Nimue Alban 10 - Der Verrat
verstre i chen lassen. Mir ist bewusst, dass viele mich für einen Au s bund an Heiligkeit halten – zumindest diejenigen, die in mir nicht nur einen alten, störrischen Spinner sehen! Aber ich war ein deutlich weniger gelehriger Schüler, als jene Me n schen denken. Eines Tages aber vernehmen wir Seine Sti m me. Und es obliegt alleine Ihm, über uns zu urteilen. And e ren Menschen steht dies nicht zu. Schließlich ist unser eig e nes Urteilsvermögen höchst unzuverlässig. Vor allem, wenn es um unser eigenes Handeln geht. «
Lange Zeit schwieg Duchairn. »Damit haben Sie wah r scheinlich recht, Pater «, sagte er schließlich. »Aber wenn nicht einmal wir selbst uns Rechenschaft ablegen, dann missachten wir nicht nur unsere Pflichten, sondern auch uns selbst. Ich habe festgestellt, dass Schuld äußerst bitter schmeckt. Aber nimmt man das nicht einmal mehr wahr, dann ist es nur zu leicht, sich völlig zu verlieren. «
»Natürlich, Euer Exzellenz «, bestätigte Kwill schlicht. »Aber wenn Gott willens ist, uns zu vergeben, wenn wir u n sere Fehler erkennen und aufrichtig versuchen, unser Leben zu ändern, warum sollten wir selbst dann nicht das Gleiche tun? «
»Sie sind wirklich aus tiefstem Herzen Bedardist, nicht wahr, Pater? « Duchairn schüttelte den Kopf und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Und ich werde mich bemühen, Ihren Ratschlag im Hinterkopf zu behalten. Aber die Heilige Schrift lehrt: Wir sollen nach Kräften Wiede r gutmachung bei jenen leisten, denen wir, wie uns selbst b e wusst geworden ist, Unrecht getan haben. Es wird wohl le i der eine Weile dauern, bis ich das schaffe. «
Nun gesellte sich Kwill zu dem jüngeren Vikar ans Fenster. Doch der Oberpriester blickte nicht auf den See hinaus. Stattdessen musterte er mehrere Sekunden lang den Schatzmeister und blickte ihm dabei direkt in die Augen. Dann le g te er Duchairn eine von einem langen Leben ausgezehrte Hand auf die Brust.
»Ich glaube, Euer Exzellenz, Eurem Herzen geht es ungleich besser, als Euch bewusst ist. Und es ist viel größer, als Ihr annehmt «, sagte er leise. »Aber seid vorsichtig! Selbst das größte Herz vermag in dieser Welt nichts mehr zu b e wirken, wenn es aufhört zu schlagen. «
Kurz legte Duchairn die eigene Hand auf die des Priesters und neigte den Kopf. Es mochte Zustimmung sein oder nur eine Geste der Bestätigung. Dann atmete er tief durch und trat einen Schritt zurück.
»Wie stets, Pater Zytan, war es mir zugleich eine Freude und eine Ehre «, sagte er deutlich forscher. »Ihren Bericht finde ich sehr erfreulich, vor allem, da es mir endlich gelu n gen ist, neue Gelder aufzutreiben. Für den kommenden Wi n ter können wir weitere Notunterkünfte ankaufen oder bauen. Je nachdem, wo wir sie brauchen, wäre es wahrscheinlich billiger, bereits bestehende Gebäude zu übernehmen und für unsere Zwecke umzubauen. Sollten wir hingegen genötigt sein zu bauen, wäre es gewiss ratsam, so rasch wie möglich damit anzufangen. Also überlegen Sie bitte, wo neue Unte r künfte am nötigsten gebraucht werden! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir innerhalb der nächsten Fünftage Ihre Empfehlungen für drei oder vier neue Unterkünfte vorlegen könnten. «
»Selbstverständlich, Euer Exzellenz. Und ich danke Euch. « Kwill strahlte über das ganze Gesicht. »Wenn der Schnee kommt, können wir neue Dächer immer gut gebra u chen. «
»Ich werde mein Bestes tun, Pater. Ebenso, wie ich mein Bestes tun werde, Ihren Ratschlag zu beherzigen. « Duchairn streckte dem Oberpriester die Hand mit dem schweren Ring entgegen. Kwill verbeugte sich, um einen Kuss auf das Ze i chen der bischöflichen Würde zu hauchen. Als er sich wi e der aufrichtete, verabschiedete sich Duchairn: »Dann bis zum nächsten Mal, Pater. «
»Möge die Heilige Bedard Euch segnen und beschützen, Euer Exzellenz! «, erwiderte Kwill leise.
Duchairn nickte und verließ das kleine Arbeitszimmer.
Natürlich wartete vor der Tür seine Eskorte der Tempe l garde. Nicht einmal für seine Besprechungen mit Pater Zytan ließen diese Männer ihn gern aus den Augen. Und all ihrer Disziplin zum Trotz war dies ihren Gesichtern auch deutlich anzusehen.
Natürlich gibt es mehr als einen Grund dafür, dass es ihnen nicht passt, wenn ich weiß Langhorne was treibe, dachte Duchairn in verbitterter Belustigung.
»Wohin nun, Euer Exzellenz? «, erkundigte sich der wachhabende Offizier seiner persönlichen Leibwache hö f lich.
»Zurück zum Tempel,
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