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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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betreten die große Bibliothek des Ordens!”, erklärte Siria stolz. Dieses Archiv der Schriften musste gewaltig sein. Das Rascheln der Blätter und das Zuschlagen der Bücher, wie gerne würde sie hier mit ihren Augen studieren.
    „Wir sind in einem der Leseräume. Ihr solltet sehen, wie Euch meine Schwestern anstarren”, flüsterte Feriosi.
    „Ich beneide jede von ihnen! Sie dürfen Bücher lesen.”
    Feriosi sprach leise weiter: „Der Orden hat das Wissen von Ninis zusammengetragen. Jede Schriftrolle und jedes Buch, das in den letzten tausend Wintern auf Ninis …”
    „… von uns gestohlen wurde! Geraubt aus den toten Händen jedes Volkes, dass wir unterwarfen!” Siria ging weiter. „Heldensagen, Kochrezepte und Heilkunde … wobei ich das Rezept für Salzfleisch mit Tunke noch für die wichtigste Niederschrift in diesem Teil der Bibliothek halte.”
    Sie schritten durch eine Halle. Das Geschiebe von Leitern, Bücher, die in die Regale gelegt wurden, unzählige Schritte und nicht enden wollendes Getuschel, Yirmesa erhaschte jeden Laut, um die Szenerie in ihren Gedanken nachzustellen.
    Am Ende der Lesehalle öffneten jemand zwei knarrende Torhälften. Feriosi drückte sie behutsam nach vorne. „Stoßt Euch nicht den Kopf!”
    Diese Stufen war schon länger niemand hinabgeschritten. Jede Menge Moder und Spinnenweben, der Staub roch noch älter als Sirias betagte Robe.
    Die Alte ging vor. Yirmesa folgte ihr leicht gebückt. Der schnaufende Schlüsselmeister der Wache fluchte hingegen ununterbrochen. Er stieß sich laufend den Kopf oder die Schulter. Einige Soldaten folgten ihnen, ähnlich ungehalten, die schmale Stiege hinab.
    In einer kleineren Halle unter der Bibliothek steckten die Soldaten Fackeln in Halterungen und machten sich daran, einen schweren Balken aus einer Halterung zu heben. Yirmesa wunderte sich, befanden sich Bücher hinter dieser Tür? Als ob sie etwas einsperrten!
    „Die alten Schriften sind zu verwirrend für junge Seherinnen. Es ist nur zu ihrem Wohle!” Wieso suchte die Alte nach Entschuldigungen? Welches Geheimnis barg diese alte Bibliothek?
    Die Scharniere der Eisentür quietschten und gaben nur widerwillig den nächsten Raum preis. Ein fauliger Luftzug entwich der Kammer. Angewidert hielt sich Yirmesa die Nase zu. Etwas hielt die anderen zurück. Keiner von ihnen wagte einen weiteren Schritt.
    „Ach …” Siria nahm ungeduldig eine Fackel. „Es sind nur Schriftrollen und Bücher, ihr Memmen!” Die Alte betrat die Kammer und zündete etwas an. Pech, sie steckte Pechfässer an. Feriosi führte sie durch das Tor. Der Schlüsselmeister und die Soldaten  kehrten um und ließen sie allein.
    Yirmesa witterte längst vergessene Worte, die hier seit langem ruhten. Vermutlich hatte jede Schrift ihr eigenes Abenteuer erlebt, bevor sie lebendig in dieser Kammer begraben wurde. Verwunderlich, dass Siria sie ausgerechnet hier hinführte. Sollten die blumigen Worte vorhin etwa ehrlich gewesen sein? Wollte sie ernsthaft verstehen, wie es zu allem gekommen war?
    „Der König hat keinen Aufwand gescheut, Schriften und Bücher für den Orden zu sammeln. Ist er so wissbegierig?”
    „Die Lehre, die Hasis kennt, passt auf den Knauf seines Schwertes!”, sagte die Alte abfällig. „Nein, sein Vater ließ dieses Archiv errichten. Leider hat auch er nur das verstanden, was ihm zum Vorteil gereichte. Feriosi, hilf Amun'ral bei der Büchersuche. Lies ihr alles vor und lasst euch einfach von eurem Instinkt leiten!”
    „Siria, gibt es kein Verzeichnis? Oder wenigstens eine gewisse Ordnung, an der wir uns orientieren können?”
    „Bestimmt gab es die mal, nur die letzte Archivarin verlor hier vor über hundert Wintern den Verstand. Sie fraß sich die eigenen Hände von den Knochen!”
    „Das ist ja schrecklich!” Yirmesa konnte es spüren, ihre Hände sollten nie wieder ein Buch aufschlagen können! Sie wollte etwas verstecken, das nie wieder gefunden werden sollte.
    „Ja, das war wirklich katastrophal! Die Verrückte hat alle Bücher und Schriftrollen vertauscht! Ich hätte ihr schon früher die Hände abhacken sollen, dann hätten wir heute nicht so eine Unordnung!”
    Yirmesa streifte durch die Regale. „Siria, wie lautete ihr Name?” Mit der Hand fuhr sie über staubige Bücherrücken, wobei ein zufriedenes Lächeln ihr Gesicht erfüllte.
    „Pretare!”
    Hatte sie alle diese Bücher in den Händen gehalten? Sie alle gelesen? Was hatte sie gefürchtet? „Kanntest du sie? Sie hat an

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