Ninis - Die Wiege der Baeume
welche Motive sie bewegen!”
„Bitte!? Wir sollen mit den verdammten Renelaten gegen Yirmesa kämpfen?” Verlia hielt sich die Hände vors Gesicht und weinte. Dunkle Bilder drängten sich ihr auf.
„Ja”, der Größere der Jel’nan zögerte. „Ihr müsst standhalten, sonst wird Ninis untergehen ...”
„Hat der Dämon sie besiegt? Die Jel’nan sind Götter, könnt ihr sie nicht aufhalten?”
„Nein. Die Elemente haben versagt. Sobald sie in der Nähe von Moresene ist, wird sie uns brechen! Die Mächte der Erde und des Feuers hat sie bereits bezwungen!”
Verlia kannte die Ängste Yirmesas , gegen ihren Willen in einen Krieg geführt zu werden, hatte sich diese Bedrohung aber nie vorstellen können?
„Und wie sollen die Sterblichen bestehen, wenn die Kraft der Götter versagte?” Krämpfe ließen sie zusammenfahren, sogar ihr Kind verspürte Angst! Sie wollte nicht sterben, sie wollte Leben schenken!
„Steht zusammen! Und kämpft! Wir Jel’nan vermögen euch keinen weiteren Ratschlag zu geben. Entschuldigt unsere Schwäche!” Die Jel’nan wirkten gebrochen, trugen sie selbst Schuld an dieser Entwicklung?
Verlia fehlten die Worte. „Ich danke, dass ich zu Euch kommen durfte.” Etwas Klügeres fiel ihr gerade nicht ein, höflich verbeugte sie sich abermals und verließ die Kristallhöhle. Die Aussagen der Jel'nan klangen ihr noch länger im Kopf, würde das ihr Ende bedeuten? Nein, sie wollte sich diesem Schicksal nicht fügen! Sie musste sofort zu Levinie und Helowen, alle mussten sich auf einen Kampf vorbereiten.
Es hatte sich an der Oberfläche von Moresene vieles verändert. Verlia hatte die Höhlen verlassen und blickte auf eine gewaltige Festungsanlage aus Salz. An hohen Türmen legten fortwährend Luftschiffe der Karnen an und brachten weitere Flüchtlinge, Krieger und noch mehr Waffen. Es hatte für sie den Anschein, dass niemand auf Ninis die nächste Schlacht verpassen wollte.
Vor ihr verteilten zwei Sene Wasserbeutel. „Habt ihr Levinie gesehen?”
„Nein, Bärenkriegerfrau.”
Nicht schon wieder. „Ich heiße Verlia. Ihr kennt mich doch!”
„Sene dich kennen, Bärenkrieger nur eine Frau hat. Du jeden Tag dicker, du sicher nicht krank?”
„Zieht Leine!” Die Sene liefen lachend weg. Sie hasste es, so genannt zu werden. Auch ihr kleiner Rabauke forderte seinen Tribut, sie hielt kurz inne und stützte ihren Bauch. Die Abstände zwischen den Krämpfen wurden kürzer.
Sie musste weiter. Karnen, Hulunen, Litisen und sogar einige abtrünnige Renelaten – alle arbeiteten an den Wehranlagen. Die Sene hatten sie tief beeindruckt, auch wenn sie sich ihren Namen nicht merken wollten. Das kleine Volk, das die Natur nur mit geringer Waffenmacht bedacht hatte, organisierte den Tagesablauf nahezu perfekt. Trotz der körperlichen Anstrengungen fehlte es keinem an Wasser, Werkzeug oder einem Schatten spendenden Tuch. Auch Abbau, Transport und Verbauung der mächtigen Salzquader dirigierten sie äußerst geschickt.
Etwas weiter entdeckte sie endlich Kiris, der gerade eine Gruppe Karnen im Nahkampf ausbildete. Sie ging zu ihm. „Hallo, hast du Levinie gesehen?”
„Hallo Liebes! Sie dürfte sich mit Helowen und Petreus unterhalten, die Karnen haben uns heute weitere Waffen geliefert. Da vorne auf dem Turm, siehst du sie?”
„Danke!” Sie küsste ihn. „Pass auf dich auf!” Verlia konnte es sich nicht erklären, aber sie war sich sicher, dass ihrem Bärenkrieger nichts zustoßen würde. Von der Bedrohung durch Yirmesa wollte sie ihm nichts erzählen.
Levinie blickte Petreus an. „Danke! Mit den Waffen werden wir ihre Luftschiffe vom Himmel holen!”
„Und das aus dem Munde der Lamenis, die uns Karnen in der Arena bluten sehen wollte! Es hat sich viel verändert, Levinie!”
Das hatte es wirklich. „Ja, wir kämpfen nicht mehr zum Spaß!”
„Und wir schauen nicht mehr zu!”
Petreus hatte während der letzten Sonnenzyklen auch den Rest seiner spärlichen Haare verloren. Seinen juwelenverzierten Dolch ersetzte ein Schwert und seinen Wickelrock ein Lederharnisch. Levinie trug allerdings noch dieselbe verschlissene Lederrüstung, mit den Brandspuren der Feuerkatzen, aus dem Jabarital. Sie würde auch an ihrem letzten Tag nichts anderes tragen wollen.
Helowen räusperte sich: „Ich glaube, Verlia hat eine Nachricht für uns.”
Neben ihnen montierten Karnen gerade die letzten Teile eines schweren Katapults. Der drohende Kampf hatte nichts Ehrenhaftes an sich.
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