Nimmerzwerg
erzählt, damit sie schneller einschlafen!“, fuhr Fazzgadt dazwischen und winkte verächtlich ab.
Die Augen des Alten funkelten wütend, und seine Stimme wurde lauter.
„Nein, das ist es nicht, Zwerg! Ihr werdet es bald schon selber sehen. Die schartige Schaufel wird euch lehren und zeigen, was ihr wissen müsst, um euren letzten Stollen zu beschreiten.“
Fazzgadt verdrehte die Augen. „Die schartige Schaufel… na, fantastisch“, murrte er.
„Ich werde euch nun in die Obhut der Schaufel geben“, sagte der Alte, ohne auf Fazzgadts Einwurf zu achten. „Es war mir eine Ehre, euch noch kennengelernt zu haben.“
Der Alte nickte dem Zwipfelbart zu, dem es inzwischen gelungen war, den stumpfsinnigen Glimmboldt aus seinem Barthaar herauszuzupfen. Auf das Zeichen des Allvaters hin erhob sich der Zweibärtige mit dem Schaufelwappen auf der Brust und trat an das Lager des Alten heran.
Dieser senkte den Kopf, sodass sich seine Haare unter den nackten Füßen der Gefährten bewegten, hob die ausgemergelten Arme und ergriff das Stammeszeichen auf seiner Brust. Mit einiger Mühe drehte er es herum und zog mit zitternden Fingern einen kleinen goldenen Schlüssel aus einer Vertiefung auf der Rückseite hervor. Er reichte ihn Zweibart, der sich verneigte und mit dem Schlüssel in der Hand wieder zu den Gefährten zurückging.
Sie konnten sehen, wie Kieselbruch auf dem Lager die Augen schloss und seufzend in sich zusammensank.
„Was ist mit ihm?“, fragte Blechboldt besorgt.
Zweibart schaute ihm betrübt in die Augen.
„Er wird sterben. Seine Aufgabe ist vollbracht.“ Dann breitete er die Arme aus und wandte sich mit feierlicher Geste an sie alle. „Doch nun folge mir, ehrwürdiger Schicksalszwerg. Es ist an der Zeit, dem Schicksal gegenüberzutreten…“
Und während sie den Bart verließen, glaubten die Gefährten beinahe, den Herzsteindieb zu sehen, der an Kieselbruchs Lager stand, und es schien ihnen, als würde das Haar unter ihren Füßen mit jedem Schritt brüchiger und blasser werden…
Tihf Schwartzbarth schloss das Buch, legte seine Pfeife beiseite und lehnte sich zufrieden auf seinem Stein zurück. Neben ihm hockte Trolltöter, der wie hypnotisiert auf den Stein starrte. Während Schwartzbarth in das Studium des Buches versunken gewesen war, hatte die Ratte die Schnauze immer wieder heimlich im Tabak ihres Herrn versenkt und so viel Gottkraut gefressen, dass es nun durch ihre Adern toste und sie den Stein selbst dann verstehen konnte, wenn Schwartzbarth nicht rauchte.
Der Kapitän der Sturmgluth betrachtete den Stein, der neben ihm auf dem Ornamenttisch lag.
„Du hast dem Ehernen Volk einen großen Dienst erwiesen, Wutrich Pilzgrimm. Du hast ihm den gelehrtesten Tyrannen beschert, den es je gehabt hat.“
Ein Grinsen breitete sich unter seinem Bart aus.
„Na bitte“, meldete sich erneut die Stimme des Gedächtnisses zu Wort. „Da hast du es gehört. Er hat Tyrann gesagt. Ich habe dir gleich gesagt, dass er losgehen und nur das Schlimmste tun wird. Und? Behauptest du immer noch, dass dein Wissen ihn läutern wird? Dass er ein besserer Zwerg wird, nur weil er deine albernen Zeichen beherrscht?“
„Ich bin mir sicher“, versuchte Pilzgrimm sich zu verteidigen. „Ich habe ein Gespür für so etwas. Glaube mir, er wird das Eherne Volk nicht unterjochen!“
„Begreifst du denn nicht?“, ereiferte sich das Gedächtnis. „Du hast ein Monster geschaffen, Pilzgrimm!“
Neben der Tür der Kajüte lehnte Nattergriff, das Kinn auf die Brust gestützt, und döste vor sich hin. Als er die Stimme des Steins hörte, fuhr er empor, rückte den Enterhammer in seinem Gürtel zurecht und rieb sich verschlafen die Augen.
Langsam erhob sich Schwartzbarth und wandte sich ihm zu.
„Es ist vollbracht. Ich habe alles Wissen des Ehernen Volkes in mich aufgenommen! Vor meinen Augen ersteht eine neue Zeit glorreichen Glanzes! Ich werde das Eherne Volk zu neuem Ruhm führen und…“
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als mit einem lauten Knall die Tür der Kajüte aufflog.
Im Türrahmen stand Thorf Glimmspan und hinter ihm ein riesiger Troll, der noch hässlicher zu sein schien, als Trolle es ohnehin schon waren. Er trug einen Gurt mit Sprengkäfern über der Schulter und ein merkwürdiges Eisenrohr im Gürtel. Hinter den beiden ungleichen Gestalten hatte die Mannschaft der Sturmgluth Aufstellung genommen und starrte dem Kapitän missmutig entgegen.
„Du wirst niemanden mehr irgendwohin führen,
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