Nimmerzwerg
die die Anwesenden sofort als magischen Transporter erkannten. Im Inneren des Eisenrohrs wirkten magische Steine, deren Kraft sich durch einen einzigen Schlag freisetzen ließ und jeden Zwerg im näheren Umkreis innerhalb eines Wimpernschlags an den Ort brachte, wo sich die Zwillingssteine des Transporters befanden. Die Mitglieder des Schicksalszwergs erschauerten. Sie waren mit diesen Überbleibseln zwergischer Magie bereits durch das halbe Imperium gereist. Doch bei den meisten Transportern hatten sie gewusst, wohin sie sie bringen würden. Dieser hier war in einer verborgenen Höhle versteckt, die seit Tausenden Jahren niemand mehr betreten hatte.
Der Transporter aber war nicht das einzige Bemerkenswerte im Inneren der Höhle.
Abgesehen von der Tür, durch die sie sie betreten hatten, gab es noch eine weitere, beinahe identische, die dieser genau gegenüberlag.
Fragend blickte der Hohepriester Zweibart an und wies auf die Tür. Ihr Begleiter nickte.
„Da ursprünglich niemand wusste, welcher Teil unseres Volkes tatsächlich der verlorene sein würde, ist diese Höhle von zwei Seiten aus zu erreichen. Jene Tür dort ist der Zugang aus dem Inneren des Imperiums. Es gibt jedoch nur einen Schlüssel. Nämlich den im Grab des Nimmerzwergs.“
Die Gefährten ließen die Blicke durch die Höhle schweifen und sahen, dass sich an ihren Wänden eigentümliche Zeichnungen befanden, die mit weißer Farbe, vermutlich mit geronnener Madenmilch, auf den rauen Fels aufgebracht worden waren. Auf der unteren Hälfte der Wand waren die vereinfachten Abbilder zahlreicher Zwerge zu erkennen. Es waren lediglich Umrisse, die jedoch aufgrund der angedeuteten Bärte, Helme und Äxte und ihrer zwergischen Proportionen ohne Schwierigkeiten zu erkennen waren. Diese Figuren waren über verschiedene gemalte Höhlen verteilt, die in der Mitte der Wand zusammenliefen. Im Zentrum dieser Höhlen stand eine einzelne Figur, die größer war als die der Zwerge und von ihren Proportionen her an den Nimmerzwerg erinnerte. Die Figur stand unterhalb eines gezeichneten Schachts, der senkrecht bis zu einem waagerechten Strich emporführte, der den unteren Teil des Bildes vom oberen trennte. Und hier, über den Höhlen, waren auf einer weiten Fläche weitere Figuren von der Art des Nimmerzwergs angeordnet, deren Anzahl in etwa der der Zwerge im unteren Teil des Bildes entsprach.
Das bemerkenswerteste Detail jenes Bildes befand sich jedoch über dieser Ansammlung von Nimmerzwergen: Hoch über den Figuren war ein großer Ball zu erkennen, dessen Umrisse von angedeuteten Flammen umkränzt waren. Es war das gleiche Symbol wie auf der Tür zur Kammer der Hoffnung.
„Was mag das bedeuten…?“, murmelte der von Staunen ergriffene Hohepriester.
Ehrfürchtig trat Zweibart an die Wand und legte eine Hand auf die Zeichnungen.
„Es ist unglaublich. Das Erbe des Nimmerzwergs. Dies ist das Bild zu seiner Geschichte. All die Jahrhunderte habe ich nur von diesen Dingen gehört. Und hier finde ich nun den Beweis, die getreulichen Abbilder seiner Worte…“
Auch Blechboldt trat näher, um im Schein der Fackel des Trolls besser sehen zu können.
„Schaut nur, diese Figuren sehen gar nicht aus wie Zwerge…“
Fazzgadt murrte missmutig.
„Ja. Aber nur weil irgendjemand keine richtigen Zwerge malen kann, ist das noch lange kein Grund, so ein Aufhebens darum zu machen!“
„Und was ist deiner Meinung nach das da?“, fragte Blechboldt und wies auf die flammende Kugel im oberen Teil des Bildes.
„Eine Grubenlampe“, antwortete Fazzgadt schulterzuckend.
„Vergleiche sie doch mal mit den Figuren, du Kieskopf!“, erwiderte Blechboldt und deutete aufgeregt auf die Zeichnung.
„Dann ist es von mir aus eben eine besonders große Grubenlampe“, entgegnete Fazzgadt.
Nun kam Zweibart zu ihnen hinüber.
„Es ist die Welt des Nimmerzwergs. Er hat von ihr erzählt. Von seinem Stamm und seinem Volk. Sie sind weder Troll noch Zwerg, weder Echse noch Olm. Und sie leben in einer Welt ohne Höhlen…“
Fazzgadt verdrehte die Augen.
„Ja, und wie soll das bitte möglich sein? Die Welt besteht schließlich aus Höhlen…“
Zinkk Zweibart schüttelte ruhig den Kopf.
„Ihre nicht. Ihre Welt ist anders. Und die höheren Wesen jener Welt schlüpfen auch nicht aus Eiern…“
„Ach? Und was tun sie dann? Werden sie vielleicht lebend geboren? So wie Ratten? Oder Erzferkel?“, polterte Fazzgadt verächtlich.
Zweibart nickte.
„Ganz genau. Es ist eine andere
Weitere Kostenlose Bücher