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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Wright hatte mit lebhafter Stimme gesagt: »Nächster Halt Soho«, dann hatte er Jim eine ihm unbekannte Adresse genannt. Als er die verwunderte Miene seines Chauffeurs sah, fügte er hinzu:
    »Ehe Sie vor Neugier sterben, wir fahren zu Dr. Susan Chandlers Praxis. Oder zumindest Sie fahren dorthin, um diese Blumen abzugeben. Ich warte im Wagen.«
    Im Laufe der Jahre hatte Jim für seinen Boß Blumen bei vielen attraktiven Frauen abgegeben, aber noch nie hatte Alex Wright sie persönlich ausgewählt.
    Mit der Ungezwungenheit des langjährigen Angestellten sagte Jim: »Mr. Alex, wenn ich das bemerken darf, mir gefällt Dr. Chandler. Sie ist sehr nett und überaus attraktiv.
    Ich fand sie sehr warmherzig und natürlich, wenn Sie wissen, was ich meine.«

    »Ich weiß, was Sie meinen, Jim«, erwiderte Alex Wright, »und ich bin ganz Ihrer Meinung.«
    Jim hatte den Wagen auf der Houston Street unvorschriftsmäßig geparkt, düste um die Ecke zum Bürohaus, sprang in einen Aufzug, als sich schon die Türen schlossen, und hetzte in der obersten Etage durch den Flur zu der Praxis, an der ein dezentes Schild mit der Aufschrift DR. SUSAN CHANDLER angebracht war.
    Dort gab er die Blumen bei der Empfangsdame ab, schlug das angebotene Trinkgeld aus und sprintete wieder zum Auto zurück.
    Erneut erlaubte er sich aufgrund seines langjährigen Dienstverhältnisses, eine Frage zu stellen: »Mr. Alex, ist das nicht die Vase, die auf dem Tisch in der Eingangshalle stand, die Waterford, die Ihre Mutter damals aus Irland mitgebracht hat?«
    »Sie haben ein gutes Auge, Jim. Neulich abends, als ich Dr. Chandler bis zur Tür begleitet habe, fiel mir auf, daß Sie eine sehr ähnliche Vase hat, nur kleiner. Ich dachte, ihr gutes Stück könnte ein wenig Gesellschaft brauchen. Jetzt geben Sie mal besser Gas. Ich bin schon spät dran zu dem Mittagessen im Plaza.«
    Um halb drei saß Alex wieder an seinem Schreibtisch in den Räumlichkeiten der Wright Stiftung. Um Viertel vor drei teilte seine Sekretärin ihm mit, Dee Chandler Harriman sei am Telefon.
    »Stellen Sie durch, Alice«, sagte er ein wenig nervös.
    Dees Stimme klang herzlich und entschuldigend. »Alex, Sie haben vermutlich alle Hände voll damit zu tun, fünf oder sechs Millionen Dollar zu verschenken, deshalb halte ich Sie nicht länger als eine Minute auf.«

    »Seit gestern nachmittag hatte ich es wirklich nicht mit soviel Geld zu tun«, versicherte er ihr. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    »Nur wenn ich Ihnen damit nicht lästig falle. Heute früh im Morgengrauen habe ich eine wichtige Entscheidung getroffen. Es wird Zeit für mich, nach New York zurückzugehen. Meine Partner in der Modeagentur sind bereit, mich auszuzahlen. Ein Nachbar, der seit langem ein Auge auf meine Eigentumswohnung geworfen hat, will sie mir von heute auf morgen abkaufen. Und jetzt kommt der Grund, warum ich angerufen habe: Könnten Sie mir einen guten Immobilienmakler empfehlen? Ich suche eine Wohnung mit vier oder fünf Zimmern auf der East Side, vorzugsweise irgendwo zwischen Fifth und Park Avenue.«
    »Ich werde Ihnen da keine große Hilfe sein, Dee. Ich lebe seit meiner Geburt in ein und demselben Haus«, erwiderte Alex. »Aber ich könnte mich für Sie nach einem Makler erkundigen.«
    »Oh, vielen Dank, das wäre sehr schön. Ich belaste Sie ungern damit, aber ich hatte das Gefühl, daß es Ihnen nichts ausmachen würde. Ich treffe morgen nachmittag in New York ein. Also kann ich am Freitag beginnen, mich nach einer Wohnung umzusehen.«
    »Bis dahin werde ich Ihnen jemand nennen können.«
    »Dann tun Sie das doch bitte bei einem Glas Wein morgen abend. Ich lade Sie ein.«
    Sie legte auf, bevor er antworten konnte. Alex Wright lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dies war eine unerwartete Komplikation. Ihm war die Veränderung in Susans Stimme nicht entgangen, nachdem er ihr gesagt hatte, er habe ihre Schwester zu dem Essen in der Bibliothek eingeladen. Das war auch der Grund, warum er heute Blumen geschickt und sich solche Mühe mit der Auswahl gegeben hatte.
    »Muß das sein?« fragte er sich laut. Dann erinnerte er sich, daß sein Vater oft gesagt hatte, jede negative Entwicklung ließe sich in ein Plus umwandeln. Der Trick war nur, dachte Alex seufzend, zu wissen, wie diese Regel sich auf seinen konkreten Fall anwenden ließ.

    50
    Erschöpft und resigniert betrat Jane Clausen das Zimmer im Krankenhaus. Wie erwartet, hatte ihr Arzt darauf bestanden, daß sie sich sofort stationär

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