Ninis - Die Wiege der Baeume
Rache!”
„Ich höre deine Worte, aber ich verstehe sie nicht. Die Renelaten werden nicht alle reumütig auf die Knie gehen, sondern es werden andere kommen, die kämpfen!”
„Garia! Genau, es werden andere kommen und kämpfen! Wir beide konnten in den letzten fünf Sonnenzyklen viel über die Renelaten lernen. Viele ihrer Opfer sind zu uns geflüchtet, sie haben oft voller Tränen berichtet, wie sie wüten. Stell dir vor, du bist Befehlshaber über die Heerscharen von König Hasis! Und dein Feind hat gerade eine wehrlose Gruppe deines Volkes getötet. Anschließend marschieren hundert- nein, besser zwei- oder dreihunderttausend Kämpfer, vor Rache getrieben, auf dich zu. Was würdest du tun?”
„Ich würde sie aus der Luft angreifen, um Rache zu nehmen!”
„Aus der Luft?”
„Ja, denn Amun'rals Kämpfer haben keine schweren Waffen …” Seine Stimme wurde leiser. Er verstand sie jetzt, die Rache der Renelaten wäre mörderisch. „Wir haben keine Chance, oder?”
„Keine, ihr Gegenschlag würde alle töten, die sich mit Knüppeln und Dolchen bewaffnet gegen den Himmel strecken!”
„Aber du hast Levinie erzählt, dass du dich dem Gegner stellen willst …”
„Stimmt, das werde ich! Aber damit wir nicht untergehen, ist dein Platz morgen nicht an meiner Seite!”
„Bitte? Nein, ich werde dich doch nicht alleine lassen!”, unterbrach er sie ungestüm. „Das kannst du nicht von mir erwarten!”
„Die letzte Macht auf Ninis, die in der Lage ist, die Kräfte auszugleichen, ist dein Volk! Gehe zurück nach Mardana, berichte Samuel von deinen Erlebnissen. Ich hoffe, dass er nach wie vor deiner Familie dient.”
„Nein, mein Platz ist bei dir! Ich lasse dich nicht zurück! Ich kann mich nicht mehr an Mardana erinnern, das ist nicht mehr meine Vergangenheit!”
„Garia, du bist der König der Feuerkatzen! Sie werden auf dich hören. Es ist dein Erbe! Du bist der einzige deiner Art, welcher die Welt unter der Sonne kennt. Du hast die Macht, die Völker zu versöhnen! Nur wenn Hasis einem Heer von Feuerkatzen in die Augen sieht, wird er verhandeln … nur wenn er seinen Tod fürchtet, wird er uns zuhören! Ansonsten wird er alle abschlachten! Bitte, du musst doch einsehen, dass wir ohne dein Volk zu schwach sind!”
„Und wenn sie nicht auf mich hören?”
„Das werden sie, kämpfe dafür! Die Zeit ist knapp, du solltest sofort aufbrechen!”
„Das kann nicht sein. Ich kann nicht glauben, dass du mich nach Mardana schickst!” Garia war erbost. „Ist das deine Antwort?” Sie irrte sich. Es war nicht richtig, sich zu trennen. Er wollte das nicht.
„Antwort worauf?”
„Auf mein Bestreben, dass du dich mir oder Levinie öffnest?”
„Garia, das hat damit nichts zu tun. Es geht doch nicht um mich!”
„Oh doch, du sitzt hinter deiner Schlucht, verbirgst dich hinter hohen Mauern und schenkst Levinie einen Krieg? Damit sie sich festhalten kann! Und ich? Mich schickst du in den Jabari, zu einem Volk, das ich nicht mehr kenne!”
„Du verstehst das falsch!”
„Das glaube ich nicht! Vor lauter Angst, jemanden zu lieben, ihm zu vertrauen, schickst du alle, die dir nahe sind, in die Ferne!”
„Garia, bitte! Es muss sein, sonst sind wir verloren. Es gibt keinen anderen Weg!”
„Sprich laut! Es gibt immer einen Weg! Wobei nicht jeder einen glücklichen Ausgang hat! Ich bin bereit, mit dir dem Tod zu trotzen! Und du schickst mich einfach weg!”
„Garia, ich mache das, weil ich dich liebe!”
„Nein! Worte, leere Worte! Wenn du mich, Levinie oder sonst jemanden wirklich lieben würdest, wäre dir unsere Nähe wichtig! Yiri war unsere Nähe wichtig! Natürlich nicht Amun'ral, der mächtigen weißen Königin von Moresene. Nein, ihr natürlich nicht!”
”Bitte!”
„Ich möchte dich nicht mehr in meinen Gedanken hören! Ich leide jeden Tag, du bist unnahbar! Du machst dir sogar mehr Sorgen um diese verdammten Renelaten. Sollen sie doch in der Wüste verrecken!”
„Wie kann ich dich nur überzeugen?”
„Wer spricht denn gerade mit mir? Amun'ral? Natürlich, meine Königin, werde ich Euren Befehl befolgen und mich in Mardana rösten lassen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich dahin komme, aber ich kann ja nach dem Weg fragen!”
„Garia, jetzt ist Schluss! Ich möchte mich nicht mit dir im Streit trennen!”
„Oh, nein! Ich werde gehen. Ja, heute noch! Und weißt du was? Ich werde nicht wiederkommen! Mardana, meine Heimat, wartet auf mich. Da unten ist es eh so
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