Ninis - Die Wiege der Baeume
nichts hinzufügte.
Die Wächterinnen warfen Erde in die Grube. Niavia ließ sich alle sammeln, um ihre Jagd fortzusetzen. Drei Jungtiere der Dunkelhunde krabbelten jetzt noch aus der Höhle, sie suchten anscheinend das Muttertier. Ihre Augen waren noch verschlossen, sie folgten dem vertrauten Geruch und stürzten ebenfalls in die Grube – das ganze Rudel starb an diesem Tag. Niavia ließ ihren Kopf hängen, dass hatte sie nicht gewollt.
Auf der anderen Seite des Jabaritals erreichte Berlienies den Halion. Die felsigen Vulkanränder hinter ihm glichen einer gewaltigen Mauer, Berlienies kannte keinen, der die steilen und glatten Felsen hochklettern konnte. Sie wusste nur von wenigen Stellen, an denen man den äußeren Steinwall des Jabaris passieren konnte.
Neben seiner beachtlichen Größe, sein Laubkleid überspannte in gut sechzig Fuß Höhe ein riesiges Gebiet, mochte sie seinen wachen Geist. Die meisten Bäume schliefen immer länger, je älter sie wurden. Solange sich Berlienies zurück entsinnen konnte, war er für die Lamenis ein weiser Berater.
Der Halion stand alleine auf einer Anhöhe. Eine schlichte Wiese umgab ihn, für Berlienies sah es immer aus, als wagte es kein Baum, sich direkt neben ihn zu stellen. Sogar das Gras in seiner Nähe wuchs nur knöchelhoch.
Das Holz knarrte, elegant ließ der Halion einen seiner mächtigen Äste auf den Boden gleiten und hob Berlienies vorsichtig in die Höhe. Die beiden Wächterinnen kletterten auf die unteren Äste und hielten Ausschau. Berlienies schmunzelte über die Vorsicht ihrer beiden Begleiterinnen, denn es gab keinen Platz, an dem sie sich sicherer gefühlt hätte.
Der Baum hofierte Berlienies. „Oh, welche Freude, dich junges Ding wiederzusehen!”
„Halion, bitte, du alter Schmeichler. Ich bin vor neunhundertzweiundfünfzig Sonnenzyklen auf die Welt gekommen.”
„Aber aus dir strahlt das Leben! Sieh mich an, ich wachse nur noch in die Breite und diese feschen Jungbäume schießen an mir vorbei.” Er zeigte in Blickweite auf ein paar schlankere und höhere Bäume, die vermutlich trotzdem erheblich älter waren als Berlienies.
„Aber ich weiß, dass du nicht zu mir gekommen bist, um über Belangloses zu sprechen. Ich denke, dass dein Herz schwer beladen ist.”
Berlienies nickte, sie mochte seine Stimme, der Halion war ihr schon immer ein guter Freund gewesen. „Nach langer Zeit des Friedens gab es in Menisis ein abscheuliches Verbrechen. Wir denken, dass sich eine Bestie in unser Tal geschlichen hat. Wir brauchen deinen Rat. Ich fürchte, dass uns unsere Angst auffrisst!”
Der Halion lachte laut: „Meine junge Berlienies, es geht um Yirmesa, richtig?” Sein Laub schüttelte sich.
„Ja.” Sie verstand nicht, was der Halion an ihrer Frage so lustig fand. Und vor allem, warum er Yirmesa zuerst erwähnte.
„Die Bäume haben doch ihr Lied gesungen, hast du nicht zugehört?” „Doch, aber es ergab keinen Sinn. Warum sollte auch der Himmel brennen?”
„Ihr junges Volk hört nicht zu! Und jetzt läuft euch die Zeit davon. Welch' traurige Ironie!” Seine Stimme klang jetzt ernster. „Glaubst du, dass Yirmesa euer Problem ist?”
Sie zuckte mit den Schultern. Warum Yirmesa? Er verwirrte sie.
Sein Laub zog sich zusammen. „Hör mir gut zu, junge Berlienies! Der Berg Jabari wird euch nicht länger beschützen. Eine Armee des Feuers wird sich auf euch stürzen. Gegen diese Gewalt kann kein Baum bestehen! Sammelt die Wächterinnen und kämpft für euer Überleben. Wenn die Phalanx der Lamenis fällt, werden wir alle brennen!”
Berlienies war geschockt. „Wann wird das passieren, Halion?”
„Genau in diesem Moment! Begreifst du die Tragweite? Es wird heute passieren. Die Wut eurer Feinde glüht bereits. Sie sind auf der Reise nach Menisis, ich kann diese verfluchte Bande schon riechen. Sie sind über uns und werden heute Abend bei euch sein.”
Sie realisierte, in welcher Gefahr sich alle befanden und dachte sofort an Jelor.
„Niavia und die Wächterinnen jagen eine Bestie, die Garmen getötet und Yirmesa angegriffen hat.”
„BIST DU BLIND UND TAUB?”, brüllte der Halion. „Ihr jagt ein Phantom, Niavia wird nichts finden! Kehrt zurück und kämpft, sonst war das die letzte Nacht eures kurzen Lebens!”
Die beiden Wächterinnen starrten Berlienies angsterfüllt an. Sie mussten zurück. Sofort. „Los! Rennt nach Hause. Warnt Jelor, schnell!”
„Herrin, wir können nicht ohne dich zurückkehren”,
„Wir haben
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