Nimm mich, wie ich bin
hereingekommen. Sein Haar war zerzaust, und seine letzte Rasur lag schon einige Tage zurück. Er trug ein schwarzes T-Shirt und Radlershorts, die seine muskulösen Beine sehr schön zur Geltung brachten. Die Sachen stammten weder von einem Designer, noch waren sie besonders neu, aber Ally konnte nicht den Blick von Chance nehmen.
Er war unvorstellbar sexy.
Chance ertappte sie dabei, wie sie ihn anstarrte. Offensichtlich amüsiert, lehnte er sich lässig an den Türrahmen. “Klebt Toilettenpapier an meinen Schuhen?”
“Äh … nein.”
“Habe ich meine Sachen falsch herum angezogen?” Er machte den Eindruck eines Mannes, dem es völlig egal war, wenn tatsächlich etwas an seinen Schuhen klebte.
“Nein”, erwiderte sie.
“Sehen Sie? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich bestens selbst auf mich aufpassen kann.” Dann grinste er, und da er dieses eine Mal sich nicht über Ally lustig machte, war sein Lächeln entwaffnend liebenswürdig.
Sie kämpfte gegen den Wunsch an, sein Lächeln zu erwidern, und blickte hastig auf die Papiere auf ihrem Schreibtisch, obwohl sie nichts davon wirklich wahrnahm. Was hatte Chance nur an sich, dass sie ihn am liebsten gleichzeitig geschlagen und geküsst hätte? “Erklären Sie mir doch bitte, wie Sie das mit dem Überblick meinten”, sagt sie leise.
“Diese Ferienanlage hat sich einen guten Namen erworben mit den Wanderwegen, die wir geschaffen haben. Außerdem erweitern wir das Gelände ständig und bauen zusätzliche Skilifts. Und deswegen kann ich Sportler von überall auf der Welt herlocken.”
Seine Selbstsicherheit verblüffte sie. Ihr wurde allmählich klar, dass er alles, was er sagte, mit klugen Argumenten belegen konnte. Es schien tatsächlich
sein
Berg zu sein, und es war sein Ruf, dem die Anlage ihre Beliebtheit verdankte. Ally wünschte sich, sie besäße auch nur einen Bruchteil seines Selbstvertrauens.
“Und jetzt kann ich sogar noch mehr tun”, fuhr er fort. “Wegen der neuen Wege, die wir geöffnet haben, sind wir auch in der Lage, gewisse Sportwettbewerbe anzubieten, die vom Fernsehen übertragen werden, und das wird uns Anerkennung bringen und größere Einkünfte.”
Es war aufregend. Ally spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Sie stellte sich vor, wie sie mit Fernsehteams und berühmten Sportlern zu tun bekam. “Was kann ich tun?”
“Nicht das Geringste.”
“Ich bin die Hoteldirektorin, haben Sie das vergessen?”
“Sie sind eine wandelnde Katastrophe.”
“Mir wird schon nichts passieren.”
“Darauf können Sie wetten, denn Sie werden schön hier im Büro bleiben.”
“Und den ganzen Spaß Ihnen überlassen? Auf keinen Fall.”
Chances Blick wanderte langsam von den Stiefeln, auf die sie so stolz war, weil sie ihr keine Blasen mehr verursachten, zu den Shorts und dann zu ihrer Bluse, wo er ein wenig verweilte, bis Allys Brustspitzen sich aufrichteten und sich verräterisch unter dem dünnen Stoff abzeichneten.
Es war verrückt, dass ein Blick von ihm genügte, um sie so aus der Fassung zu bringen.
Ein träges, wissendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. “Wollen Sie Spaß haben, Ally?”
Seine Stimme klang weich und verführerisch, seine Augen waren halb geschlossen. Die unwiderstehliche Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, war fast unheimlich. “Auf dem Berg”, entgegnete sie gereizt. “Ich suche Spaß auf dem Berg.”
“Dem sind Sie nicht gewachsen.”
“Ach, du meine Güte! Sie reden gerade so, als ob Sie noch nie etwas Verwegenes getan hätten. Ich habe Fotos von Ihnen gesehen, wie Sie Ski fahren.”
Seine Augen blitzten auf, und er stieß sich vom Türrahmen ab. Ally schwankte zwischen dem Wunsch, zu fliehen, und dem Bedürfnis, ihm mutig die Stirn zu bieten. “Sie haben mich nie in Aktion gesehen”, entgegnete er leise.
Nein, aber sie konnte sich gut vorstellen, wie er elegant über die Pisten sauste. “Es geht hier nicht um Sie”, brachte sie atemlos hervor.
Er blieb so dicht vor ihr stehen, dass er sie hätte berühren können, aber er tat es nicht. Sie sah ihm in die Augen, was sich als großer Fehler herausstellte. Sie waren dunkel und funkelten vor Leidenschaft.
“Auf keinen Fall.”
“Auf keinen Fall?”, wiederholte sie und schürte so gut sie konnte ihre Wut, um nicht an solch gefährliche Dinge zu denken, wie zum Beispiel daran, wie sich sein Mund auf ihrem anfühlen mochte. “Warum sind Sie immer so schnell bereit, mich abzuweisen?”
Er legte einen Finger an ihre Lippen.
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