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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Welt, mit anderen Gesetzen, und sie wird beherrscht von jenem flammenden Ball, den sie Sonne nennen.“
    Fazzgadt verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich kopfschüttelnd ab.
    „Sonne, pah! Wie kann man einer Lampe nur einen Namen geben? Das ist doch der Beweis. Diese Zwerge müssen einfach krank sein!“
    Zweibart aber ließ sich nicht beirren. Mit glänzenden Augen schaute er zu dem gemalten Flammenball empor.
    „Die Erzählungen des Nimmerzwergs bilden das Herz des Glaubens der Schaufel. Wir wissen ein wenig über seine höhlenlose Welt und haben Hunderte Jahre damit verbracht, die Geschichte der Zwerge ihren Gesetzen entsprechend zurechtzubiegen…“
    Jetzt wurde Blechboldt hellhörig.
    „Ihr habt was wie zurechtgebogen?“
    Zinkk Zweibart versuchte es ihm zu erklären.
    „Die Nimmerzwergischen sind anders als wir. Wenn wir ihnen begegnen, werden sie unsere Welt nicht verstehen. Der Nimmerzwerg hat uns von ihren Vorlieben berichtet, von ihren Schwächen, ihren Geschichten, und wie sie sie erzählen. Sie nehmen Dinge anders wahr, ihre Sprache unterscheidet sich von unserer. Um in jener Welt bestehen zu können, werden wir uns anpassen müssen. Uns, unsere Sprache und unsere Geschichte. Sogar unsere Namen.“
    „Wie bitte?“ Blechboldt glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können.
    „Nun ja, den meisten von ihnen werden allein schon unsere Namen zu kompliziert sein“, verriet Zweibart.
    Fazzgadt fuhr herum und schnauzte ihn an.
    „Hätte mein Oheim mir etwa einen Trollnamen geben sollen?“
    Zweibart hob abwehrend die Hände.
    „Nein, aber es würde schon helfen, wenn wir unsere eigenen Namen kürzen und auf einfache Silben wie -dil oder -drigk enden lassen…“
    Das aber machte sein Gegenüber noch wütender: „Soll ich mich etwa Fazzdil nennen? Ist es das, was du willst? Soll ich am Ende dieser Reise auch noch meine Würde verlieren?“
    Blechboldt legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    „Ich denke, wir sollten auf ihn hören…“
    Fazzgadt aber riss sich wütend los.
    „Also, ich finde, Farrndrigk klingt gar nicht so schlecht“, ließ sich der Allerhöchste vernehmen, der sich aufgrund der Tatsache, dass er keinen Namen hatte, der von irgendwelchen Silben verunstaltet werden konnte, nur wenig um das Phänomen der Nimmerzwergsprache scherte. „Aber wohin führt dieser Transporter?“, fragte er mit einem Nicken in Richtung des Hebels im Zentrum der Höhle.
    Zinkk Zweibart trat neben ihn.
    „Direkt in den schrundigen Schacht, den Weg des Nimmerzwergs, durch den er einst zu uns herabgestiegen ist.“
    Der Hohepriester legte die Stirn in Falten.
    „Aber liegt nicht am Ende des Schachtes die Hohe Höhle, die Heimstatt der Götter, der Ort, an den die Seelen der Zwerge einkehren, wenn…“
    Zinkk Zweibart schüttelte den Kopf.
    „Das ist Religion, Alter, Aberglaube. In Wahrheit befindet sich dort die Welt des Nimmerzwergs.“
    „Die vermaledeite Welt der Dils und Drigks, verdammte Kieslaus noch eins!“, fauchte Fazzgadt. „Da ist mir doch selbst der Aberglaube dieses alten Olmtreibers noch lieber!“
    Zweibart streckte beschwichtigend die Hände aus.
    „Hört zu. Meine Mitbrüder und ich haben beschlossen, dass es das Beste sein wird, wenn wir den Nimmerzwergischen gegenüber das Eherne Volk als glorreiche Schmiede und Krieger darstellen und gewisse Einzelheiten unserer Geschichte weglassen.“
    „Was meinst du mit ,gewisse Einzelheiten unserer Geschichte’?“, fragte Fazzgadt und trat bedrohlich an den Schaufelbruder heran.
    „Willst du ihnen etwa erzählen, dass wir von Wahnsinnigen beherrscht und von unseresgleichen an Trolle verkauft werden?“, fragte Blechboldt.
    Zinkk Zweibart schüttelte den Kopf.
    „Ein bisschen Ehre, ein bisschen Stolz und ein wenig Gold. Vielleicht noch etwas liebenswerten Starrsinn und eine gewisse Freude am Bier. Das wird für sie das Volk der Zwerge sein. Mehr müssen sie nicht wissen. Hauptsache ist, dass sie nie erfahren, dass wir aus Eiern schlüpfen.“
    „Ich bin stolz, aus einem Ei geschlüpft zu sein!“, blaffte Fazzgadt ihn an.
    „Glaube mir, Fazzgadt, in ihrer Welt würde dir das kaum zum Vorteil gereichen“, entgegnete Zweibart ruhig. „Dinge, die aus Eiern schlüpfen, braten die Nimmerzwergischen in der Pfanne…“
    Fazzgadt starrte ihn mit offenem Mund und schreckensgeweiteten Augen an.
    Zinkk Zweibart ging zum Hebel des Transporters hinüber.
    „Atmet ein letztes Mal die Luft der Stollen eurer Heimat, Freunde“,

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