Finger ab?«
    »Nein. Nur dein Haar.«
    Im Spiegel über dem Waschbecken sah Gillian, wie ihr der Unterkiefer herunterklappte. Sie konnte den Engel jedoch nicht sehen, daher drehte sie sich um.
    »Ich soll mir das Haar schneiden? Abschneiden?« »Abschneiden. Du versteckst dich zu oft dahinter. Du musst der Welt zeigen, dass du dich nicht mehr versteckst.«
    »Aber...« Gillian hob schützend die Hände und schaute wieder in den Spiegel. Sie sah sich selbst, blass, mit zarten Knochen und Augen wie Waldveilchen - und sie spähte unter einem Vorhang aus Haaren hervor.
    Er hatte also vielleicht recht. Aber nackt in die Welt hinauszugehen, ohne etwas, hinter dem sie sich verbergen konnte, mit entblößtem Gesicht...
    »Du hast gesagt, du würdest mir vertrauen«, bemerkte der Engel leise.
    Gillian riskierte einen Blick auf ihn. Sein Gesicht war streng, und in seinen Augen war etwas, das ihr beinahe Angst machte. Etwas Unnahbares und Kaltes, als zöge er sich von ihr zurück.
    »Auf diese Art kannst du dich beweisen«, erklärte er. »Es ist so, als legtest du ein

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