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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie erkennen, daß es Alex war, der eine Perücke trug! Alex, der diese schäbigen Kleider trug!
    Alex, dessen Augen sich wie scharfe Türkissplitter tief in sie bohrten.
    »Ich habe dein Leichenhemd bei mir, Susan«, flüsterte er. »Auch wenn du nicht zu den einsamen Ladys gehörtest, wollte ich, daß du es bekommst. Es ist genauso wie das der anderen.«
    Er stand auf, und sie konnte sehen, daß er eine lange Plastikhülle in der Hand hielt, so wie man sie benutzte, um teure Kleider zu schonen. O Gott! dachte sie. Er wird mich ersticken!
    »Ich werde es ganz langsam machen, Susan«, sagte er.
    »Das ist mein schönster Moment. Ich will dein Gesicht sehen. Ich will, daß du dich auf den Augenblick vorbereitest, wenn dir die Luft ausgeht und der Endkampf beginnt. Deshalb mache ich es ganz langsam und werde dich nicht zu fest einwickeln. Auf diese Weise dauert es länger, bis du tot bist, mindestens ein paar Minuten.«
    Er kniete vor ihr nieder, hob ihre Füße an und schob die Plastikhülle unter sie. Ihre Füße und Beine steckten schon in der Hülle. Sie versuchte zu strampeln, doch er beugte sich über sie und starrte in ihre Augen, während er die Hülle über ihre Hüfte und ihre Taille zog. Ihre Gegenwehr nützte nichts, sie hielt ihn nicht einmal auf, als er ihren Oberkörper einhüllte. Schließlich, als er zu ihrem Hals gelangt war, hielt er inne.
    »Siehst du, kurz nach dem Tod meiner Mutter ging mein Vater auf eine Kreuzfahrt«, erklärte er. »Dort traf er Virginia Marie Owen, eine einsame Witwe, oder das behauptete sie jedenfalls. Sie war sehr mädchenhaft, überhaupt nicht so wie meine Mutter. Sich selbst nannte sie ›Gerie‹. Sie war fünfunddreißig Jahre jünger als mein Vater und sehr attraktiv. Er erzählte mir, daß sie ihm gern ins Ohr sang, wenn sie tanzten. Ihr Lieblingssong war ›Du gehörst mir‹. Weißt du, wie sie ihre Flitterwochen verbrachten? Sie folgten dem Text des Songs, angefangen in Ägypten.«
    Susan beobachtete Alex’ Gesicht. Er war jetzt offenbar in seine Geschichte vertieft. Doch die ganze Zeit über spielte er mit der Plastikhülle, und Susan wußte, daß er sie ihr jeden Augenblick über den Kopf ziehen würde. Sie dachte daran, laut zu schreien, aber wer konnte sie schon hören? Ihre Chance, zu entkommen, war gleich null, sie war allein mit ihm in einem verlassenen Gebäude. Selbst Nedda war heute abend ungewohnt früh nach Hause gegangen.
    »Mein Vater war klug genug, einen Ehevertrag mit Gerie abzuschließen, aber sie haßte mich so sehr, daß sie es sich zur Aufgabe machte, ihn dazu zu überreden, lieber eine Stiftung zu gründen, als mir das Geld zu hinterlassen. Ich sollte mein Leben der Stiftung widmen. Meinem Vater erklärte sie, daß ich ein großzügiges Gehalt dafür bekommen würde, daß ich sein Geld verteilte. Mein Geld.
    Sie sagte ihm auch, daß unser Familienname auf diese Weise unsterblich sein würde. Er wehrte sich eine Zeitlang, doch schließlich gab er nach. Meine eigene Nachlässigkeit gab den Ausschlag – Gerie fand eine kindliche Wunschliste all der Dinge, die ich mir kaufen wollte, sobald ich die Verfügung über das Geld hätte, und händigte sie meinem Vater aus. Ich haßte sie dafür und schwor mir, es ihr heimzuzahlen. Doch dann starb sie kurz nach meinem Vater, und ich hatte nicht mehr die Gelegenheit dazu. Kannst du dir vorstellen, wie frustrierend das war? Sie so leidenschaftlich zu hassen und dann um die Genugtuung gebracht zu werden, sie zu töten?«
    Susan forschte in seinem Gesicht, als er über ihr kniete.
    In seinen Augen lag ein abwesender Ausdruck. Er ist eindeutig wahnsinnig, dachte sie. Er ist wahnsinnig, und er wird mich töten. So wie er all die anderen getötet hat!

    105
    Um acht Uhr an jenem Abend saß Doug an einem Blackjack-Tisch in einem der weniger angesagten Casinos von Atlantic City. Durch einige rasche Manipulationen hatte er sich das nötige Geld beschaffen können, um die Schulden zu begleichen, die er während seiner letzten Tour angehäuft hatte. Trotzdem war er von seinem Lieblingscasino abgewiesen worden. Für viele in Atlantic City galt Layton allmählich als zwielichtige Gestalt.
    Die Männer, denen er das Geld zurückzahlen mußte, wollten jedoch feiern und hatten ihn zum Mittagessen eingeladen. In gewisser Weise war Doug über den Gang der Ereignisse erleichtert. Früher oder später hätten die Rechnungsprüfer ja doch gemerkt, daß er der Clausen Stiftung Geld stahl, und es bestand immer noch die Gefahr,

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