Ninis - Die Wiege der Baeume
bewegte.
„Wie macht Ihr das bloß?”
„Mir kann nichts passieren. Die wachende Hand des Ordens ist stets bei mir oder zumindest einhundert Fuß hinter mir!”
Feriosi fuhr überrascht herum: „Laufen Euch die beiden Seherinnen aus Amones Leibgarde schon länger nach?”
„Die passen gut auf mich auf.” Was sie Amone noch nicht einmal verübeln konnte.
Ohne ein Wort folgte sie Feriosi in die Kerkerräume des Ordens. Der Geruch und die Schreie waren mehr als eindeutig. „Hier wohnt der Schmerz!”
„Ja, das stimmt. Werte Amun'ral, bitte nach Euch.”
Ein schwerfälliger Hüne sammelte gerade einige Dinge auf und warf sie in eine Kiste. Er stank. In der Mitte des Raumes saß jemand und wartete bereits auf sie. Der Riese, vermutlich ihr Folterscherge, stellte einen Stuhl hinzu.
„Ich denke, wir sollten einen Neuanfang wagen!”, eröffnete Siria ohne Umwege das Gespräch.
„Ja?” Ihr kam die Situation unwirklich vor, es war für sie unvorstellbar, dass die Alte dieses Umfeld als völlig nebensächlich abtat. Einen solchen Raum hätte es in Menisis niemals geben können, obwohl: Ein flüchtiger Gedanken an Garmen traf sie wie ein Schlag in den Magen.
„Werte Amun'ral, das Schicksal nahm Euch euer Augenlicht, aber machte Euch nicht blind! Ihr seid jung, klug und vor Eurer Weisheit verbeuge ich …”
Die Alte widerte Yirmesa an. „Nein! So nicht! Du bist eine böse Hexe! Es gibt keine Worte, die das beschönigen könnten! Was willst du von mir?” Siria schwieg. „Du hast mich umbringen lassen! Sogar Manoos wolltest du ohne Skrupel töten!”
Die Alte schluckte: „Keine Lügen mehr?”
„Nie mehr!”
„Wir verstehen uns! Geschwätz ist eh nur für Männer!”
„Also? Was willst du?”
„Spürst du den Dämon noch?”
„Jeden Tag und jede Nacht! Ganz gleich, was eure Göttin mit mir gemacht hat. Ich werde Deasu nie vergessen. Das Gefühl, machtlos zu sein! Zu sehen, zu hören und zu fühlen, wie meine Finger das Genick von Jahanae brachen. Sie hat für mich gekämpft und meine Hände haben sie getötet. All die Verachtung und Erbarmungslosigkeit in seinen Worten klingen mir jede Nacht in den Ohren!”
„Gut! Merke dir das Gefühl, denn du wirst mir dabei helfen, mehr über ihn zu erfahren!”
„Wozu?” Was sollte dieses Spiel jetzt? Warum interessierte sich die Alte für diesen verfluchten Dämon?
„Lamenis, Karnen oder Renelaten! Alles nur Schafe! Ihr ganzes Leben laufen sie blind umher, fressen, scheißen und betrachten den Akt ihrer Vermehrung als Höhepunkt ihres Daseins!”
„Geht es dir um Wahrheit deiner Existenz?”
„Nein. Wahr ist nur die Lüge, die das mächtigste Schwert beschützt! Narren streben nach Erkenntnis, ich will nur sicher gehen, diesen Drecksdämon niemals wiederzusehen!”
Es war ein Hohn Siria zu helfen, was konnte man dieser verkommenen Hexe schon glauben? Aber die Zweifel, ob dieser Dämon wirklich tot war, nagten stetig weiter an ihr. Die beiden hatten dasselbe Ziel, was im Moment auch das einzige war, was sie der Alten abkaufte.
„Ich helfe dir! Aber lüg mich nicht an!”
Siria stand auf und trat dem Hünen vor sein Schienbein: „Los, Schweinegesicht! Stell dich vor den Kerker und scheuch die Wachen weg!”
Sirias Knecht sorgte dafür, dass sie keine weiteren Zuhörer hatten. Entspannt lehnte sich die Alte zurück, sie verhielt sich anders als es Yirmesa von ihr erwartet hätte. Egal was passierte, sie würde wachsam bleiben!
„Amun'ral, du hast bestimmt selbst erkannt, wer dieses verdammte Eisloch regiert!”
„Amone.”
„Mächtig, gerissen und gierig. Ihr Herz zeigt weniger Erbarmen als ein rostiger Nagel! Hüte dich vor ihr!”
„Etwa nur vor ihr?” Siria war nicht besser. Wie Schwestern, die sich zeit ihres Lebens stritten. Dabei war ihr Zwist eine Posse, denn sie waren ihre eigenen Spiegelbilder!
„Du traust mir nicht?”
Es gab vermutlich unzählige Gründe, ihr zu misstrauen. Sie war verschlagen, böse und hatte sie bereits betrogen.
„Nein! Aber ich werde mit dir nach den Wurzeln des Dämons suchen!”
„Ich hoffe, du magst staubige Bücher und alte Schriften!” Siria lachte. „Feriosi wird dich später abholen.”
Allein, dass die Schattenseherin Siria, Inquisitorin des Ordens, an ihrer Seite durch Saladan ging, fegte wie ein Steppenbrand durch die kalten Mauern. Gesprochene Namen, Worte der Überraschung und ungläubiges Kopfschütteln, Yirmesa spürte beinahe jeden Blick, der sie begleitete.
„Wir
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