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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Zeichen des Hammers auf der Brust, und ein Raunen ging durch die Gefangenen.
    Die Ketten klirrten lauter, und es kam Bewegung in das Zwielicht.
    Die Blicke aller waren auf Glimmboldts nacktes Kinn gerichtet. Ein zweiter Flammsteinfischer machte das Hammerzeichen und flüsterte mit ehrfurchtsvoller Stimme: „Bei den Gottzwergen…“
    Und als sich gleich darauf noch ein dritter und ein vierter behämmerte, blickten sich Fazzgadt, Blechboldt und der Rest des Schicksalszwergs verwundert an.
    Die Gefangenen sanken schweigend rund um Glimmboldt auf die Knie. Es war ein eigentümlicher Anblick. Keiner der Gefährten verstand, was hier vor sich ging. Schließlich war es Bragk Nattergriff, der Meisterdieb, der sich gerade erst vom Schicksalszwerg losgesagt hatte, der die Frage stellte, die allen unter den Bartwurzeln brannte.
    „Was, zum Erz noch eins, ist das Problem?“
    Ehrfürchtig flüsterte einer der Knienden, ohne den Blick von Glimmboldts Kinn abzuwenden: „Es ist… das Zeichen!“
    Fazzgadt verdrehte die Augen, Blechboldt runzelte die Stirn, und der Hohepriester lächelte zufrieden, während Nattergriff nachsetzte: „Was für ein Zeichen, du stumpfspitziger Dünnsteinbohrer?“
    Es war ein anderer der Knienden, der ihm antwortete: „Die schartige Schaufel!“
    Fazzgadt stöhnte auf und fing an zu schimpfen: „Na, hurra. Wundervoll. Wenigstens ist es die schartige Schaufel. Hätte ja auch der hohle Hammer sein können. Die schrundige Spitzhacke.“ Mit jedem Wort wurde er lauter. „Oder der klobige Krug!“ Doch keiner der Flammsteinfischer reagierte. „Ihr habt doch alle am falschen Kiesel gelutscht, ihr bartlosen Unzwerge!“, schrie er so laut, dass seine Kameraden ihn verwundert anblickten.
    Einer der anderen Gefangenen flüsterte leise: „Du verstehst nicht, Zwerg. Die Gemeinschaft der schartigen Schaufel ist…“
    Über ihnen begannen die Eisenplanken zu knarren.
    „Pssssst“, zischte ein Zwerg im hinteren Teil des Laderaums und hob warnend den Finger an die Lippen.
    Einen Moment später wurde die Luke über ihnen aufgerissen, und einer der Piraten brüllte hinunter: „Was soll der Lärm? Wollt ihr etwa schreien, Sklavenpack? Soll ich euch meine Peitsche spüren lassen, damit es sich richtig lohnt?“
    Er funkelte sie böse an, während es um ihn herum oben an Deck lauter zu werden schien. Man hörte Schritte, aufgeregtes Hin-und-her-Eilen, gebrüllte Befehle, und dann hallte es aus dem Ausguck bis in den Laderaum hinab: „Blutbucht voraus!“
    Gleich darauf wurde der Zwerg an der Luke beiseitegezerrt, und stattdessen erschien das Gesicht Thorf Glimmspans. Sein böses Grinsen reichte von einem Ohr bis zu der Stelle, wo sein zweites hätte sein sollen.
    „Sortiert eure Ketten, ihr bartlosen Bimssteinlutscher, macht euch hübsch und stellt euch ordentlich in einer Reihe auf!“
    Die Stimme des Piraten klang ebenso vergnügt wie gehässig.
    In diesem Moment stieß sich der tote Glutschwirrling vom Rücken eines der Gefangenen ab und flog brummend durch die Luke in die Hitze der unterirdischen Höhle empor.
    Erschrocken fuhr der Einohrige zurück und sah den Käfer im Zwielicht verschwinden.
    Er runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und beugte sich dann noch einmal zur Luke hinab: „Also noch mal: Wir gehen an Land, ihr schäbigen Schieferschubser! Und dort draußen warten ein paar junge, stramme Trolle begierig darauf, eure Bekanntschaft zu machen!“
     

INTERMEZZO
     
     
     
    Seit Krugk Trümmerboldt auf die Ebene des Verwalters zurückgekehrt war, hatte er bereits den einen oder anderen Bierzwist geschlichtet. Und während er Fass um Fass an seine unzufriedenen Untertanen ausschenkte, hatte er weitergegrübelt, seine Gedanken immer tiefer in das Problem um den Wächter getrieben.
    Und dann kam ihm der einzige mögliche Spalt in den Sinn, durch den er einen Blick auf das Mysterium der Wächterhöhlen werfen konnte und von dem er sehr genau wusste, wo er sich befand.
    So machte sich der provisorische Herrscher der Zwerge wenig später in Begleitung zweier Leibwächter auf, um sich an den dünnen Axtgriff zu klammern, der sich ihm aus dem Dunkel des Schicksals entgegenreckte.
    Unter dem Schutz der beiden Menhire begab er sich hinab auf die Siechenebene.
    Früher waren die dort befindlichen Fieberhöhlen der beste Ort für einen Zwerg gewesen, um sich ein wenig vor der Arbeit zu drücken. Dafür hatte er lediglich beginnenden Bartspliss, einen Kieselkatarrh oder Schieferschnupfen vortäuschen

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