Ninis - Die Wiege der Baeume
Verunsicherung sehen konnte – was war er wert, der lange Frieden, für den er, Jelor, immer eingestanden hatte?
***
Farben und Kröten
Levinie lächelte, endlich war Karlema bei ihr. Sie hatte die Hohepriesterin rufen lassen. Es gab bestimmt angenehmere Dinge als gerade um ihre Hilfe zu bitten, aber es ging um ihre Kleine.
Verlia saß neben Yirmesa und flocht die schwarze Mähne zu einem dicken Zopf, sie schaute kurz auf, nickte und beschäftigte sich wieder mit der Haarpflege ihrer schlafenden Freundin. Nichts hatte sie bisher aufwecken können.
„Du hast mich rufen lassen, Levinie?” Karlemas Stimme glich einem scharfen Stein.
„Ja.”
„Was kann ich für dich tun?”
„Ich bitte dich für eine kurze Zeit zu vergessen, was vorgefallen ist. Ich weiß, dass du mir nichts schuldig bist.” Levinie atmete tief ein und fuhr fort: „Bitte helfe mir, Yirmesa zu wecken. Ich brauche dich, um einen Ring der Träume zu beschwören! Wenn ich es schaffe, mit ihr zu sprechen, kann ich sie zurückholen.”
„Nun, ich glaube, dass du Recht hast. Wir sollten heute alle nicht an unser persönliches Wohl denken.” Der Triumph in Karlemas Worten war nicht zu überhören. Für diese gönnerhafte Antwort würde Levinie sicherlich später teuer bezahlen müssen.
„Ich bin froh, das zu hören.”
„Levinie, was hoffst du zu erfahren?”, fragte Verlia, die der Geschichte überraschenderweise kritischer gegenüberstand als Karlema.
„Warte, Verlia, ich glaube, dass es für alle Lamenis ein Gewinn ist. Lasst uns Levinie helfen, deine Freundin zu wecken. Bitte, bei dem Ritual brauche ich auch deine Hilfe.”
Levinie blickte Verlia bittend an, die sogleich nickte und sich zu einem gezwungenen Lächeln durchrang.
Karlema wandte sich wieder ihr zu. „Du weißt, dass der Erfolg in deinen Händen liegt?”
„Ja.” Levinie schluckte, sie kannte das Ritual und wusste, dass sie sich weit für Yirmesa öffnen musste. Je nachdem, an welcher Stelle sie im Traum auf Yirmesa träfe, umso mehr würde sie von sich offenbaren müssen.
„Ich hoffe, dass du deine Kleine wirklich gut kennst. Wenn du vom Weg abkommst, kann auch ich dich nicht mehr retten!”
„Das nehme ich in Kauf!”
„Das Ritual der Träume vermag wundersam zu heilen, aber du erinnerst dich bestimmt trotzdem, was das letzte Mal passierte, oder?”
„Ich habe es nicht vergessen, ich saß neben dir!”
„Gut … es würde mich betrüben, dich dem Wahnsinn verfallen zurückzulassen!”
Die Luft stand im Raum – Verlia blickte zu Levinie. „Bist du dir sicher?”
„Ja, Verlia … ich werde es tun!”
Karlema kniete sich hinter Yirmesas Kopf. Levinie und Verlia setzten sich jeweils an die Seiten und berührten ihre Hände. „Lass uns zu dir”, flüsterte Karlema und nahm die Verbindung auf. Ihre Finger vibrierten – alle schlossen schweigend die Augen.
Levinie ließ die reale Welt hinter sich – sie hörte und sah nichts mehr aus ihrer unmittelbaren Umgebung, sondern schwebte losgelöst durch die Weiten ihrer Gedankenwelt. Die Geschehnisse der letzten Tage verloren sich schnell.
Karlema schaute sich um. „Seid ihr bereit, mir zu folgen?”
„Ja”, dachte Levinie – ihre Gedanken hatten sich gefunden, die Reise konnte beginnen. Ihr Herzschlag wurde schneller. Karlema führte sie und Verlia in einen gemeinsamen Traum: Levinie saß auf einem hohen Berg, inmitten eines Gebirges. Ein Feuer, nicht sonderlich groß, brannte vor ihnen auf kargem Stein. Sie hielt die anderen an den Händen, wobei die Luft unaufhörlich stürmischer wurde. Die Flammen in ihrer Mitte reagierten nicht auf den aufkommenden Sturm, aber ihre Haare wehten im Wind, der, immer stärker werdend, bald einem Orkan glich. Sie kämpfte zusehends gegen die gewaltigen Naturkräfte.
„Levinie, jetzt ist es so weit. Lass uns los! Lass dich fallen. Wir können dich nicht weiter begleiten!”, rief Karlema, kaum hörbar im Tosen des Sturms.
Levinie bäumte sich mit all ihrer Kraft auf – der Kreis öffnete sich und einen Moment später riss der Eissturm sie hinweg. Kälte durchfuhr ihre Glieder, der eisige Sturm trug sie weit davon. Sie wusste, dass sie sich jetzt in der Traumwelt ihrer Kleinen bewegte, in der die Dinge nicht immer so waren, wie man es erwarten könnte. In einem weiten Bogen landete sie im kleinen See unter dem Wasserfall. Unfreiwillig tauchte sie bis zum Grund und strampelte an die Oberfläche.
„War klar, dass ich in diesem blöden Tümpel lande! Was
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