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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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weiß, wie viel sie Ihnen zumutet und dass sie Ihnen sehr dankbar ist.”
    Na, wunderbar. Schuldgefühle hatten ihm gerade noch gefehlt. Als ob es nicht schon genügte, dass er auf dieses Stadtmädchen scharf war.
    Ihre Sitze wackelten ein wenig, und Ally schloss schnell die Augen. “Sie sagt, Sie sind immer für sie da gewesen.”
    “Und umgekehrt.”
    Sie öffnete ein Auge, und als der Lift sich gemächlich weiterbewegte, machte sie auch das andere auf. “Wie kam es, dass Sie hier arbeiteten?”
    “Ich hatte keine Lust mehr, von einem Ort zum andern zu ziehen. Lucy gab mir den Job, hier die Skipisten zu patrouillieren.”
    “Sie sind einfach so durch die ganze Welt gereist?”
    “Ja.”
    “Haben Sie keine Familie?”
    Verdammt, jetzt tat er ihr auch noch leid, das Letzte, was er sich von einer Frau wünschte. “Meine Eltern sind auch sehr viel gereist. Ich landete irgendwann zufällig in Wyoming.” Tina war gerade gestorben, und er hatte einige Monate damit zugebracht, sich zu betrinken und bei waghalsigen Unternehmungen sein Leben zu riskieren. Lucy gab ihm etwas, von dem er nie gewusst hatte, dass es ihm fehlte, und das er auch nie akzeptiert hätte, wenn er es gekannt hätte – Beständigkeit.
    Nach zwei Jahren führte er die Aufsicht über die Skipisten, und nach weiteren zwei Jahren leitete er das gesamte Freizeitangebot und war nur noch Lucy unterstellt. Jetzt fand er, dass er den besten Job auf der ganzen Welt hatte. Jeden Herbst nahm er sich Zeit, in der Welt herumzureisen, um seine Sehnsucht nach der Ferne zu befriedigen. Afrika, Südamerika, Indien, es gab keine Grenzen für ihn.
    Aber er kam immer wieder zurück.
    Der Lift ruckte ein wenig, und Ally hielt erschrocken den Atem an. “Sie waren heute sehr nett zu Brian”, sagte sie hastig. “Obwohl man Sie nicht gerade mitfühlend oder sensibel nennen kann.”
    “Ich bin nicht sein Aufpasser. Er arbeitet hier nur.”
    “Ja, sicher. Und bestimmt hat er für die neuen Stiefel gezahlt, was?”
    Chance sah, dass sie sich auf die Unterlippe biss, als der Sessel wieder leicht schlingerte, und unwillkürlich die Schenkel zusammenpresste. Er blickte ihr in die Augen. “Na und? Er brauchte eben neue Stiefel.”
    “Sie empfinden also doch etwas, trotz …” Sie unterbrach sich, als er einen Arm über die Rücklehne des Sitzes legte und den anderen um die Metallstange neben Ally, sodass er sie zwischen seinen Armen gefangen hielt. “Was machen Sie denn?”
    “Trotz was?”, fragte er leise.
    “Trotz der Tatsache …” Sie senkte den Blick und wurde wieder blass. “Ich glaube, ich sollte meine Gedanken lieber für mich behalten.”
    “Oh nein.” Er drehte ihr Gesicht zu sich herum, was leider bedeutete, dass er sie berühren musste. Ein großer Fehler, dachte er, aber das hielt ihn trotzdem nicht davon ab. Ihre Haut fühlte sich so zart wie Seide an.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und verriet, was ihr durch den Kopf ging, als ihr Blick sekundenlang auf seinem Mund ruhte, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. “Ich wollte nur sagen, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Brian gibt. Sie haben beide so einen gewissen Ausdruck in den Augen.”
    “Wirklich?” Sein Blick fiel auf ihren Mund. Weiße Haut, roter Mund. Er stellte sich vor, dass sie weiße Schenkel und rosarote Brustknospen haben musste, und hätte fast aufgestöhnt. “Und was für Gemeinsamkeiten?”
    “Na ja …” Sie lachte verlegen. “Es wird Ihnen wahrscheinlich nicht gefallen.”
    Es fiel Chance ziemlich schwer, sich auf ihre Worte zu konzentrieren, da er gerade damit beschäftigt war, sich Ally nackt vorzustellen. “Das werden wir ja sehen.”
    “Ich glaube, Sie und er sehnen sich beide schmerzlich nach etwas”, flüsterte sie. “In Ihren Augen spiegelt sich eine fürchterliche Traurigkeit.” Ihre Stimme nahm einen weicheren Klang an. “Sie brauchen jemanden, der sich um Sie kümmert, Chance. Jemanden, der auf Sie Acht gibt. Aber ich habe mir geschworen, mich nicht mehr einzumischen.”
    Das verschlug ihm die Sprache. “Sie glauben, man muss auf mich aufpassen?”
    “Ja.”
    Verblüffung verwandelte sich in ehrliche Erheiterung, und Chance lachte so heftig, dass er fast aus dem Sessel gefallen wäre. “Hören Sie mal, ich passe auf mich selbst auf, seit ich sprechen kann. Ich brauche niemanden.” Er wurde ernst und dachte an Tina. “Und das wird sich auch nicht ändern. Aber vielen Dank, Sie haben mich zum Lachen gebracht, besonders

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