Ninis - Die Wiege der Baeume
gewesen? Sie schüttelte ihren Kopf, dieser Gedanke ergab keinen Sinn.
Es dauerte den halben Tag, bis ein schriller Pfiff einer Wächterin anzeigte, dass ihr Schwarzwolf eine Witterung aufgenommen hatte. Niavia eilte zu ihr, das Tier knurrte bereits heiser vor einer flachen Höhlenöffnung. Sie erhellte den Eingang mit einem Kristall, konnte aber nichts Auffälliges erkennen. Es stank nach Kot und verwesenden Kadavern. Die Wächterinnen drehten angewidert ihre Köpfe weg – nur eine Feuerkatze hob ihren Schädel und wurde lebendig. Die Wachen zogen aber sofort die Ketten an und rissen die Katze rücksichtslos um, die mit einem Jaulen im Dreck landete.
Niavia bestimmte Wächterinnen, die vor der Höhle eine Grube aushoben, während andere lose Äste sammelten und sie doppelseitig zu Lanzen spitzten. Es dauerte nicht lange, bis eine Falle auf Beute wartete, deren zahlreiche Lanzen am Boden den Opfern zum Verhängnis werden sollten. Ihre Schwestern bedeckten die Fallgrube rasch mit allem, was lose herumlag und versteckten sich im Schutz der nahen Bäume.
Niavia rief eine Wolfsführerin zu sich, diese nickte und ging mit ihrem Schwarzwolf zum Höhleneingang. Sie schaute in das dunkle Loch und streichelte ihren Schwarzwolf, der treu seinen Kopf an ihre Seite legte. Die Wolfsführerin hob den zerfetzten Kadaver eines kleineren Tieres auf und rieb damit den Nacken ihres Wolfes ein, wobei zwei daumengroße Käfer aufgescheucht heraus fielen. Der Schwarzwolf schnappte sich die beiden und kaute sie genüsslich klein.
„Los!” Sie jagte ihn in die Höhle.
Es passierte nichts – kein Laut drang aus dem Bau. Niavia streckte den Arm nach oben, ihre Anspannung steigerte sich. Alle hielten sich kampfbereit, sie warteten, die Wolfsführerin des in der Höhle verschwundenen Schwarzwolfes stand in der vordersten Linie.
Ein Knurren, ein Keifen und das Getrampel vieler Beine wurden lauter, die Blicke der Wächterinnen fixierten den Eingang.
„LADAJONEE!”, brüllte Niavia.
Ihre Kriegerinnen verließen die Deckung und bildeten einen Halbkreis an der Fallgrube. Die Dunkelheit im Höhleneingang bewegte sich lebendig auf sie zu, zahlreiche gelb leuchtende Augenpaare hasteten ihnen entgegen. Mit Gejaule stürzte ein Rudel Dunkelhunde in die Falle und verendete aufgespießt am Boden der Grube.
Niavia stand enttäuscht auf, während sich ihr Körperpanzer zurückbildete. Die Bäume raunten und ließen, Stockschlägen gleich, Äste nach den Jägern schnellen - die Wächterinnen wichen aus, auch Niavia zog den Kopf ein.
„Ja, ja … ist ja gut.” Sie schaute an einem Baum hoch, es tat ihr leid. Sie hatten nur ein Rudel Dunkelhunde erlegt, aber es hätte auch mehr sein können.
„Die Aasfresser sind zwar weder tot noch lebendig ein schöner Anblick, aber die Bestie, die Garmen tötete, war bestimmt kein Dunkelhund!” Eine Wächterin fasste das zusammen, was wohl alle dachten.
Niavia wollte ihr nicht widersprechen. „Ja, die beißen sich eher vor Angst die Pfote ab, bevor sie einen Lamenis angreifen!”
„Herrin, jagen wir das richtige Ziel?”
„Ich weiß es nicht … ich weiß es wirklich nicht. Wir jagen eine Bedrohung, die sich keiner von uns vorstellen kann”
„Das einzige Raubtier, das zu dieser Tat fähig ist … sind wir selbst!”
„Es macht mir Angst, daran zu denken.”
Ein Geräusch ließ sie wieder zum Höhleneingang blicken, stolz mit dem Schwanz wedelnd erschien der Schwarzwolf, der die Treibjagd ohne eine Schramme überstanden hatte. Seine Wolfsführerin rannte zu ihm und rieb sein Fell, Niavia freute sich, dass zumindest der Schwarzwolf wohlauf war. Die Wächterinnen, welche die Feuerkatzen abseits in Schach hielten, hatten dafür gerade erheblich mehr zu tun. Niavia wusste warum: Obwohl die Raubtiere dem Tode nahe waren – sie sahen aus, als ob sie seit Tagen in der Sonne verfaulten, tobten sie beim Geruch frischen Blutes.
Eine ältere Wächterin schlug einer Feuerkatze vehement ihren Kampfstab auf den Rücken. Die Knochen krachten und die Katze schrie jämmerlich.
„He, du bringst sie um!” Eine jüngere Wächterin zeigte sich bestürzt. „Die sollen doch für uns kämpfen!”
„Kleine, glaub mir, ich wäre froh, wenn es möglich wäre, diese verfluchten Katzen mit einem Stockschlag zu töten! Und merk dir, vertraue niemals darauf, dass sie dir helfen!”
Die jüngere Wächterin schaute sie nur verunsichert an und drehte den Kopf fragend zu ihrer Heerführerin, die nickte, aber dem
Weitere Kostenlose Bücher