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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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vor Urzeiten dort angepflanzt worden war, um zu gegebener Zeit prophezeite Hinterteile vor einem allzu harten Aufprall zu bewahren.
    Der Aufprall blieb dennoch hart genug. Mit einem leisen Fluch sprang der Ferkelbändiger beiseite, um dem Hohepriester Platz zu machen, den die Rutschpartie sichtlich mitgenommen hatte. Blechboldt musste ihm aus dem Moos aufhelfen und ihn stützen, bis er das Gleichgewicht wiedererlangt hatte. Neben ihnen kam der fluchende Fazzgadt an, der, wie es schien, nicht ein einziges Mal Luft geholt und den ganzen Weg über geflucht hatte. Er sprang beiseite, um Zweibart Platz zu machen, der mit wallender Kutte durch das Dunkel von oben herabgerauscht kam.
    Während sie sich das Knötelmoos aus den Kutten klopften, schaute der Hohepriester schwer atmend den finsteren Schacht hinauf. Irgendwo hoch über ihnen, sehr weit entfernt, leuchtete die Fackel des Schlüsselmeisters an der Wand der Höhle, die sie hinter sich gelassen hatten. Der Hohepriester wischte sich den Schweiß von der Stirn. Diese Reise war wahrlich nichts für einen Tausendjährigen. Eigentlich sollte er in irgendeiner Höhle sitzen, sich in seinem Lehnstein zurücklehnen und sich den Bart massieren lassen, während er irgendwelchen Schlüpflingen von den Abenteuern seiner bewegten Vergangenheit erzählte. Das Schicksal aber hatte sich als launisch erwiesen, und die Abenteuer des Höchsten hatten auf sich warten lassen. Jetzt musste er sie, wie es schien, allesamt am Ende seines Lebens abarbeiten. Und dass morsche Knochen und wilde Röhrenritte nicht recht zueinander passten, scherte das Schicksal dabei offenbar nur wenig.
    In diesem Moment hob der Schlüsseltroll seine Flammsteinfackel, und die Zwerge sahen in ihrem roten Schein eine Tür, die sich in der grob behauenen Wand vor ihnen befand.
    „Seid ihr bereit?“, fragte Zweibart feierlich.
    „Bereit für was? Ich dachte, das Schlimmste liegt hinter uns…“, murmelte Fazzgadt mürrisch.
    „Bereit, dieses Tor zu durchschreiten, das die Zukunft von der Vergangenheit und die alte Welt von der neuen trennt? Bereit für die Wahrheit und den Weg des Nimmerzwergs?“
    Erwartungsvoll schaute Zweibart in die Runde.
    „Ich bin bereit“, sagte der Ferkelbändiger mit einem Nicken.
    „Auch ich wäre froh, wenn wir das Ganze bald hinter uns hätten“, erwiderte der Allerhöchste schnaufend und mit hochrotem Kopf.
    „Und da ich annehme, dass du ein Nein nicht akzeptieren würdest, bin ich also ebenfalls bereit“, entgegnete Fazzgadt als Letzter.
    Zweibart nickte dem Schlüsselmeister zu.
    „So sei es!“
    Der Schlüsselmeister wandte sich der stählernen Tür zu, auf der, wie auf den Türen in der Halle der Schaufel, sämtliche Stammeszeichen des Ehernen Volkes prangten. Darüber hinaus war in diese Tür auch noch das Hammerzepter, das höchsteigene Wappen des Großen Verwalters, eingraviert. Eine Einheit wie in alten Tagen. Als wäre die Zeit hier stehen geblieben und nie ein Stamm von den anderen getrennt worden.
    Der Schlüsselmeister löste den langstieligen Schlüssel des Nimmerzwergs aus seinem Bart und warf einen bedeutungsvollen Blick in die Runde. Er hob den Schlüssel vor die Augengläser und blinzelte.
    „Wirklich erstaunlich. Er ist vollkommen anders als alle anderen Schlüssel, die ich kenne. Womöglich könnte ich ihn nicht einmal kopieren… Es muss wahrlich eine ganz besondere Höhle sein, die hinter dieser Tür liegt.“
    Er nickte anerkennend, schob den Schlüssel dann langsam in das Schlüsselloch und drehte ihn mit einem entschlossenen Ruck herum.
    Die Tür begann zu vibrieren, und einen Schlag später sprangen unter lautem Klackern und Rattern nacheinander verschiedene wuchtige Riegel zurück.
    Das Rattern hallte von den Wänden des Schachtes wider, während der Blick der Kameraden geradezu an der Tür festgeschmiedet zu sein schien, die sich gleich darauf langsam öffnete. Der Schlüsseltroll eilte mit seiner Fackel voran, um die dahinter liegende Höhle zu beleuchten. Fazzgadt, Blechboldt und der Allerhöchste folgten ihm in Begleitung des ehrfürchtig staunenden Zweibarts.
    Die Höhle hatte einen Durchmesser von vielleicht zwölf Zwerg. Sie war außerdem nicht sonderlich hoch. In ihrer Mitte war ein Kreis in den Boden geritzt, in dessen Inneren alle Stammeszeichen des Ehernen Imperiums den alten Traditionen entsprechend abgebildet waren. Im Zentrum des Kreises befand sich ein Hebel, der mit einem rostigen metallenen Rohr verbunden war – eine Vorrichtung,

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