Nightschool. Du darfst keinem trauen
begangen.
»Dann ist ja gut. Du siehst wirklich schon ganz erholt aus.« Seine Worte trieften von Sarkasmus. »Hast du dich auch an der Lippe verletzt? Oder kommt das von was anderem?«
Allie schlug die Hand vor den Mund. Sylvain trat vor.
»War’s das, Carter?«, fragte er eisig.
Carter erwiderte unerschrocken seinen Blick. »Ich wollte nur nachschauen, ob meine Vermutung zutrifft.«
»Und hast du alles gesehen?«, fragte Sylvain leise und drohend.
»He, Leute«, sagte Ruth und trat zwischen sie. »Jetzt kommt mal wieder runter. Keine Prügelei, bitte.«
Carter beachtete sie nicht. »Oh, ich habe genug gesehen, Sylvain. Du weißt, was ich damit sagen will, stimmt’s?«
Ruth seufzte und gab den Weg frei. Die beiden standen sich jetzt kaum dreißig Zentimeter voneinander entfernt gegenüber und starrten einander an. Allie schlang die Arme um ihren Körper.
»Ich hab keine Ahnung, wovon du redest, Carter«, sagte Sylvain.
»Lass Allie in Ruhe.« Carter machte noch einen Schritt vorwärts und stand jetzt nur noch wenige Zentimeter vor Sylvain. »Du weißt, dass das nicht richtig ist.«
Sylvain lächelte freundlich: »Danke für den Rat, Carter. Ich schlage vor, du lässt uns jetzt allein, damit wir mit dem Spiel beginnen können.«
Sie starrten einander weiter an, dann wandte Carter sich an Allie: »Glaub nichts von dem, was er sagt. Er ist ein Lügner.«
Obwohl sie das alles gründlich verwirrte, hob Allie trotzig das Kinn. »Ich brauche keinen Rat von dir, Carter. Ich treffe meine Entscheidungen selbst.«
Sie sah noch den Ärger in seinen Augen, ehe er sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort Richtung Wald stürmte.
Allies Hände zitterten. Was ist denn mit dem los?
»Das war ja reichlich unerfreulich«, sagte Sylvain und schwang lässig einen Schläger. »Sollen wir jetzt mal anfangen? Allie, nehmen wir Blau?« Allie nickte stumm. In ihrem Kopf dröhnte noch immer Carters Warnung.
Bei der nächstbesten Gelegenheit packte sie Sylvains Arm und flüsterte: »Was hat Carter damit gemeint?«
Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »Ich denke, er steht auf dich, ma belle . Vielleicht ist er eifersüchtig«, sagte er und stellte sich in Position, um seinen Schlag auszuführen.
Allie runzelte die Stirn. Vielleicht hat Carter nur versucht, mich einzuschüchtern, damit ich die Finger von Sylvain lasse. Aber so, wie er mit mir gesprochen hat, kann ich kaum glauben, dass er auch nur ein bisschen hinter mir her ist .
Nach dieser Szene dachte sie, der Abend sei gelaufen, aber dann hatte sie doch noch Spaß. Die Tore waren mit phosphoreszierender Farbe behandelt worden, sodass sie immer heller schimmerten, je dunkler es wurde. Die Schläger hatten LED-Leuchten, die durch einen Schalter am Griff betätigt wurden. Die Kugeln schimmerten in den verschiedensten Farben. Je dunkler es wurde, desto bunter ging es auf dem Rasen zu. Irgendwann konnten sie einander kaum noch erkennen, doch sie verfolgten die Bewegungen der anderen mithilfe der erleuchteten Schläger und der rollenden Kugeln.
Ruth war ein Krocket-Ass und zeigte Allie, wie sie die Kugel gerade laufen lassen konnte. Als es Allie gelang, eine von Phils Kugeln aus dem Spielfeld zu kicken, lachte Ruth auf:
»Ich hab dir zu viel beigebracht!«
Hinterher, als sie die Geräte weggepackt hatten, stand Allie dann plötzlich an Sylvain gelehnt da und lachte mit Ruth. Sylvain hatte den Arm um ihre Schulter gelegt.
»Du hast die schönsten Augen der Welt«, flüsterte er. »Durchsichtig, wie deine Seele.«
Er sagte den anderen Gute Nacht, drehte sich um und flüsterte ihr ins Ohr: »Gehen wir ein Stück?«
Allie nickte eifrig, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Sie spazierten durch das Dämmerlicht. In der Nähe des Hintereingangs blieb Sylvain stehen und schloss sie in die Arme. »Es war ein wunderschöner Abend für mich, Allie«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich bin froh, dass Carter dich nicht zu sehr verstört hat. Er will dich einfach für sich selbst haben.«
Allie bezweifelte diese Interpretation zwar, ließ sich aber nichts anmerken und lächelte ihn an: »Mir hat’s auch gut gefallen.«
Und das stimmte auch, trotz allem.
Er zog sie noch näher und schnupperte an ihrem Hals, bevor er seinen Mund auf ihren legte, und Allie spürte, wie ihre Bedenken dahinschmolzen. Seine Lippen vollbrachten wahre Wunderwerke. Ihr Herz klopfte wie wild, und ihr Atem kam in kurzen Stößen, als Sylvain ihre Ohren küsste und zart an ihren Ohrläppchen leckte.
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