Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster

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der die ganze Zeit über aufmerksam zugehört hatte.
    Kieselbruch seufzte.
    „Es bedeutet, dass das Eherne Volk verloren ist. Diese Welt, sie bröckelt und bricht auseinander, weil zu viele Hämmer von zu vielen Seiten auf sie einschlagen. Die Zeit, der Wahnsinn, die Gier. Ihr solltet die Augen derer sehen, die während der letzten Schichten aus dem Imperium zu fliehen vermochten. Sie haben den wahren Schrecken gesehen. Und darin übertrifft Krugk Trümmerboldt die schwarze Splitterspinne noch bei Weitem.“
    Fazzgadt ballte die Fäuste.
    „Aber können wir das Eherne Volk denn nicht befreien?“
    „Die Zwerge zu retten ist unmöglich. Trümmerboldts Wachen sind inzwischen schwerer bewaffnet als je zuvor. Und das höchste Gesetz der Zwergenheit schert sie wenig. Wenn es sein muss, wird Trümmerboldt den größten Teil seines Volkes töten, um über den Rest noch herrschen zu können. Das Eherne Volk ist verloren. So lautet die Prophezeiung. Die einzige Hoffnung des Ehernen Volkes liegt darin, dass einige von uns sich retten können… Sagt, habt ihr je vom dritten Teil der großen Erzferkelprophezeiung gehört?“
    Fazzgadt stöhnte innerlich auf. Kaum dass sie den Hohepriester an irgendeinen Troll losgeworden waren und die Aberglauberei sich ein wenig gelegt hatte, kam nun ein Zwerg daher, der noch älter und Ehrfurcht gebietender war, um seinen Hammer in die gleiche Kerbe zu schlagen. Er, dem jeder Aberglauben aus den tiefsten Wurzeln seines Bartes heraus verhasst war, fragte sich, womit er diese Strafe verdient hatte, und wünschte sich in diesem Moment von ganzem Herzstein, dass er aus einem anderen Ei geschlüpft wäre.
    Und dann rezitierte Grogk Kieselbruch mit zitternder Stimme den dritten Teil der großen Erzferkelprophezeiung, deren erste beide Teile die Gefährten einst aus dem Mund des zweibeinigen Gedächtnisses vernommen hatten, bevor dieses eines gewaltsamen Todes gestorben war: „Wenn jener, der nie Zwerg war, jenen führt, der keiner mehr ist, und der Zwerg, der in Wahrheit vier ist, das Imperium in Ketten schlägt, dann vermag einzig zweierlei das Eherne Volk noch zu retten.“
    Bevor sich inmitten des Bartes so etwas wie ehrfürchtiges Schweigen ausbreiten konnte, ergriff Fazzgadt das Wort: „Gut, wenn wir einmal davon ausgehen, dass dies die Welt der Entzwergten ist, dann haben wir hier jede Menge Zwerge, die keine mehr sind. Und das muss ja nicht einmal etwas mit uns zu tun haben. Aber wer, zum Rost noch eins, ist der, der nie ein Zwerg war?“
    Der Alte holte tief Luft, bevor er fragte: „Sagt, ist einem von euch die Legende vom Nimmerzwerg bekannt?“
    Fazzgadt machten solche Fragen inzwischen misstrauisch. Er hatte gelernt, dass sie in der Regel einen Rattenschwanz von Ärger nach sich zogen.
    „Lass mich raten“, sagte er. „Diese Legende ist auch verboten, vergessen, nicht überliefert und alles andere als vergnüglich.“
    Kieselbruch schlug die Augen nieder.
    „Das ist sie wohl. Doch ich denke, ihr solltet sie trotzdem hören…“
    „Da bin ich mir nicht so sicher“, murrte Fazzgadt.
    Der Bart ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken.
    „Es begab sich einst, noch vor den Tagen des Großen Erzferkels, zahllose Schichten bevor der Stamm des Erzes und ich den Weg über die Brücke wählten, da stieg aus der Hohen Höhle von der Tafel der Götter ein Geschöpf zu uns herab, das anders war.“
    „Anders, anders“, knurrte Fazzgadt, während seine Gefährten wie gebannt an den Lippen des Alten hingen. „Was soll denn das heißen? Anders als was?“
    Der Alte funkelte ihn kraftlos an.
    „Anders als alles, was wir je gekannt haben. Es war nicht Zwerg noch Troll noch Echse. Und obwohl es das Blut keines dieser drei Völker in sich trug, ging dieses Geschöpf dennoch aufrecht! Außerdem verwendete es eine Sprache, die, wie man sagt, in Zwergenohren fremd und sonderbar geklungen hat.“
    „Und dieses Ding kam von den Göttern?“, erkundigte sich Blechboldt eifrig.
    „Es kam direkt aus dem Schacht herabgestiegen. Es dauerte viele Schichten, bis es unsere Sprache erlernt hatte. Die Zeit aber floss dahin, und jenes Geschöpf alterte schneller als wir. Es erzählte uns von der Hohen Höhle und dass diese anders beschaffen sei, als wir ursprünglich gedacht hatten, und sich eine ganze Welt in ihr verbarg. Eine Welt, die angefüllt war mit seinesgleichen, einem Volk von Nimmerzwergischen, das…“
    „Ach, das ist doch eine dieser Geschichten, wie man sie jungen Schlüpflingen