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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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versuchten, die majestätische Schönheit und den unfassbaren Detailreichtum seiner Schöpfung zu verstehen! Erst dann wüssten sie doch das alles auch zu würdigen, womit Er und Seine Erzengel Sein ganzes Universum erfüllt hatten!
    Doch Dr. Vyrnyns Studien und Erkenntnisse hatten auch eine Kehrseite: Sie waren offensichtlich die Grundlage für eine systematische Erweiterung und Verbesserung von Prozessen, mit denen die Charisianer sich laut Inquisition den Grenzen der Ächtungen allzu weit genähert hatten. Die Hochschule hatte sogar schon neue Begriffe für die praktische Anwendung von Vyrnyrs Studien ersonnen: ›Hydraulisch‹ und ›pneumatisch‹ klangen für Irys sonderbar, ja bedrohlich fremdartig. Dass die Hochschule überhaupt die Notwendigkeit gesehen hatte, neue Begriffe zu prägen, war ein erschreckend klarer Beleg dafür, wie entschlossen die einzelnen Fakultäten waren, das Wissen der Menschheit auszuweiten. Mittlerweile hatte man unter dem Vorsitz von Dr. Mahklyn ein Gremium gebildet, dessen Aufgabe ausschließlich darin bestand, für neue Fachrichtungen entsprechende Bezeichnungen zu finden. Unstillbarer Wissensdurst aber trieb die Hochschule unausweichlich immer weiter den Grenzen der Ächtungen entgegen.
    Und genau diesen Durst verspüre auch ich. Oh, wie gern würde ich an der Suche nach neuen Erkenntnissen teilhaben! , gestand sie sich selbst ein. Der Blick ihrer haselnussbraunen Augen verdüsterte sich, indes die Morgenluft von Tellesberg ihr spielerisch einige Locken aus dem geflochtenen Haar zupfte. Und genau das ist es, was mich ängstigt! Ich sehe die Schönheit um mich her und will selbst begreifen, wie alles mit allem zusammenhängt. Gleichzeitig aber fürchte ich mich, die Inquisition könnte doch recht haben. Aus mir spricht die Angst, dass genau dieser Wissensdurst zu den Verlockungen gehört, mit denen Shan-wei und Proctor dereinst die Menschen zur ewigen Verdammnis verführt haben – damals, als sie versuchten, Gott und Langhorne zu trotzen. Genau das sagt auch Clyntahn – und er ist wahrlich nicht der Einzige. Ach, wie lieb wäre mir, die Inquisition hätte unrecht! Und doch: Einblick nehmen in Gottes Denken mag Anmaßung sein und die Menschen von Gott in ihrer Suche nach Erkenntnis fortführen – eine Suche, von der die Wissensdurstigen selbst meinen, sie würden Gott damit ehren!
    »Guten Morgen, Hoheit«, erklang hinter ihr eine Stimme. »Darf ich mich zu Euch gesellen?«
    »Selbstverständlich, Eure Eminenz.« Ein Lächeln wich Irys’ grüblerischem Stirnrunzeln. Sie drehte sich um, um ihren Besucher zu begrüßen. »Schließlich ist das hier ja auch Euer Balkon.«
    »Nun, in gewisser Hinsicht mögt Ihr damit recht haben«, meinte Maikel Staynair und lächelte sanftmütig. »Zumindest im Augenblick. Ich persönlich bin ja der Ansicht, ich hüte Amt und damit Wohnort nur für meinen Nachfolger, der unweigerlich beizeiten an meine Stelle treten wird. Zudem vermisse ich meinen doch deutlich bescheideneren kleinen Palast dort drüben.« Der Rubinring an seiner Hand funkelte im Sonnenlicht, als der Erzbischof auf ein Gebäude auf der anderen Seite der Kathedrale von Tellesberg deutete: dem Bischofssitz der Stadt. Dieser Palast war tatsächlich kleiner als der erzbischöfliche … dabei immer noch größer als jedes andere Gebäude in Sichtweite. »Eine bescheidene kleine Hütte, das weiß ich wohl. Aber tatsächlich brauche ich die siebzehn zusätzlichen Schlafgemächer hier ebenso wenig wie den zweiten Ballsaal oder den großen Speisesaal für Staatsempfänge«, fuhr der Erzbischof fort, und sein Lächeln hatte etwas Spitzbübisches. »Als einfacher Bischof haben mir vierzehn Schlafgemächer und ein einzelner Speisesaal – zugegeben, ein recht großer, aber eben nur ein einziger! – voll und ganz ausgereicht. Ich bin mir sicher, ich könnte auch jetzt noch in derart beengten Verhältnissen leben, wenn das wirklich nötig würde.«
    Bei Staynairs Tonfall zuckten Irys’ Mundwinkel. So auf diesen Mann zu reagieren – wer hätte das vor zwei Monaten für möglich gehalten? Der Erzbischof war schließlich das Herz der Ketzerei und die Stimme der Abtrünnigkeit in Person! Genau das verkündete die Inquisition unablässig. Mittlerweile war Staynairs Gewandtheit legendär geworden, selbst die Rechtgläubigsten von Mutter Kirche zu entfremden, sogar deren eigene Priester. Irys hatte Graf Coris’ Bericht über Staynairs Besuch in Corisande gelesen und dabei erfahren, dass er die

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