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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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allein mit James und vor allem Unglück beschützt. Wenn sie nur nicht das verrückte Gefühl gehabt hätte, dass sie ihn nicht wiedererkannte.
    »Du kennst die Ergebnisse der Untersuchungen«, sagte er leise, und es war keine Frage.
    »Mom weiß nicht, dass ich es weiß«, antwortete Poppy. Wie konnte sie so vernünftig reden, wenn sie im Grunde nur schreien wollte? »Ich habe gelauscht und gehört, wie die Ärzte es ihr gesagt haben. James - ich habe Krebs. Und es ist schlimm. Es ist eine unheilbare Art von Krebs. Sie behaupten, dass sich bereits Metastasen gebildet haben. Sie sagen, dass ich …« Sie konnte das Wort nicht aussprechen, obwohl es wie ein Echo in ihrem Kopf widerhallte.
    »Du wirst sterben.« James wirkte wie immer gefasst und selbstsicher. Irgendwie so, als ginge ihn das alles gar nichts an.

    »Ich habe darüber gelesen«, fuhr er fort, ging zum Fenster und sah hinaus. »Ich weiß, wie schlimm es ist. In den Artikeln stand, dass die Krankheit mit starken Schmerzen verbunden ist. Sehr starken Schmerzen.«
    »James«, keuchte Poppy.
    »Manchmal wird der Patient operiert, nur um die Schmerzen erträglich zu machen. Aber was immer man auch tut, es wird dich nicht retten. Man kann dich mit Chemie vollpumpen und radioaktiv bestrahlen und du wirst trotzdem sterben.«
    »James …«
    »Es wird dein letzter Sommer sein.«
    »James, verdammt!« Es war fast ein Schrei. Poppy rang heftig nach Atem. Sie klammerte sich an die Bettdecke. »Warum tust du mir das an?«
    Er drehte sich um und packte mit einer schnellen Bewegung ihr Handgelenk. »Damit du verstehst, dass man dir nicht helfen kann«, sagte er heiser und eindringlich. »Kapierst du das?«
    »Ja, das verstehe ich.« Poppy hörte selbst, dass sie immer hysterischer klang. »Bist du deshalb hergekommen? Willst du mich jetzt schon umbringen, bevor meine Zeit abgelaufen ist?«
    Sein Griff verstärkte sich und tat ihr weh. »Nein, ich will dich retten.« Er atmete tief aus und wiederholte leiser, aber genauso eindringlich: »Ich will dich retten, Poppy.«

    Sie rang nach Luft und kämpfte dagegen an, in Tränen auszubrechen. Es kostete sie viel Kraft. »Das kannst du nicht«, sagte sie schließlich. »Das kann niemand.«
    »Da irrst du dich.« Langsam ließ er ihr Handgelenk los und griff stattdessen nach dem Bettgestell. »Poppy, es gibt da etwas, das ich dir sagen muss. Etwas, das mich betrifft.«
    »James …« Poppy wusste nicht, was sie antworten sollte. James musste verrückt geworden sein. Wenn alles andere nicht so schrecklich gewesen wäre, hätte sie sich irgendwie geschmeichelt gefühlt. Er hatte sein cooles Benehmen verloren - ihretwegen. Die ausweglose Situation, in der sie sich befand, machte ihm so sehr zu schaffen, dass er wirres Zeug redete.
    »Du machst dir also wirklich was aus mir«, flüsterte sie mit einem Lachen, das halb ein Schluchzen war, und legte ihre Hand auf seine.
    Er erwiderte das Lachen kurz, drückte flüchtig ihre Hand und wich dann zurück. »Du hast ja keine Ahnung.« Seine Stimme klang rau und angespannt. »Du glaubst, du weißt alles über mich, aber das stimmt nicht«, fuhr er fort und schaute wieder aus dem Fenster. »Es gibt etwas sehr Wichtiges, das du nicht weißt.«
    Inzwischen war Poppy wie betäubt. Sie verstand nicht, warum James dauernd von sich redete, wenn sie es doch war, die sterben musste. Trotzdem versuchte sie, etwas
Zärtlichkeit und Verständnis für ihn aufzubringen. »Du kannst mir alles sagen. Das weißt du doch.«
    »Aber es ist etwas, das du nicht glauben wirst. Ganz zu schweigen davon, dass es gegen die Gesetze verstößt.«
    »Gegen das Gesetz?«
    »Nein, die Gesetze. Für mich gelten andere Gesetze als für dich. Menschliches Recht gilt für uns kaum, aber unser eigenes darf nie gebrochen werden.«
    »James.« Blankes Entsetzen hatte Poppy gepackt. Er war wirklich dabei, den Verstand zu verlieren.
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich fühle mich wie eine Figur in einem schlechten Horrorfilm.« Er zuckte mit den Schultern und fuhr fort, ohne sich umzudrehen. »Ich kann mir vorstellen, wie sich das für dich anhören muss, aber - Poppy, ich bin ein Vampir.«
    Sie blieb einen Moment stocksteif und still im Bett sitzen. Dann fuhren ihre Finger wie von selbst hektisch über den Nachttisch und schlossen sich um einen Stapel Plastikbecher. Sie schleuderte den ganzen Stapel auf ihn.
    »Du Idiot!«, schrie sie und griff nach etwas anderem, das sie ihm an den Kopf werfen

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