Ninis - Die Wiege der Baeume
endlose Ödnis, karg und glutheiß. Die Helios befand sich bereits im Sinkflug.
„Da ist nichts!”, bemerkte Kalson.
„Bleibt wachsam! Runter bis auf tausend Fuß! Und wir werden uns nicht gefechtsbereit machen! Verstanden?”, befahl Serpent. Das musste der richtige Ort sein.
„Ja. Mein Prinz, die Koordinaten stimmen. Wir sind da.” Kalson und der andere Dalor nickten.
„Danke, Navigator.” Serpent drehte sich zu Kalson. „Dalor, Moresene befindet sich unter dem Salz, deshalb siehst du nichts!” Kalson nickte abermals.
Nachdenklich blickte Serpent auf die Salzwüste, die sich unter ihm erstreckte. Kein Tier, kein Baum, noch nicht einmal ein Felsstück erhob sich aus der weißgrauen Tristesse. Er dachte an Saladan und seine Kinder: Das sollte sein letzter Feldzug werden, der glorreiche Ruhm eines Heerführers schmeckte ihm inzwischen schal und bitter.
Mit einem Blick nach hinten schaute er abermals auf die dräuenden Veränderungen am Horizont. Noch nie hatte er ein derartiges Wetterphänomen gesehen. Wilde Fantasien drängten sich ihm auf, die er schnell wieder verwarf. Er zwang sich zu klarem Denken, es war nicht die richtige Zeit für Spinnereien. Mit etwas Abstand folgte die Flotte des Königs ihrem Flaggschiff.
„Meldungen?”
„Die siebte Flotte ist seit Sonnenaufgang bei uns. Sie haben die lange Reise noch rechtzeitig geschafft.”
„Status des Verbandes?”
„Alle neun Flotten, mit zweitausendeinhundertdreißig Luftschiffen und hundertviertausend Mann Besatzung, nehmen an der Operation Moresene teil.”
Dalor Kalson blickte ihn an: „Mein Prinz! Das Landungsschiff steht bereit. Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?”
„Ja, ich bin mit diesem Auftrag allein losgeflogen und werde ihn auch allein beenden! Wir haben eine Absprache, er hält sich zurück!” Seine Stimme stockte, die Worte fielen ihm nicht leicht.
„Ich denke, das weiß er, mein Prinz!”
„Dann los!”
Stolz schritt Serpent über das Deck und ging an Bord eines kleineren Luftschiffs. Sie legten ab und sanken zu Boden. Einen Moment später erfasste die Hitze das Schiff mit aller Gewalt, wie ein Brennspiegel reflektierte das Salz die Sonne.
Der Offizier, der Ausschau hielt, wurde unruhig. „Mein Prinz … was ist das?”
„Noch mehr Wetterphänomene?” Serpent saß unter der Flugtasche und trank aus einem Wasserschlauch.
„Nein! Bestimmt nicht! Das müsst Ihr Euch ansehen!”
Serpent starrte auf die Festungsanlagen, die sich ihm erst in diesem Moment zeigten. Wie durch einen flirrenden, sich langsam auflösenden Nebel gewannen die Konturen der Wehrtürme eine feste Form. Erschrocken fuhr er herum, die Flotte der Renelaten lag hinter ihm: Völlig klar konnte er jedes einzelne Luftschiff erkennen, auch wenn es weit entfernt am Himmel lag. Die Helios befand sich sogar in Schussreichweite der Katapulte, die er auf den Wehrtürmen ausmachen konnte.
„Mein Prinz! Wir müssen zurück! Das ist eine Falle!” Kalson zeigte aufgeregt auf die Mauern aus Salz.
„Nein, wenn sie uns angreifen wollten, würden wir bereits brennen! Wir landen und keiner von euch zieht sein Schwert! Ist das klar?”
„Ja, mein Prinz!” Seine Männer schauten ihn verwundert an.
Jetzt war er an der Reihe. „Bleibt an Bord! Ich gehe allein!”
Er malte sich aus, was passiert wäre, wenn sie blind in den Kampf geflogen wären. Er sah die Helios brennend auf dem Salz aufschlagen und sich selbst zerschmettert in der Sonne verdorren.
Unvorstellbar, dass ihn nur seine Feigheit vor diesem Schicksal bewahrt hatte.
Das Landungsschiff setzte auf. Ein Sprung, und er stand auf dem Salz. Schweiß rann ihm den Rücken hinab. Seine Schritte knirschen auf dem harten Untergrund und er ging auf die Mauer zu. Bis auf den Bidenhänder sah er in seiner schlichten Lederkleidung wie ein gemeiner Soldat aus und an diesem Tag wäre er auch gerne einer gewesen.
Aus dem Salz starrten ihn drei Augenpaaren an. „Was zum Henker ist das denn?”
„Wir Sene! Du nicht bewegen!”, hörte er eine helle Stimme rufen. Aber nach so vielen Überraschungen konnten ihn drei sprechende Salzhaufen, aus denen spitze Stöcke herausguckten, auch nicht mehr erschüttern. Eine Gefahr für sein Leben konnte er sich gerade nicht vorstellen.
Ein weiterer sich bewegender Salzhaufen untersuchte den Weg bis zum Landungsschiff. „Er allein!”
„Mein Name ist Serpent, ich bin der Kronprinz der Renelaten! Ich komme in Frieden!”
„Frieden?” Die Frauenstimme wollte für
Weitere Kostenlose Bücher