Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
Vom Netzwerk:
Hohepriester…“
    Grinsend riss der Angesprochene sich los.
    „Drauf gehämmert, das war er vielleicht einmal. Jetzt ist er Schervieh…“
    Damit ging er auf den Hohepriester zu.
    „Aber er ist ein Tausendjähriger!“, gab ein weiterer Pirat zu bedenken.
    „Na und? Das bin ich auch, in sechshundert Jahren!“, entgegnete Kargk und hob das Messer, das im roten Widerschein des Magmasees funkelte.
    „Aber was ist mit Ehrfurcht vor dem Alter, dem Weiß seines Bartes, der Weisheit der Jahrhunderte?“, entfuhr es dem Piraten, der als Erster versucht hatte, Kargk zurückzuhalten.
    Dieser wirbelte mit erhobenem Bartmesser herum und blickte ihn finster an.
    „Hör gut zu, Shmuddz. Was denkst du, was ich tue, wenn ich die Wahl zwischen Ehrerbietung und Spaß habe?“
    Mit einem einzigen großen Schritt war Kargk bei dem Gefesselten. Und noch bevor der Tausendjährige sich überhaupt aufgerappelt hatte, lag sein Bart bereits am Boden. Höhnisch lachend schob der Pirat das Messer zurück in den Gürtel, während Shmuddz die makellos weißen Barthaare mit sichtlichem Unbehagen einsammelte und in seine Silberdose legte. Dann packten die beiden anderen Piraten den Höchsten, schleiften ihn zurück zu den übrigen Gefangenen und ketteten ihn wieder an den Schrauber.
    Der Käfer tippelte auf dem Kopf des Schlafenden hin und her, um besser sehen können.
    Kargk kletterte lachend die Leiter empor und verschwand durch die Luke. Die anderen Piraten folgten ihm und nahmen ihre Basaltleuchten mit sich.
    Der tote Käfer drehte langsam den verrottenden Kopf, um den gesamten Laderaum überblicken zu können, der vom kargen, durch die Luken hereindringenden Magmaschimmer nur trübe erleuchtet wurde.
     
     
    Über das Schnarchen und Stöhnen der Flammsteinfischer hinweg ertönte leise Fazzgadts Stimme, der sich zum Hohepriester hinüberbeugte.
    „Nun, Alter, wohin hat uns der Wille deiner Götter gebracht, hm?“
    Der Höchste, entbartet und mit zerschundenem Rücken, schaute ihn unter flackernden Lidern an.
    „All das hat… einen Sinn.“
    Angesichts von so viel Verstocktheit verschlug es Fazzgadt für zwei kurze Schläge die Sprache. Der Alte war gerade ausgepeitscht und seines prächtigen Bartes beraubt worden. Er war auf die schlimmste erdenkliche Zwergenart gedemütigt worden und glaubte immer noch, dass die Götter aus irgendeinem Grund genau das beabsichtigt hatten. Fazzgadt schüttelte den Kopf, wobei er sich über das merkwürdige Gefühl wunderte, kein Barthaar auf seiner Brust zu spüren.
    „Oh ja, natürlich hat es Sinn, dass man uns unsere Bärte und unsere Würde nimmt! Genauso viel Sinn wie ein Hammer, den ein Zwerg sich auf den Daumen haut! Es erinnert den Zwerg nämlich daran, dass er es besser nicht getan hätte!“
    Glimmboldt gluckste vergnügt. Er hatte sich noch nie mit einem Hammer auf den Daumen gehauen, was vor allem daran lag, dass niemand so dumm gewesen wäre, ihm einen Hammer in die Hand zu geben.
    Der Höchste rückte mit zitternden Händen seine Augengläser zurecht und blinzelte Fazzgadt verständnislos an.
    „Begreifst du denn nicht, Alter?“, zischte Fazzgadt zwischen den Zähnen hervor. „Es ist hoffnungslos! Wir sind verloren!“
    Hinter ihnen lachte der blinde General leise auf.
    „Also, das sehe ich anders!“
    Fazzgadt fuhr herum.
    „Hallo? Du bist blind, du bartloses Stollengezücht!“
    Das Lachen des Generals wurde indes nur noch lauter. „Ja und? Aber was für ein Abenteuer, Freunde! Bartlos, mitsamt zwei kieselblöden Kleingeistern und aller Hoffnung beraubt im Bauch eines gigantischen Magmapiratenschiffes gefangen zu sein! Das ist eine Herausforderung! Lasst uns einen Plan schmieden! Auf uns wartet ein Heldentod, Freunde!“
    Fazzgadt verdrehte die Augen und wünschte sich, den Stein der Zeit um einige Schichten zurückrollen zu können und sich niemals auf diese ganze helmverbrannte Geschichte eingelassen zu haben. So aber blieb ihm nichts anderes zu tun, als seufzend die Liste Garstholm Flammranks zu ergänzen: „Du hast den blinden Wahnsinnigen vergessen.“
    In diesem Moment meldete sich neben ihm leise Farrnwart Blechboldt zu Wort, der die ganze Zeit über mit der Hand an seinem nackten Kinn schweigend in die glutrote Finsternis des Laderaums gestarrt hatte. „Und was, wenn die Seele eines Zwerges nun doch in seinem Bart sitzt?“
    Fazzgadt schaute ihn verwundert an. Sollte der Aberglaube jetzt auch noch von dem einzigen Vernünftigen unter seinen Kameraden Besitz

Weitere Kostenlose Bücher