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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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der Untote mit einem Mal zu erinnern. Er zog seinen Hammer hervor, eilte zur Wand hinüber und zertrümmerte eine dort befindliche Schieferplatte. Das Klicken wurde lauter. Kreutzschliff drehte den Hammer in der Hand und rammte ihn dann mit dem Stiel voran in das Gewirr aus Zahnrädern, das hinter der Abdeckung lag.
    Von einem Schlag auf den anderen verstummte das Klicken.
    Stattdessen war nun ein leises, hässliches Knirschen zu vernehmen.
    Hastig richtete sich der Untote auf und stieß Trümmerboldt von der Auslöseplatte. Keinen Moment zu früh, denn einen Schlag darauf barst sein Hammerstiel, und zwei Klicks später sauste aus der Decke eine riesige Eisenramme zu Boden.
    Der Aufprall ließ den Gang erbeben, und seine Wucht sprengte dünne Risse in den Boden.
    Erschrocken rappelte sich Trümmerboldt auf.
    Er schluckte. Doch gleich darauf erschien ein wissendes Lächeln unter seinem Bart. Soeben waren seine Vermutungen spürbar Wirklichkeit geworden. Jetzt war es so sicher wie der Schaum auf dem Bier: Harrm Blutklump, der Wächter der Hohen Höhle, meinte es ernst. Er wollte mögliche Eindringlinge nicht bloß erschrecken.
    Langsam begann sich die Eisenramme wieder zu heben und verschwand Stück für Stück in der Decke des Gangs. Kreutzschliff blickte ihr grübelnd nach.
    „Für gewöhnlich kratze ich bloß alle paar Schichten mal ein paar Tiere aus den Fallen. Eigentlich bräuchte ich sie gar nicht mehr…“
    Trümmerboldt horchte auf.
    „Du meinst Blutklump. Blutklump bräuchte sie eigentlich nicht mehr.“
    Kreutzschliff drehte den Kopf und schaute ihn einen Moment lang mit ausdruckslosen toten Augen an. Dann verzog sich sein dünner Bart zu einem schiefen Lächeln, und er nickte bedächtig.
    „Natürlich, du hast recht. Blutklump braucht diese Fallen nicht mehr. Heutzutage ist schließlich kein Zwerg so blödbärtig, aus freien Stücken hier heraufzukommen.“
    Dabei wurde sein Lächeln noch ein wenig breiter. Irgendetwas an diesem Lächeln kam Trümmerboldt merkwürdig vor. Aber er wusste, dass er zu wenig von untoten Zwergen verstand, um zu wissen, wie sie normalerweise zu lächeln pflegten…
     
     
    Hängenden Kopfes trotteten die Gefangenen voran.
    Den Steg hatten sie längst verlassen und bewegten sich nun mit klirrenden Ketten durch breite, grob behauene Gänge. Das Echo ihrer Schritte folgte ihnen auf dem Fuß, und die Gänge waren von einem Klagelied erfüllt, das dumpf von den Wänden widerhallte. In improvisierten Wandhalterungen brannten teergetränkte Fackeln, deren unruhiges Licht flackernde Schatten auf die Felsverwerfungen zauberte. Der von den Fackeln aufsteigende Ruß setzte sich in den Nasenlöchern der Gefangenen fest, legte sich wie ein dünner schwarzer Schleier über ihre Gesichter und ihre schweißverklebten Körper. Rußpartikel tanzten durch die Luft und verwandelten die Gefangenen nach und nach in einen Haufen elender, dreckiger Kettenknechte. Und während die Gefangenen sich hustend voranschleppten, hatten die meisten der Piraten ihren Bartschutz über das Gesicht gezogen. Um die Gefangenen bei Laune zu halten, ließen die Piraten alle paar Schritt mit finsterem Lachen ihre Peitschen knallen, und das Echo ihrer Schläge mischte sich mit dem der rasselnden Ketten.
    Vereinzelt kamen ihnen Trolle entgegen und musterten sie gierig. Von Zeit zu Zeit begegnete ihnen sogar mal ein Zwerg. Doch es waren abgerissene, traurig dreinblickende Wichte, die sich ängstlich an die Wände drückten und die Piraten passieren ließen. Sie waren in Lumpen gehüllt und ernährten sich vermutlich von dem, was die Trolle übrig ließen. Sie mochten einen Bart haben, aber Zwerge waren sie kaum noch. Diese erbarmungswürdigen Gestalten hatten hier unten genug damit zu tun, dem unbändigen Hunger der Trolle zu entgehen. Von denen hatten die Gefangenen keine Hilfe zu erwarten.
    Dementsprechend scherte sich die Mannschaft der Sturmgluth auch nicht weiter um sie. Sie trieben ihre Gefangenen voran, ohne die Elenden auch nur eines Blickes zu würdigen. Noch immer war es der einohrige Glimmspan, der den Tross anführte. Ihm folgten zwei Piraten mit einer großen Kiste, danach die, welche die Kette der Gefangenen hielten, und am Ende einige, die den goldenen Altar schleppten.
    Immer wieder schaute Glimmspan sich um, um sich zu vergewissern, dass alles seine Ordnung hatte und sie alle beieinander blieben. Im Fackelschein schimmerten die beiden Äxte in seinem Gürtel bedrohlich. Leise fluchend hielt er sich die

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