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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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anzusehen, legte er eine Hand auf ihr Schienbein unter der Decke. Er schüttelte das Bein leicht und liebevoll. »Ich werde dich zu einem Vampir machen, Honey.«
    Poppy ballte die Fäuste vor dem Gesicht zusammen und begann zu weinen.
    »He.« Er ließ ihr Bein los, legte ungeschickt den Arm um sie und zog sie zum Sitzen hoch. »Wein doch nicht. Es ist schon okay und immerhin besser als die Alternative.«
    »Du - du - bist komplett wahnsinnig«, schluchzte Poppy. Nachdem sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören zu weinen. Es lag etwas Tröstendes darin, den Tränen freien Lauf zu lassen und von James gehalten zu werden. Er fühlte sich stark und zuverlässig an und er roch gut.
    »Du sagtest, man muss dazu geboren werden«, fügte sie undeutlich zwischen zwei Schluchzern hinzu.
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, ich wurde so geboren. Aber es gibt viele von der anderen Art. Vampire, die dazu gemacht wurden. Es würde noch mehr geben, aber ein Gesetz verbietet, jeden Penner von der Straße in einen Vampir zu verwandeln.«

    »Aber ich kann nicht. Ich bin nur, was ich bin. Ich bin ich. Ich kann nicht - so sein.«
    Er rückte sanft ein Stück von ihr ab, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Dann wirst du sterben. Du hast keine andere Wahl. Ich habe mich umgehört, sogar eine Hexe befragt. Es gibt selbst in der Welt der Nacht nichts, das dir helfen könnte. Du musst dich entscheiden: Willst du leben oder nicht?«
    Poppys Verstand, der wieder in Verwirrung gestürzt worden war, klammerte sich plötzlich an diese Frage. Sie war wie der Strahl einer Taschenlampe in einem pechschwarzen Zimmer.
    Wollte sie leben?
    Oh Gott, natürlich wollte sie das!
    Bis heute hatte sie gedacht, es sei ihr unwiderrufliches Recht zu leben. Sie war nicht einmal dankbar für dieses Privileg gewesen. Aber jetzt wusste sie, dass es nicht selbstverständlich war - und sie hatte außerdem erkannt, dass es etwas war, für das sie kämpfen würde.
    Wach auf, Poppy!, meldete sich die Stimme der Vernunft. Er sagt, er kann dir das Leben retten.
    »Warte mal eine Minute. Ich muss nachdenken«, brachte sie gepresst hervor. Ihre Tränen waren versiegt. Sie drückte James von sich und starrte konzentriert auf die weiße Krankenhausdecke.
    Okay, okay. Jetzt behalte einen kühlen Kopf, Mädchen, ermahnte sie sich.

    Du wusstest, dass James ein Geheimnis hat. So, du hättest dir nie vorstellen können, dass es das ist? Was soll’s? Er ist immer noch James. Er mag ein schreckliches, untotes Monster sein, aber er mag dich. Er mag dich sogar sehr. Und es gibt sonst niemanden, der dir helfen kann.
    Sie merkte, dass sie sich nun doch an seine Hand klammerte, ohne ihn anzusehen. »Wie ist es?«, stieß sie hervor.
    Ruhig und sachlich antwortete er: »Es ist anders. Es ist nichts, was ich empfehlen würde, wenn es eine andere Wahl gäbe, aber - es ist ganz okay. Dir wird ziemlich übel sein, wenn dein Körper beginnt, sich zu verändern, aber danach wirst du nie wieder eine Krankheit bekommen. Du wirst stark, schnell und unsterblich sein.«
    »Ich würde ewig leben? Aber würde ich auch aufhören, älter zu werden?« Sie sah sich selbst schon als uralte, aber unsterbliche Frau.
    Er verzog das Gesicht. »Du würdest in diesem Moment aufhören, älter zu werden. Das geschieht mit verwandelten Vampiren. Im Grunde stirbst du als Mensch. Du wirst tot aussehen und eine Weile bewusstlos sein. Und dann - wirst du aufwachen.«
    »Verstehe.« So ähnlich wie Julia in ihrem Grab, dachte Poppy. Und dann fiel ihr etwas ein: Oh Gott - Phil und Mom!
    »Da gibt es noch etwas, das du wissen solltest«, sagte
er gerade. »Ein gewisser Prozentsatz von Menschen schafft es nicht.«
    »Schafft es nicht?«
    »Die Umwandlung. Bei Menschen über zwanzig klappt es fast nie. Sie wachen nicht mehr auf. Ihre Körper können sich nicht auf die neue Form umstellen und brennen aus. Teenager überleben meistens, aber auch nicht immer.«
    Seltsam, das tröstete Poppy ein wenig. Eine eingeschränkte Hoffnung schien ihr glaubhafter als absolute Sicherheit. Wenn sie leben wollte, musste sie ein Risiko eingehen.
    Sie sah James an. »Wie willst du es machen?«
    »Auf die traditionelle Art«, antwortete er mit einem flüchtigen Lächeln. »Wir werden unser Blut austauschen«, fügte er ernst hinzu.
    Na toll, dachte Poppy. Und ich hatte Angst vor einer einfachen Spritze. Jetzt wird mein Hals von seinen Reißzähnen durchbohrt und mein Blut ausgesaugt werden. Sie schluckte

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