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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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aufgerissene Wange. Die Wunde, die Schwartzbarth ihm mit seinem Haken beigebracht hatte, blutete immer noch. Wie schon so oft, hatte Thorf Glimmspan sich fest vorgenommen, Tihf Schwartzbarth bei nächster Gelegenheit doch noch seinen Hammer schmecken zu lassen und sich sein Ohr zurückzuholen. Er hatte die Launen seines Kapitäns allmählich satt. Der Stollen war endgültig voll. Wann immer etwas schiefging, war er es, der den Bart hinhalten musste. Es war schlichtweg ungerecht. Natürlich war Glimmspan klar, dass Ungerechtigkeiten im Piratengewerbe nicht unüblich waren. Aber in seinen Augen hätte Schwartzbarth sie wenigstens etwas gleichmäßiger verteilen können.
    Wenn er und seine Leute die Gefangenen verkauft hatten und vom Trollmarkt zurückgekehrt waren, würde er Schwartzbarth einen ordentlichen Haufen Blitzbasalt auf seinen Ornamenttisch knallen, ihn zum Zweikampf fordern und wenig später selbst die Sturmgluth befehligen. Und auch die vermaledeite Ratte würde ihn nicht daran hindern können.
    Glimmspan war sich sicher, dass er gute Chancen hatte. Er war wütend, und Schwartzbarth war fett geworden. Der Kapitän verbrachte zu viel Zeit in seiner Kajüte mit Tabaklutschen und Unterhaltungen mit Geröll. Mit Steinen zu sprechen war keine Aufgabe für einen Magmapiratenkapitän.
    Außerdem war Glimmspan schneller als Schwartzbarth.
    Solange die Ratte ihre Pfoten nicht im Spiel hatte, würde er ihn besiegen. Zumindest, wenn er von hinten kam und freie Bahn hatte. Alles was er brauchte, war ein Grund und ausreichend Wut. Und beides hatte er vor Kurzem bekommen.
    Zunächst jedoch ging es auf den Trollmarkt, wo er bei den trollischen Stinkschädeln einen guten Preis für die Sklaven und den Altar rausschlagen würde.
    Glimmspan zog seine käferlose Lampe hervor und schritt entschlossen weiter voran, während er in seinem Rücken die Peitschenschläge und das Lachen seiner Leute vernahm.
    Im grellen Licht seiner Laterne tauchten ein paar riesige Schatten im Inneren des Ganges auf, die rasch näher kamen und sich wenig später als eine Gruppe grauhäutiger Kolosse mit dumpfen Gesichtern entpuppten. Übel riechende Trolle mit gewaltigen Hauern, die bedrohlich heranstampften, bis sie erkannten, wer diesen Zug verlorener Zwerge anführte: Thorf Glimmspan, den die Trolle Grablagk nannten. Den kleinen Troll.
    Kaum dass sie ihn erkannt hatten, gaben die Ungetüme brummend den Weg frei. Die Gefangenen drängten sich zwischen den übel riechenden Gestalten hindurch und schlurften mit trübem Blick weiter, während das Echo einzelner Peitschenhiebe im Zwielicht der rauchverhangenen Gänge widerhallte.
    Fazzgadt und Flammrank waren unter den vorderen Gefangenen. Ihnen folgte Blechboldt, der an den schwachsinnigen Glimmboldt gekettet war, und dann Nattergriff, der Meisterdieb, mit einem der Flammsteinfischer. Zwei Reihen hinter ihnen ging der Hohepriester, den die Piraten nach dem unrühmlichen Ende des Schraubers ebenfalls an einen der Flammsteinfischer gekettet hatten.
    Mit der Zeit waren in den Gängen immer weniger von den elenden Zwergenstreunern auszumachen. Stattdessen wuchs die Zahl der Trolle. Sie lugten aus Seitengängen hervor, lagen schnarchend in moosüberwucherten Nischen oder standen in Gruppen herum. Argwöhnisch beäugten sie die Gefangenen, die mit jedem Schritt tiefer in die übel riechende Welt der Trolle vordrangen. Das trollische Raunen in den Gängen schwoll an. Die Gefangenen verstanden nichts von dem, was um sie herum gesprochen wurde.
    Glimmspan hingegen spitzte die ganze Zeit über aufmerksam die Ohren. Er kannte nämlich nicht nur die trollische Sprache, sondern hatte darüber hinaus auch gelernt, wie Trolle dachten. Obwohl denken nicht ganz das richtige Wort war. Genauer gesagt, kannte er ihre Launen. Alle beide. Denn es gab gut gelaunte und schlecht gelaunte Trolle. Und Glimmspan konnte sie auf den ersten Blick auseinanderhalten. Er hatte genügend Gelegenheit gehabt, sie zu beobachten und die winzigen Veränderungen in ihrer spärlichen Mimik { * } wahrzunehmen, die kleinen Nuancen, wenn ihr Geruch umschlug und von einem Moment auf den anderen eine aggressive Note bekam. Er kannte sie und ihre Vorlieben, bei denen es sich ebenfalls um zwei handelte: Nahrung und Besitz. Trolle wollten fressen und besitzen, wobei die Frage nach dem „Was“ in beiden Fällen eine eher untergeordnete Rolle spielte. Und das war ein Umstand, den sich die Magmapiraten zunutze zu machen wussten. Mit diesem Wissen

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