Ninis - Die Wiege der Baeume
stark!” Er streckte den Arm in die Höhe.
Garia zuckte mit den Mundwinkeln und beide lachten. Der Sene rutschte von seinem Rücken hinunter und stellte sich sichtlich zufrieden wieder auf seinen Posten. Er mochte die Sene. Keiner von denen würde vor einem größeren Gegner weglaufen!
Yirmesa sprach gerade mit Helowen, als Garia um die Ecke bog. „Danke, Helowen! Ich danke für deine Hilfe. Viele werden es nicht verstehen, aber es geht nicht anders …” Sie sah Garia überrascht an. So ein Verhalten kannte er nicht an ihr, über was hatten die beiden sich unterhalten?
Ihre blasse Haut, ihr Blick, sie wirkte traurig. Helowen nickte beiden zu. Dieses Bild seiner Yirmesa gefiel ihm nicht. Der kleine Sene zog sich wortlos zurück
Ihr Lächeln wirkte gezwungen. „Hallo, Großer. Gut geschlafen? Ich freue mich, dich zu hören.”
„Heute ist es ungemütlich draußen, die strömen zu Tausenden in den Moresene. Wird das bald wieder aufhören?”
„Ich glaube, es fängt gerade erst an! Die Zeit ist reif, es werden sich Dinge ändern.” Als ob er diese Antwort geahnt hätte. Es gefiel ihm trotzdem nicht. „Das sind mir einfach zu viele, zu laut. Ich brauch meine Ruhe!”
„Der kleine, große Garia. Einige Dinge ändern sich hingegen nie. Du mochtest schon in Deasu das Gewühle auf dem Gewürzmarkt nicht.”
„Dafür aber die Fleischschneider!” Das hätte sie nicht ansprechen dürfen. Er glaubte schon, einen Metzger zu riechen.
„Du und die Knochen!”
„Ja, Stachelfrüchte haben keine und von den unnützen Flüchtlingen darf ich keinen fressen! Da draußen sind so viele, dass würde ohnehin keiner merken!”
„Doch, ich!”, sagte sie energisch.
„Leider.” Er liebte es, sie damit zu necken. Obwohl sich dieser Tag dazu eher nicht eignete.
Yirmesa wandte sich ihm mit ernster Miene an: „Liegt unser Schicksal wirklich in unseren Händen? Glaubst du, dass wir unsere Zukunft selbst bestimmen können?”
„Yiri, dass hatten wir schon! Ja, und noch mal ja! Es ist unser Wille, unsere Entscheidung! Wir bestimmen unseren Weg, sonst niemand!”
„Schau nach draußen, war das unsere Entscheidung? Halb Ninis ist im Exil in einer Salzhöhle unter der Wüste?! Das kann doch nicht die Lösung sein. Sollen wir uns für immer in der Tiefe verstecken?”
„Nein, das nicht. Aber das ist doch nicht unsere Schuld!” Ihre Stimmung gefiel ihm nicht. Warum fing sie wieder mit diesen alten Dingen an. Hatten sie das nicht schon lange geklärt? Was beschäftigte sie nur?
„Garia, bitte verstehe! Es geht nicht um Schuld. Aber es liegt trotzdem in meinen Händen! Mein Handeln, meine Entscheidungen haben Folgen für alle, die an Amun'ral glauben!”
„Ich glaube an dich, Yiri! Aber ich fürchte, Amun'ral verschlingt dich! Wo bleibst du? Wo bleibt die Yirmesa, die ich kenne?” Er wäre damals gerne mit seiner Yirmesa weitergezogen. Garia mochte die Sene, aber den Mythos der Amun'ral hielt er für eine unselige Entwicklung.
Sie streichelte über sein Fell. „Ich bin immer bei dir, nur meine Bürde muss ich alleine tragen!”
„Du bist so fern, als wärst du auf der anderen Seite einer tiefen Schlucht! Du sitzt dort und keine Brücke führt zu dir.”
„Alles, was mir nahe ist, vergeht! Bitte Garia, verstehe doch. Ich will nicht deinen Tod erleben!”
„Nein, das ist nicht wahr! Es ist meine Entscheidung, deine Nähe zu wählen. Mir geht es bestens, wenn ich bei dir bin. Niemand hat mich dazu gezwungen. Ich bin bei dir, weil ich es will! Ich lebe für das Leben und nicht für den Tod! Hör auf, dich zu fürchten!” Das hatte er ihr schon häufig gesagt.
„Ich kann nicht an mich denken und dabei zusehen, wie Tausende zugrunde gehen. Ich kann nicht! Und ich will es nicht! Amun'ral ist wie ein Licht, sie zeigt vielen einen Weg aus der Dunkelheit! Sie zeigt mir sogar einen Pfad zu sühnen.”
„Dann lass mich herein, lass mich teilhaben! Yirmesa, ich will dir deinen Weg nicht ausreden. Ganz gleich, wie dunkel er sein wird. Ich bin bei dir!”
„Ja, das weiß ich doch.”
Er hörte ihre Worte und sah ihre Miene. Auch wenn sie keine Augen mehr hatte. Sie log ihn an. Warum tat sie das nur?
„Dann lass mich zu dir! Lass die zu dir, die dich lieben. Levinie, Verlia und Kiris gehören zu den Letzten deines Volkes. Dein Blut! Sprich mit Levinie. Sie leidet, wie du. Ihr seid beide so stark und dickköpfig. Sie glaubt, ihre Kinder getötet zu haben. Verdammt, sie fühlt sich auch für dich verantwortlich.
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