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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gleichzutun. Doch letztendlich war der Prinz von Corisande zu dem Schluss gekommen, die Vorteile, die Charis seine Hochschule verschaffte, würden durch die damit einhergehende Verwundbarkeit mehr als aufgewogen. Stattdessen hatte er sorgsam darauf geachtet, sich nichts zu erlauben, was Mutter Kirche auf die Idee bringen könnte, er sei versucht, in Bezug auf fragwürdiges Wissen und verdammenswerte Wissbegier in charisianische Fußstapfen zu treten. Ebenso viel Sorgfalt hatte er darauf verwandt, die Hochschule des Rivalen bei der Inquisition anzuschwärzen. Dabei hatte er seinen Worten mit beachtlichen Bestechungsgeldern Nachdruck verliehen. Irys musste sich eingestehen, dass ihr Vater und Phylyp Ahzgood durchaus … fantasievoll sorgsam formulierte Gerüchte darüber in Umlauf gebracht hatten, wie die Hochschule insgeheim gegen die Ächtungen verstoße. Sie tue dies, hatte es immer geheißen, auch wenn man dort der Öffentlichkeit gegenüber betone, das sei keineswegs der Fall.
    Eigentlich war ›fantasievoll‹ das falsche Wort. ›Einfallsreich‹ traf es besser. Irys ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. Genau an diesem Wort ließ sich der größte Unterschied zwischen Manchyr und Tellesberg festmachen. In Corisande wurde ›einfallsreich‹ immer noch so abschätzig benutzt, wie das unter der Ägide von Mutter Kirche schon immer gewesen war. In Charis hingegen trugen Männer und Frauen gleichermaßen diesen Begriff voller Stolz vor sich her – wie eine Auszeichnung. Und genau das war es wohl auch für ein Volk, das nachgerade aggressiv die Grenze zwischen dem auslotete, was der Mensch wissen durfte, und dem, was nicht.
    Hin und wieder bekam Irys eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte, wie unablässig sich Leute wie Rahzhyr Mahklyn und Kollegen an eben jener Grenze abarbeiteten. Der Beweis dafür, dass ihr Vater den Wert der Hochschule für das Haus Ahrmahk richtig eingeschätzt hatte, fand sich überall: in dem dichten Wald aus Masten und Takelage im Hafen, in den gewaltigen, schnittigen Kriegsschiffen, die dort vor Anker lagen oder die Howell Bay ansteuerten, in den hohen Stapeln aus Kisten, Kästen und Fässern, die nur darauf warteten, auf Handelsschiffe verladen und dann in alle Ecken Safeholds verschifft zu werden. Einfallsreichtum hatte es jenen Kriegsschiffen ermöglicht, jeden Feind zu besiegen, der je gegen Charis in den Krieg gezogen war. Und in vielerlei Hinsicht war es auch Einfallsreichtum, der es dem jüngsten Kaiserreich auf Safehold gestattete, etwas gegen die Hungersnot zu unternehmen, die dank der Fanatiker vom ›Schwert Schuelers‹ in der Republik Siddarmark wütete. Aber was, wenn Clyntahn, dieser Schlächter, letztendlich doch recht hatte? Nicht damit, blutrünstig sämtliche seiner Kritiker zu verfolgen und zu vernichten, nein, nicht damit! Auch nicht mit seiner jeder Moral spottenden Politik, die auf Attentaten und Schreckensherrschaft basierte. Auch nicht mit seiner unersättlichen, jeglicher Sinnlichkeit frönenden persönlichen Lebensweise. Aber was war mit dem Makel der Gottlosigkeit, der den charisianischen Neuerungen anhaftete? Was, wenn die Königliche Hochschule von Charis wahrhaftig Shan-wei als feste Basis diente, von der aus sie in jene Welt ausziehen konnte, die Gott und die Erzengel für die Menschen geschaffen hatten?
    Und warum beunruhigte Irys die Möglichkeit so, Clyntahn könnte tatsächlich recht haben? Warum ließ das in ihr eine solch verwirrende Vielzahl widerstreitender Gefühle aufsteigen? Was fühlte sie? Beklommenheit, Besorgnis, Vorahnungen und … Bedauern.
    Weil du genau das Gleiche willst , gestand sie sich endlich ein. Sie erinnerte sich an all die Stunden, die sie mit Brahnsyn verbracht hatte. Sie hatte den Funken der Begeisterung in seinen Augen gesehen, während er niederschrieb, was die Prinzessin von Corisande ihm über die Pflanzenwelt ihrer Heimat berichtete. Dr. Brahnsyn wusste die Fragen so geschickt zu stellen, dass er der Prinzessin mehr Details entlockt hatte, als sie selbst je für möglich gehalten hatte. Sie hatte selbst überhaupt keine Vorstellung davon gehabt, was sie alles wusste! Doch mit seinen Fragen fasste er das, was sie bereits berichtet hatte, so gewandt zusammen, dass er von einer Frage gleich zur nächsten überging. Es war, als sehe er die Pflanzen mit eigenen Augen, die ihm seine Gesprächspartnerin doch nur so enttäuschend unvollkommen zu beschreiben vermochte. Irys war erstaunt, was dieser Mann alles wusste. Und

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