Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Er
schüttelte sein zotteliges Haar und öffnete die Tür. Vor ihm stand ein fremdes
Wesen, kaum kleiner als sein Sohn, dabei aber sehr viel zarter und weiß wie ein
Schneemann. Niklas hatte sie sofort gesehen:
„Kimama.“ Er rannte zur Tür, und wenn sein Vater nicht so viel größer als
er gewesen wäre, hätte er ihn wahrscheinlich umgerannt. Die beiden fielen sich
in die Arme – Thor wusste gar nicht, was hier vor sich ging.
„Papa, das ist meine Freundin Kimama, die Fee. Ich habe dir doch von ihr
erzählt.“ Er war außer sich vor Freude. Kimama klopfte sich den Schnee ab. „Schau
mal, da ist unser Weihnachtsbaum.“
„Oh wie wunderschön, so einen Baum habe ich noch nie gesehen.“
„Bist du jetzt eine richtige Fee? Wie war es bei den weisen Feen? Du bist
ja gewachsen.“ Er hatte so viele Fragen. „Papa kann Kimama mit uns Weihnachten
feiern? Ich hab` sie so lange nicht gesehen.“ Thor nickte, er freute sich Kimama
endlich kennenzulernen. Er war ihr dankbar, dass sie Niklas auf seinen
Abenteuern begleitet hatte. Er bereitete das Abendessen zu, und nachdem alle
tüchtig zugelangt hatten, meinte er:
„Ihr solltet jetzt besser zu Bett gehen, morgen wird
ein anstrengender Tag für euch.“ Sie gingen beide in Niklas Kammer, doch
schlafen konnten sie noch nicht, dafür waren sie viel zu aufgeregt. Kimama
meinte, sie hätte von den weisen Feen viel gelernt, aber sie müsse bald wieder
zurück. Um den Zauberstab zu bekommen, hätte sie eine Prüfung abzulegen.
Niklas holte das Geschenk für seinen Vater hervor. Es war eine Pfeife,
die er aus einem besonders schönen Holz geschnitzt hatte. Draußen war es
inzwischen stockdunkel. Die Kerze war fast heruntergebrannt, doch der Mond
schien ins Fenster und erhellte den Raum. Endlich hatte Niklas sein Werk
vollendet. Er war mit seiner Arbeit sehr zufrieden, auch Kimama nickte anerkennend.
„Oh, ich habe für dich gar kein Weihnachtsgeschenk“, rief er plötzlich
erschreckt aus.
„Das macht doch nichts“, erwiderte die kleine Fee und
lächelte. Wenn du wüsstest, was ich für dich mitgebracht habe. Sie verriet jedoch
nichts. Niklas löschte die Kerze, sie legten sich hin und schliefen sofort ein.
Thor hatte inzwischen das Geschenk für seinen Sohn unter den Weihnachtsbaum
gestellt. Er hatte sich dieses Mal etwas Besonderes ausgedacht. Es war ja Niklas
neunter Geburtstag. Dann legte auch er sich schlafen.
Es war noch dunkel, als Niklas erwachte. Ob es wohl schon Morgen war? Kimama
lag noch ganz still auf ihrem Lager, das ihr Freund für sie hergerichtet hatte
– ein Jutesack, den sein Vater mit Reisig, Blättern und Moos füllte. Er war ja
so gespannt. Leise stand er auf und öffnete die Tür, sie knarrte ein wenig. Es
war ganz still in der Hütte, sein Vater schien auch noch zu schlafen. Lautlos
schlich er sich in die Stube, wo der Weihnachtsbaum stand. Dort verbarg sich
etwas unter einer großen roten Decke. Vorsichtig hob er den Überwurf an, darauf
bedacht, ja keine Geräusche zu machen. Es war ein Schlitten, sein erster
eigener Schlitten. Er jubelte leise, deckte das Geschenk schnell wieder zu und
schlich vorsichtig in seine Kammer zurück. Niklas war viel zu aufgeregt, als
das er jetzt noch schlafen konnte. Leise zog er sich an und setzte sich hin.
Was sollte er jetzt machen? Kimama schlief noch fest, sicher war sie müde von
dem langen Weg, den sie vom Mondsee zurückgelegt hatte. Er beschloss, nach den
Ziegen zu sehen, öffnete die knarrende Tür und erschrak, vor ihm stand sein
Vater.
„Was machst du denn schon hier“, fragte er erstaunt.
„Ich kann nicht mehr schlafen, weil ich so aufgeregt bin. Ich bin wach
geworden, weil mein Bauch schlimme Geräusche gemacht hat“, schwindelte er und
dachte, eine kleine Notlüge sei wohl ausnahmsweise erlaubt.
„Ach dein Magen hat wohl geknurrt, was? Komm her, herzlichen Glückwunsch
zum Geburtstag mein Sohn.“ Thor lachte und strich ihm liebevoll über den Kopf.
Er sah aus dem Fenster, draußen dämmerte es bereits. In der Nacht hatte es
wieder heftig geschneit. Gut für meinen neuen Schlitten, freute sich Niklas heimlich.
„Dann lasst uns frühstücken“, erwiderte Thor fröhlich.
„Ich hole Kimama“, rief sein Sohn und rannte wie der
Blitz in seine Kammer, um sie zu wecken.
Als sie in der Küche erschienen, brannte schon das Feuer im Ofen, und es
war gemütlich warm. Thor hatte auf dem Herd Ziegenmilch erwärmt, schnitt große
Scheiben von dem frischgebackenen Brot ab und mischte das
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