Ninis - Die Wiege der Baeume
keine Zeit, ich bin zu langsam … aber gut! Du läufst zurück und Jahanae bleibt bei mir.”
Eine Wächterin sprang von den Ästen herunter und rannte los, die andere blieb inzwischen deutlich nervöser bei ihr. Jahanae war ihre Nichte, eine tüchtige Wächterin, von der sie sich gerne begleiten ließ.
„Berlienies?”
„Ja, Halion?”
Seine Stimme klang wieder ruhiger: „Der Mörder von Garmen war ein Späher der Renelaten. Dieses Volk ist verdorben! Er ist gestorben, um Yirmesa zu beschützen!”
„Bitte?” Berlienies schüttelte den Kopf. Ein Späher der Renelaten? Wer waren die Renelaten? Was kommt noch?
„Yirmesa muss überleben! Und wenn es all euer Blut kostet – sie muss leben!”
Für Berlienies war das der dunkelste Tag in ihrem Leben. „Das verstehe ich nicht, warum?”
„Dafür ist jetzt keine Zeit! Geh jetzt. Kämpft und beschützt Yirmesa! Überlebt diese Nacht und bringt sie zu mir! GEH JETZT!”
Jahanae wartete bereits ungeduldig, sie stand an der Wurzel des Baumes und schaute den Halion ungläubig an. Er setzte Berlienies wieder ab, worauf beide hastig los liefen.
Zurück nach Menisis, Berlienies mühte sich, winkte aber ab, als Jahanae ihr anbot, sie zu stützen. „Ich habe so viele Sonnenzyklen erlebt, diese Nacht wird nicht mein Ende sein! Los Kleine, weiter!”
Jelor lachte, es war ihm zugetragen worden, dass Yirmesa wieder erwacht war. Darüber freute er sich sehr. An diesem frühen Abend war Menisis wunderschön, die tiefe Sonne hüllte die Plattformen der Lamenis in ein warmes Licht.
Um den Frieden zu wahren hatte Jelor gezwungenermaßen dazu beigetragen, Yirmesa zu verbannen, aber er hoffte inständig, dass sie wenigstens woanders ihr Glück finden würde. An diesem Tag ging er deswegen mit Kiris, dem jüngeren Bruder von Garmen, zu Yirmesa und Verlia. Niemand sollte aus Menisis in die Ferne ziehen und unnötige Missverständnisse hinterlassen. Zwar fühlte sich Kiris sichtlich unwohl und schaute auch hinter ihm etwas verloren aus, aber das störte Jelor wenig.
Kiris setzte mehrmals an, um eine Bemerkung zu machen, hielt es aber wohl doch für angebrachter, nichts zu sagen. Jelor mochte aufgeweckte junge Lamenis, die wussten wann es besser war zu schweigen.
Sie befanden sich vor dem Heim von Levinie. Jelor lächelte: „Dürfen wir eintreten? Ich habe einen jungen Mann mitgebracht, der sich sehr freut, dass es Yirmesa besser geht.” Er konnte nicht anders, er musste diesen Streit schlichten. Jetzt sollte aber Kiris anfangen zu reden, hoffentlich bekam der Kleine mehr als nervöses Gestammel hervor.
Levinie sah ihn an und bat ihn herein, was zumindest ein guter Anfang war. Verlia saß neben Yirmesa auf dem Boden und kämmte die Haare ihrer Freundin. Diese blickte Kiris kurz an, während Verlia sich weiter um ihren schwarzen Zopf kümmerte.
„Ich weiß, dass es Garmen nicht geschafft hat, dich zu beschützen. Ich habe ihn immer für seine Kraft bewundert.” Kiris konnte schwerlich seine Unsicherheit verbergen, aber Jelor erfreuten die direkten Worte. „Ich dachte, er wäre unbesiegbar, und jetzt ist er tot!”
Yirmesa schaute ihn an und legte ihre Hand auf seine Schulter. Jelor überraschte ihre besonnene Geste, nach der Szene mit Verlia hatte er sich auf Schlimmeres vorbereitet.
„Kiris, bitte! Das siehst du falsch!”
„Doch, er hätte nicht verlieren dürfen. Bitte nimm meine Entschuldigung an.”
„Berlienies wird morgen mit Rat vom Halion zurückkehren. Alles wird gut”, fügte Jelor aus dem Hintergrund hinzu. Levinie zeigte sich ebenfalls beruhigt über diese Nachricht, sie kannte ihn nur zu gut und war offensichtlich dankbar für diese Bemerkung.
Yirmesa nahm Kiris in die Arme. „Bitte lasst mir etwas Zeit. Ich würde jetzt gerne alleine sein”
Das lief doch gar nicht schlecht, Jelor fühlte sich besser, als er mit Kiris wieder ging.
Yirmesa war wach, die Gedanken drehten sich in ihrem Kopf. Kiris’ Worte hatten sie tief getroffen und die Bemerkung von Jelor glich einem Stockschlag. Wenn die nur einen Schimmer hätten, wie schuldig sie war. Sicherlich würde diese Scharade nicht mehr lange gut gehen.
Verlia nutzte die Zeit, einige Botengänge für Levinie zu erledigen, während sich Jelor und Levinie noch auf der Hängebrücke unterhielten. Die beiden waren nie ein Paar gewesen, wobei sie genau wusste, wie ihre Nana für ihn empfand. Sie konnte Jelor eigentlich auch gut leiden, aber das war jetzt nicht mehr wichtig.
Die
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