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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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ergriffen haben?
    Der Hohepriester hustete leise und erwiderte: „Dann, mein guter Blechboldt, mischt sich deine Seele gerade in einer silbernen Schatulle mit meiner.“
    Der Ferkelbändiger hob den Kopf und starrte ihn verständnislos an.
    „Aber was soll meine Seele in einer silbernen Schatulle?“
    Der Hohepriester lächelte matt.
    „Der Kapitän bewahrt die Barthaare seiner Gefangenen in einer solchen Schatulle auf. Einen Teil davon wird er rauchen, und den Rest wird seine Ratte fressen.“
    Blechboldt schien nicht recht zu wissen, was er davon halten sollte. Zumindest aber verwandelte sich der trübsinnige Ausdruck auf seinem Gesicht in Verwunderung.
    Fazzgadt fluchte leise.
    Neben ihnen erklang die Stimme von Nattergriff, der an einen der schnarchenden Flammsteinfischer gekettet war.
    „Wisst ihr was? Mir ist egal, ob das alles so vorherbestimmt ist. Ich glaube, ich will nichts mehr mit euch zu tun haben. Macht, was ihr wollt. Ich komm schon klar.“
    Mit diesen Worten drehte er sich von den anderen weg, legte sich auf die Seite und schloss die Augen.
    Fazzgadt richtete den Zeigefinger auf den Hohepriester.
    „Beim Heiligen Hammer, Alter, sobald wir hier raus sind, wirst du ein bisschen herumprophezeien und dafür sorgen, dass Glimmboldt und ich auch nichts mehr mit dem Schicksalszwerg zu tun und unsere Ruhe haben. Und solltest du dich weigern…“, Fazzgadt beugte sich zu dem Höchsten hinüber, so weit, wie die Ketten es zuließen, „… dann werde ich mein nächstes Bier aus deinem Schädel trinken!“
    Der Höchste schrak ein wenig zusammen und blinzelte nervös.
    „Wie kannst du so etwas nur sagen?“, fragte er entsetzt.
    Fazzgadt streckte die Arme aus, bekam den Hohepriester zu fassen und schüttelte ihn. „Ganz einfach, Tatterzwerg, indem ich den Mund aufmache!“
    Währenddessen betrachtete Blechboldt verwundert Fazzgadts Gesicht. Fazzgadt wollte gerade ausholen, um dem Hohepriester die Faust ins Gesicht zu schlagen, als der Ferkelbändiger mit leiser Stimme sagte: „Fazzgadt, du… du hast da ein Loch im Kinn…“
    Fazzgadt ließ den Hohepriester los und betastete seinen Kiefer. Es war ein ungewohntes Gefühl, wie seine Hände über die bartlose Haut fuhren. Tatsächlich ertastete er dort eine kleine Vertiefung.
    „Hm, es ist nur eine Delle“, murmelte er.
    „Vielleicht ist es eine Krankheit“, gab Blechboldt zu bedenken.
    Fazzgadt schaute den Ferkelbändiger bestürzt an und suchte aufmerksam an dessen Kinn nach einem ähnlichen Grübchen. Er fand jedoch nichts und betrachtete deshalb auch seine anderen Kameraden genauer, soweit dies in dem trüben Licht möglich war. Und schließlich entdeckte er doch noch ein weiteres Grübchen.
    „Schau! Glimmboldt hat auch eines! So schlimm kann es also nicht sein…“
    Blechboldt blickte kurz zu dem kleinen Wirrbart hinüber, der vergnügt an seiner Kette nagte. Tatsächlich hatte auch er ein Grübchen am Kinn. Blechboldt drehte sich wieder Fazzgadt zu und sagte mit zitternder Stimme: „Vielleicht ist es ansteckend…“
    Da war aus dem hinteren Teil des Laderaums die Stimme eines Flammsteinfischers zu hören: „Behaltet eure helmrissigen Ideen für euch und lasst uns in Ruhe schlafen, ihr verdammten Kieselkasper!“
    Fazzgadt runzelte die Stirn. Dann packte er den Kopf seines Zöglings und betrachtete dessen Kinn etwas genauer.
    „Aber auch wenn es keine Krankheit ist, irgendwie sieht es seltsam aus…“
    Während Glimmboldt vergnügt glucksend die Kette fallen ließ, kam Blechboldt vorsichtig herangerückt.
    „Du hast recht. Es sieht tatsächlich merkwürdig aus. Beinahe… beinahe wie eine Schaufel…“
    Plötzlich regte sich in der Nähe etwas, Ketten rasselten, und aus dem Halbdunkel erklang eine kraftlose Stimme: „Hast du gerade Schaufel gesagt?“
    Es war einer der Flammsteinfischer. Er rappelte sich hoch, rüttelte einen seiner Kameraden wach und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser wiederum stieß den nächsten an, und innerhalb von zwanzig Schlägen war der gesamte Laderaum auf den Beinen.
     
     
    Irgendwo im hinteren Teil des Laderaums stieß sich der Glutschwirrling vom Rücken eines Zwerges ab und flog hastig zu einer Deckenverstrebung empor, von wo aus er seine Facettenaugen wieder auf Fazzgadt und seinen Zögling richtete.
    Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der vorderste Flammsteinfischer zu Lunt Glimmboldt hinüberging und dessen nacktes Kinn betrachtete. Die Augen des Fischers weiteten sich vor Staunen. Er schlug das

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