Ninis - Die Wiege der Baeume
nicht kannte.
Die Augen von Yelvis glühten, doch die Männer ließen sich offenbar nur kurz von seinen fingerlangen Reißzähnen beeindrucken. Einer kam einen Schritt vor und hielt ein seltsames Holzding mit einer Schnur vor seine Schulter. Er bewegte an der Unterseite einen kleinen Hebel und ein schwerer Stock steckte plötzlich in der Seite des Schwarzwolfes. Yelvis jaulte und sackte zusammen.
Yirmesa schrie und hielt ihre dicht an den Körper gezogenen Beine umschlossen, als sie einen festen Griff am Fußgelenk spürte und ins Freie gezogen wurde. Sie schlug und trat wild um sich, was ihre neuen Freunde sichtlich amüsierte.
„Nein! Lasst mich!”
„Oha, ein Mädchen! Na, das wird bestimmt ein netter Abend”, hörte Yirmesa eine Stimme sagen, die sie nicht näher kennenlernen wollte. Sie versuchte zu flüchten, stürzte aber, da sie einer der bärtigen Männer mit einem Seil an ihrem Fuß zurückzog. Eine Hand griff ziemlich grob nach ihrem Zopf und richtete sie auf.
„Such's dir aus! Soll ich dich aufschlitzen oder sollen wir etwas Spaß zusammen haben?” Seine Zähne waren faulig und sein Gesicht vernarbt. Yirmesa bekam kein Wort über die Lippen, war das ihr gerechter Lohn für Garmens Tod?
Blut spritzte ihr ins Gesicht. Yelvis sprang dem Mann, der sie hochhielt, an die Kehle und riss ihm den Hals und die halbe Schulter weg. Sie fiel zu Boden, konnte nichts sehen und wischte sich hektisch Blut aus den Augen. Yelvis schützte sie, der Schwarzwolf würde sie niemals im Stich lassen. Er lahmte bereits am rechten Hinterlauf und in seiner vorderen linken Seite steckte dieser Stock. Dunkelrotes Blut quoll aus seinem Fell hervor.
Yirmesa hörte sein Knurren, mit Angst fühlte sie, wie er vor Anstrengung bebte. Dumpf schlugen weitere Stöcke in seinen Hals und in seine rechte Flanke. Die Wucht warf ihn auf die Seite. Sie konnte nichts tun, um ihm zu helfen. Wieder griffen Hände nach ihr, lethargisch versuchte Yelvis noch nach den Armen zu schnappen, seine Kräfte verließen ihn aber zusehends. Yirmesa krallte sich verzweifelt in sein Fell, doch er wimmerte nur noch. Ein weiterer Stock drang durch seinen Schädel, sein Blick brach. Yelvis starb vor ihren Augen.
„Nein, Ihr Mörder! Dafür sollt ihr ewig in der Verdammnis schmoren!”
Neben dem toten Angreifer lag ihr Schwarzwolf. Der Mann, der seine Hand verloren hatte, trat mit voller Wucht gegen seinen Kadaver – auf dem schwarzen Boden des Jabari versickerte Blut schnell.
„Ich schneide dem kleinen Miststück das Fell von den Rippen! Ihr verfluchter Wolf hat meine Hand gefressen!” Der Mann tobte.
„Halt die Klappe! Steck deine Klinge weg … du kannst sie haben, wenn ich mit ihr fertig bin.” Ein Größerer wies ihn zurecht, was sie nicht beruhigte. „Los, gib mir deine Armbrust!”
Der Hüne spannte die Waffe und richtete sie auf Yirmesa. „Kleine! Du bist bestimmt schlau genug, um zu wissen, was ich von dir will.”
Yirmesa nickte leichenblass, jetzt war sie dran.
„Du kannst für mich tanzen oder ich lasse ihn mit dir spielen. Ich glaube, dass er dir den Verlust seiner schmierigen Griffel ziemlich übel nimmt!” Er zeigte auf das Scheusal, dem Yelvis die Hand abgebissen hatte. Die vier Männer lachten schäbig.
Das Herz von Yirmesa raste, ihre Gedanken suchten nach einem Weg. Keine Hilfe weit und breit. Die würden sie so oder so umbringen, wenn sie mit ihr fertig waren. Wie sollte sie nur diesen Tanz überleben? Tanz überleben … ja, das könnte gehen!
Yirmesa stand auf und blickte den Hünen ähnlich an, wie sie auch Garmen betört hatte. Hoffentlich ging das nicht schief. Langsam ließ sie das Lederkleid auf den Boden gleiten, nur ein kleineres Tuch verblieb und bedeckte ihre Hüfte. Mit einer Hand öffnete sie ihren Zopf und mit der anderen zerzauste sie ihre Haare, das sollte genügen, um diesen hässlichen Ochsen auf andere Gedanken zu bringen.
„Yihaa! Was bist du denn für eine! Da muss ich mir glatt überlegen, ob ich dich behalte!” Der Hüne und seine Kumpane johlten aufgeregt. Wenn das daneben gehen würde, läge das Scheusal gleich auf ihr drauf!
„Los, klatscht für mich!” Yirmesa heizte die Männer weiter auf. „Lauter! Nehmt die Füße dazu und gebt mir euren Rhythmus!”
Yirmesa tanzte halb nackt für ihre Peiniger, sie schloss die Augen und dachte nur an den Takt. Fortwährend trat sie auf den Boden und tanzte, sie vergaß das Blut und war mit dem Geist in der Erde. Die vier Männer stampften mit ihrem
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