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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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hatte. Das Tier konnte nicht klein gewesen sein, es war für sie unvorstellbar, dass Garmen, dessen Kampfkunst für die meisten immer ein Vorbild gewesen war, einem Wildtier zum Opfer fiel. Niavia kreidete sich dieses Ereignis selbst an, da sie in letzter Zeit zu sorglos gewesen war, schließlich lag die Sicherheit ihres Volkes in ihrer Obhut.
    Sie dachte an Yirmesa, sie wollte nicht noch mehr Leid auf ihre schmalen Schultern legen.
    „Wächterinnen, folgt mir!” Die Truppe setzte sich in Bewegung – ohne jegliche Glorie verließ das Heer Menisis, nur einige Kinder winkten den Wächterinnen noch verspielt zu.
    Ein kurzes Stück weiter machte Niavia bei den Brandlöchern Halt, es galt noch einen besonderen Jäger mitzunehmen. In den Gefängnissen der Lamenis hielten die Wächterinnen zwei Feuerkatzen gefangen – Niavia wusste selbst nicht, wie sie in das Jabarital gekommen waren. Damals hatte Levinie die beiden Tiere gefangen und ihr später tausendfach eingebläut, wie tödlich sie sein konnten.
    Das Heim dieser beiden Jäger lag in Löchern unter der Erde, gut geschützt unter einer drei Fuß starken Abdeckung. Zehn Wächterinnen zogen den schweren metallverstärkten Holzverschlag auf die Seite, dessen Unterseite völlig verkohlt war. Niavia drehte den Kopf zur Seite, der Gestank war bestialisch. In dreißig Fuß Tiefe kauerten die Tiere regungslos in der Dunkelheit, die Erde um sie herum war rußschwarz und tot.
    Niavia hob den Arm: „Passt jetzt gut auf!” Jeweils zwei Wächterinnen nahmen die beiden verrosteten Metallketten, die neben der Grube an einem Pflock im Boden verankert waren und zogen die Feuerkatzen an die Oberfläche. Niavia achtete genau darauf, dass keine der Frauen einen Fehler machte. Über einhundert Sonnenwenden in einem kargen Loch: Kein Futter, kein Wasser – die Feuerkatzen sahen erbärmlich aus. Ihr rotschwarzes Fell glich einem Kadaver – grausam gezeichnet ragten deutlich Rippen und offene Knochen hervor. Es roch nach Tod und Verwesung. Ausgemergelt, lebenden Leichnamen gleich, hohnsprachen sie der Natur. Ihre Augen wirkten leer und ihre Gesten apathisch.
    Aber sie waren in der langen Zeit trotzdem nicht gestorben, Niavia vermochte sich das nicht zu erklären. Das Phänomen der Feuerkatzen gehörte zu den Dingen, deren Hintergründe sie auch niemals erfahren wollte.
    Unverständliche Laute der Feuerkatzen ertönten; bestehend aus Zischen und seltsamem Gurgeln, als ob sie mit vollem Maul ein Wort herausbringen wollten. Eines der Tiere zog seinen rechten Hinterlauf nach, als es die Wächterinnen an den Ketten aus dem ausgebrannten Loch zogen. Die Lamenis nahmen zwei lose Ketten am Hals der Feuerkatzen auf und spannten sie in verschiedene Richtungen.
    „Seid bloß vorsichtig mit diesen verdammten Viechern. Auch wenn sie mehr tot als lebendig aussehen! Lasst euch nicht täuschen. Bleibt wachsam!” Niavia wusste von Levinie was passierte, wenn sie freigelassen würden.
    Viele der jungen Wächterinnen sahen eine Feuerkatze zum ersten Mal. Die Älteren hingegen gingen ziemlich ruppig mit den Tieren um, die sich kaum auf den Beinen halten konnten. Wenn eine der Katzen stolperte, wurde sie an den Ketten weitergeschleift. Der Gestank trieb einigen Tränen in die Augen.
    „Brauchen wir sie wirklich?”, frage eine ihrer Rudelführerinnen unsicher.
    „Ich hoffe nicht …” Niavia wünschte sich inständig, dass es so wäre. Sie befahl den Weg nach Norden.
    Niavia setzte die Schwarzwölfe auf die Fährte ihrer Beute an. Diese Tiere mochte sie hingegen sehr, die mit zotteligem Fell und scharfem Blick bedrohlicher aussahen, als sie es in Wirklichkeit waren.
     
    Jelor schaute noch Berlienies nach, die sich, begleitet von zwei Wächterinnen, ihrerseits auf den Weg zum Baum Halion machte. Er hatte darauf bestanden, dass sie nicht allein ging. Längere Zeit schaute er ihnen noch nach, sie würden, hoffentlich mit guten Rat, nach Menisis zurückkehren.
    Mit nachdenklicher Miene blieb er zurück. Sein Plateau war ihm an diesem Tag fremd, lustlos wickelte er etwas Brot in einige Pflanzenblätter. Seine Angst um Berlienies, den Frieden und die Zukunft seines Volkes schnürte sein Herz ein. Er schritt unruhig auf und ab. Seine Machtlosigkeit bestürzte ihn, es gab nichts, was er jetzt für Kiris, Yirmesa oder die anderen Lamenis tun konnte. Wie gerne würde er eine Waffe nehmen und kämpfen. Er galt bisher als weiser, souveräner Führer und war froh, dass sein Volk ihn nicht in dieser

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