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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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übersät.
    Die Brandherde waren klein und bereits im Erlöschen begriffen – die Schüler würden den Kampf gewinnen. Das größte Problem war nun der dichte Rauch, der ihnen kaum Luft zum Atmen ließ.
    »Macht ein Fenster auf!«, rief jemand.
    »Auf keinen Fall!«, kam prompt die strenge Antwort. »Das facht nur die Brände wieder an. Geht lieber nach draußen, wenn ihr eine Pause braucht.«
    Zelaznys vertraute Stimme tröstete Allie irgendwie. Sie stand in der Mitte des Saals und konnte das alles nicht fassen.
    »Allie! Alles in Ordnung mit dir?« Jo tauchte neben ihr auf. Ihr Gesicht war rußverschmiert, in der Hand trug sie eine leere Vase. »Mein Gott. Wo kommt denn das ganze Blut her? Bist du verletzt?«
    Sie ließ die Vase fallen, griff nach Allies blutiger Hand und drehte und wendete sie auf der Suche nach Verletzungen. Allie schüttelte den Kopf, ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Die Lippen bewegten sich, doch sie brachte keinen Ton heraus.
    »Du machst mir Angst, Allie«, sagte Jo. Tränen traten ihr in die Augen. »Bitte, bitte, bitte sag, dass alles okay ist.«
    Das rüttelte Allie auf, und plötzlich brachen die Worte aus ihr heraus, während sie Jos Hände so fest packte, dass es ihr wehtun musste. »Mein Gott, Jo. Ich hab Schreie gehört, und … da ist Blut … überall.«
    Jos kornblumenblaue Augen waren schreckgeweitet, sie erwiderte Allies Händedruck. »Das musst du mir genauer erklären – wo kommt dieses Blut her?«
    Allie starrte auf ihre Hände. »Von Ruth. Sie liegt hinten im Garten. Ihre Kehle ist … durch. Ich glaub, sie ist tot.«
    Jo musste schlucken. Dann fuhr sie herum und rief mit durchdringender Stimme: »Jerry!«
    Durch Dunkelheit und Rauch sah Allie, wie Jo zu dem Lehrer rannte, der noch immer mit feuchten Tischdecken auf die Brandherde eindrosch. Auch sein Gesicht war schwarz von Ruß. Neben ihm stand Eloise, ihr langes Haar fiel wirr über ihren Rücken. Sie hatte die hochhackigen Schuhe ausgezogen und versprühte barfuß Schaum aus einem Feuerlöscher.
    Jo sprach schnell, ihre Miene verriet Panik. Allie konnte nicht verstehen, was sie sagte.
    Jerry und Eloise wechselten einen Blick. Eloise drückte den Feuerlöscher einem anderen Lehrer in die Hand und rannte mit Jerry hinaus.
    Als Jo wieder bei ihr war, sah Allie sich um. »Wo ist Lisa?«
    Jo biss sich auf die Unterlippe. »Ich konnte weder sie noch dich irgendwo finden.«
    »Du hast sie gar nicht mehr gesehen?« Allie bemerkte die Hysterie in ihrer Stimme, aber sie war unfähig, etwas dagegen zu tun. »Vielleicht ist ihr auch was passiert, Jo! So was … wie Ruth.«
    Tränen traten ihr in die Augen, doch sie drängte sie zurück, als Jo ihre blutigen Hände ergriff.
    »Beruhige dich, Allie. Ich hatte nicht die Gelegenheit, ernsthaft nach ihr zu suchen.« Sie sah sich im Saal um. »Das Feuer ist jetzt weitgehend gelöscht. Lass uns zusammen nach ihr suchen.«
    Mit Allie im Schlepptau durchquerte Jo den Saal. Sie liefen durch den Qualm und sahen sich jeden, auf den sie stießen, genau an.
    Keine Lisa.
    »Vors Haus!« Jo rannte nun, Allie immer neben ihr. Sie stürzten zum Vordereingang, wo sie abrupt stehen blieben. Auf dem Steinfußboden der Eingangshalle lag reglos ein zarter Körper in einem silberglänzenden, blauen Kleid, rechts und links ergoss sich eine lange, hauchdünne Stola, wie bewegt von einem Windhauch, den nur sie bemerkte. Über ihrem Körper lag ein schwerer hölzerner Kerzenhalter.
    »Oh, nein«, flüsterte Jo und rannte zu Lisa.
    Allie hockte sich neben sie und nahm Lisas Hand. »Sie lebt«, sagte sie.
    Jo nahm den Kerzenhalter und warf ihn beiseite. Lisas Haare waren ihr ins Gesicht gefallen, Allie strich sie sanft zurück. Quer über ihre Wange verlief eine tiefe Wunde. Jo stieß einen leisen Schrei aus und schlug die Hand vor den Mund. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Lisa?«, rief Allie. »Wach auf, Lisa. Kannst du mich hören? Du musst aufwachen!« In das letzte Wort legte sie eine solche Energie, dass es zu vibrieren schien.
    Sie bemerkte, dass Tropfen auf Lisas Kleid fielen, und es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, dass es ihre eigenen Tränen waren. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und schluchzte. Jo neben ihr weinte.
    »Wach doch auf.«

Sechzehn
    In den chaotischen Stunden nach dem Anschlag trieben die Lehrer sämtliche Schüler in den abgedunkelten Speisesaal und versuchten die Panik zu dämpfen. Das Personal schleppte kistenweise Taschenlampen heran und verteilte sie,

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