Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster

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sagte er an die Kameraden gewandt. „Macht euch bereit, die Höhlen des Ehernen Volkes zu verlassen und eure Stiefel auf den Boden einer höhlenlosen Welt zu setzen!“
    Fazzgadt hob zornig den Zeigefinger.
    „Ich werde nirgendwo hingehen, wo ich Fazzdil heiße und nicht so, wie es sich gehört, geschlüpft sein darf!“
    Zweibart senkte den Blick und zuckte mit den Schultern.
    „Es steht dir frei, in den Ketten Krugk Trümmerboldts dein Ende unter deinesgleichen zu finden.“
    Der Ferkelbändiger beugte sich zu Fazzgadt hinüber und flüsterte ihm zu: „Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, etwas vollkommen Neues zu wagen.“
    Fazzgadt biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich über das stoppelige Kinn. Etwas Neues. Zwerge waren nicht geschaffen für etwas Neues. Sie waren die Bewahrer von Traditionen und Gebräuchen, fleischgewordener Stein, trunkene bärtige Bollwerke gegen jede Form der Veränderung. Und jetzt kamen diese Schaufelbrüder daher und forderten ihn auf, etwas Neues zu wagen… Andererseits war das Imperium am Ende. Das Volk der Zwerge hatte sich für den Erhalt einer Ahnung dessen, was es einst gewesen war, in Ketten schlagen lassen, um dem kläglichen Rest seiner Tradition zu dienen und jener Arbeit nachgehen zu dürfen, die es immer schon ausgeübt hatte. Auch dies war nicht die Welt, in der ein echter Zwerg leben wollte.
    Die Gefährten tauschten nachdenkliche Blicke. Wenn irgendwo dort draußen, in jener höhlenlosen Welt, die Hoffnung bestand, einen eigenen Stollen zu graben, dann wäre das allemal besser als ein Dasein in Ketten zu fristen, verfolgt zu werden oder auf ewig ein Spielball der Vorsehung zu sein.
    Die Zwerge blickten einander schicksalsergeben an.
    Zinkk Zweibart nickte zufrieden.
    „Gut, dann lasst uns den Weg bereiten für jene, die uns folgen werden!“
    Doch als er die Hand nach dem Transporterhebel ausstreckte, wurde ohne Vorwarnung und mit einem gewaltigen Knall die Tür, die zum Imperium führte, aus den Angeln gesprengt. Die Wucht der Explosion fegte sie alle von den Füßen, Schlüssel flogen wie Geschosse durch den Raum, und die Zwerge wurden gegen die Wände geschleudert.


INTERMEZZO



    Kaum dass der Rauch sich verzogen hatte, trat Krugk Trümmerboldt in Begleitung zweier schwer bewaffneter Menhire durch die Tür. Verwundert blickte er sich um. Und durch seine Augen sah Harrm Blutklump in diesem Moment Dinge, wie er sie während seines gesamten unsterblichen Daseins noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Es waren vor allem die Zeichnungen an den Wänden der Höhle, die in ihm sofort eine dunkle Erinnerung an die Legende vom Nimmerzwerg wachriefen. Blutklump verzog das Gesicht zu einer ausdruckslosen Grimasse. Der Nimmerzwerg war jener, der nie Zwerg gewesen war, und wie er selbst eng mit dem dritten Teil der großen Erzferkelprophezeiung verknüpft. Und die Prophezeiung war das Einzige, was Blutklumps Herrschaft noch im Wege stand. Das letzte bisschen Hoffnung, das den aufrührerischen Gemütern der Zwerge geblieben war. Den Worten des Erzferkels zufolge gab es zweierlei, was das Eherne Volk noch zu retten vermochte. Doch Blutklump wusste es besser. Das Einzige, was die Zwerge retten konnte, war eiserne Disziplin. Kettenglied um Kettenglied!
    Er deutete auf die Wand und sagte an seine bewaffneten Begleiter gewandt: „Übermalt diese Zeichnungen.“
    In diesem Moment rappelte sich der Schlüsseltroll auf, schüttelte sich und stürzte sich brüllend und mit erhobenen Pranken auf den untoten Zwergenherrscher. Doch bevor er ihn erreichen konnte, ließen die Menhire ihre Handkanonen sprechen, sodass der Troll von zwei Dutzend stählernen Kugeln durchsiebt zu Boden stürzte. Gleich darauf eilten weitere Menhire in die Höhle und überwältigten die am Boden liegenden Zwerge.
    Blutklump ging zu ihnen hinüber und baute sich vor ihnen auf.
    „Das ist er also. Der Schicksalszwerg. In Begleitung eines Schaufelschwenkers, eines Schlüsselschmieds und eines verblichenen Trollgehilfen. Und allesamt sind sie am Ende ihres Ganges angelangt.“ Er funkelte die Zwerge triumphierend an. „Womöglich wird es euch freuen zu hören, dass es dem Rest eurer Gefährten unlängst gelungen ist, zwei meiner Körper zu besiegen.“
    Die Gefährten blickten einander verwundert an. Sie verstanden nicht, wovon Blutklump sprach.
    Doch der falsche Herr der Zwerge fuhr unbeirrt fort: „Jener, der in Wahrheit vier ist, ist ein wenig übersichtlicher geworden. Aber seid