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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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würde er allemal auch einem stummen Zwerg noch ein paar Worte entlocken können!
     

KAPITEL IV
     
     
     
    IN DEM ES RICHTUNG TROLLMARKT GEHT,
    EIN SCHLIMMER FALL GOLDGIERIGER LIPPENLÄHMUNG OFFENBAR WIRD UND KRUGK TRÜMMERBOLDT DER FLEISCHGEWORDENEN ANGST BEGEGNET
     
    Die Sturmgluth war inzwischen in der Blutbucht vor Anker gegangen. Gerade wuchteten die Piraten eine Planke vom Schiff auf den eisernen Steg hinab, der ins Innere der Trollhöhlen führte. Hoch über dem Schiff hingen grob geflochtene Körbe aus Finsterfrickelflechte, die ein käferloses weißes Licht verbreiteten. Auch auf dem Steg waren in kurzen Abständen Lampen aufgestellt, in deren Schein sich zwielichtige Zwerge herumdrückten. Vereinzelt waren sogar ein paar Trolle zu sehen.
    Unter den Augen Tihf Schwartzbarths führten seine Leute die Gefangenen über die stählerne Planke von Bord. Und unter den Verdammten, die mit gesenkten, bartlosen Häuptern, einer an den anderen gekettet und mit fleckigen ledernen Lendenschurzen bekleidet, von Bord getrieben wurden, befanden sich auch die Mitglieder des Schicksalszwergs und ein zwergischer Meisterdieb, der nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte.
    Der eiserne Steg knarrte unter den Füßen der Gefangenen. So schnell wie möglich hasteten sie in ihren rasselnden Ketten über das heiße Metall, um sich nicht die Zehen zu verbrennen.
    Zufrieden musterte der Kapitän der Sturmgluth den Gefangenentross, während er hinter sich ein leises Klatschen hörte, als einige seiner Männer die Leichen der beiden Gefangenen über Bord warfen, die den Fallen des Altars zum Opfer gefallen waren.
    Der Stein hatte recht gehabt. Die Fallen waren beeindruckend gewesen. Selbst für einen Magmapiraten. Jedenfalls hatten sie eine Weile gebraucht, bis sie sämtliche Körperteile der beiden unglückseligen Gefangenen wieder aufgelesen hatten. In den Schichten, als er noch einen Bart und den Namen Wutrich Pilzgrimm getragen hatte, hatte der Stein offenbar tatsächlich einiges getan, um das gesammelte Wissen der Zwerge zu schützen. Und wenn der Stein Schwartzbarth erst einmal in das Geheimnis der Zeichen eingeweiht hatte, würde dieses Wissen ihm gehören. Tihf Schwartzbarth, dem ersten Magmapiraten der Unterwelt, Kapitän der Sturmgluth und Schrecken des Magmas.
    Und er würde es zu nutzen wissen…
     
     
    Hinter den Gefangenen gingen sechs Magmapiraten, die unter sichtlicher Anstrengung und mit Hilfe einiger Eisenstangen den goldenen Altar schleppten, der nun, seines kristallenen Aufbaus beraubt, seltsam gewöhnlich wirkte. Einzig einige Blutspritzer an der Vorderseite erinnerten noch an das Buch und die furchtbaren Fallen Wutrich Pilzgrimms, mit denen es gesichert gewesen war.
    Der Kapitän hatte, was er wollte. Ein Material wie Gold war auf der Sturmgluth nichts wert. Es war lediglich Ballast. Darum würden Glimmspan und seine Männer den Altar auf den Trollmarkt schaffen, wo sich mit etwas Glück ein Troll fand, der Freude an etwas Funkelndem hatte und ein wenig Blitzbasalt dafür lockermachen würde.
    Das Licht der käferlosen Laternen säumte den Weg der Gefangenen, die sich mit rasselnden Ketten voranschleppten.
    Der Hafen der Blutbucht war ein merkwürdiger Ort. Hier, an der Grenze zwischen den Trollhöhlen und der Welt der Entzwergten, mischten sich die groben Gebräuche der Trolle mit den kläglichen Überresten zwergischer Tradition. Was blieb, war ein Zerrbild von beidem. Zwerge, die ihresgleichen an das Trollvolk verkauften oder mit Trollfrauen schäkerten, und betrunkene Trolle. In der Blutbucht gingen Glücksspiel, Faustkämpfe und noch weit hässlichere Dinge vonstatten. Doch dies war der Abgrund des Vergessens, und hinter der nächsten Gangbiegung erinnerte sich kaum noch jemand daran, was er zwanzig Schritte zuvor gesehen hatte. Hier geschah, was geschah. Trolle nagten das letzte Fleisch von Zwergenknochen, und niemand scherte sich darum, wenn nur der Basalt im Beutel rasselte. Die Blutbucht war ein zwielichtiger Ort ohne Gesetz und Moral. Der richtige Platz für Trollstollenmogule, Magmapiraten und Beutelschneider. Und die Blutbucht bildete vom Magmasee aus den einzigen Zugang zum Trollmarkt, dem Ort, von dem selbst die Götter sich angewidert abgewandt hatten.
    Mit Trolltöter auf der Schulter stand Tihf Schwartzbarth an der Reling und beobachtete, wie seine Männer die zusammengeketteten Gefangenen an einigen verwahrlosten Trollen und bettelnden Zwergen vorbei den Steg entlangführten. Im Kopf

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