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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Geflechtrollen schlossen das Plateau, damit Yirmesa etwas Ruhe fand. Sie wusste, was passiert war und ahnte, was geschehen würde. Sie wollte nicht warten, bis Niavia oder Berlienies zurückkehrten - und die Wahrheit ans Licht kam. Sie wollte nicht in Levinies Augen blicken, wenn sie erfahren würde, was sie getan hatte. Yirmesa musste weg und das so schnell wie möglich. Sie zog sich ein Lederkleid an und packte ihre Sachen. Einige wärmere Kleidungsstücke und Schuhe band sie rasch in ein Bündel. Wie eine Diebin nahm sie einen Kristall, einen scharfen Stein und etwas frisches Brot.
    Sie kletterte nach oben und sprang unbemerkt durch das dichte Laub der Baumwipfel, erst als sie sich außer Sicht wähnte, glitt sie an einer Liane zu Boden. Ein kleinerer Baumbewohner schaute ihr noch neugierig nach, beschäftigte sich dann aber lieber mit der Zähmung seines widerspenstigen Schwanzes.
     
    Es dämmerte bereits als sich Yirmesa zu den Schwarzwölfen schlich. Sie sah Yelvis, der vor seinem Bau stand und über seine Familie wachte. Seine dunklen Schultern reichten ihr bis zur Brust. Als er sie bemerkte, sprang er sie an und warf sie zu Boden. Hinter ihm befand sich sein Weibchen mit vier Welpen, die sie, auf der Seite liegend, säugte. Yirmesa dachte an ihre Kindheit, der Schwarzwolf war genauso alt wie sie, früher hatte sie gerne mit ihm gespielt. Er beruhigte sich erst, nachdem sie seine Jungen gebührend bewundert hatte.
    „Yelvis, ich brauche deine wachen Augen und deine schnellen Beine. Bitte bring mich an den Rand des Jabaritals”, flüsterte sie ihm ins Ohr. Er nickte, sie legte sich flach auf seinen Rücken und der Schwarzwolf rannte los. Ohne dass sie jemand bemerkte, schossen sie durch das östliche Jabarital. Yirmesa blickte nicht auf und hielt sich an den langen Haaren des Wolfs fest. Der Waldboden und die flachen Wasserläufe rasten unter ihr vorbei.
    Die Bäume schienen ihnen Platz zu machen und die Äste einzuziehen. „Renn Yirmesa, renn … renn schneller … rette sie … pass auf dich auf, pass auf, rette sie … der falsche, dies ist der falsche Weg … Irrweg, nicht diesen Weg!”, tönten die Bäume leise im Wind. Yirmesa schüttelte den Kopf, was sollte das jetzt? Sie wollte sich jetzt bestimmt nicht von den Bäumen umstimmen lassen.
    „Nein! Das geht nicht mehr. Es ist zu viel passiert, lasst mich einfach gehen!”
    Yelvis rannte weiter, das alte Steintor im Osten war nicht mehr weit. Sie dachte wehmütig an ihren kleinen See, an ihr Refugium unter dem Wasserfall und an das Lachen von Verlia. Aber sie richtete nun ihren Blick nach vorne - Eis und Schnee erwarteten sie, sobald sie die Grenzen des Vulkans überschreiten würde. Hoffentlich stimmten die Erzählungen über Deasu, sie konnte sich schwerlich eine Welt außerhalb des Jabaris vorstellen.
    Lange währte ihre Hatz nicht, Yelvis stoppte abrupt und knurrte die Dunkelheit an. Er senkte kampfbereit den Kopf, was nur Gefahr bedeuten konnte. Es dauerte einen Moment, bevor Yirmesa die Bedrohung sah, die Yelvis bereits witterte. Fünf Gestalten gewannen an Kontur, deren behaarte Gesichter nicht gerade Zuversicht vermittelten. An ihren breiten Gürteln hingen armlange, schimmernde Stöcke, die zwar eine Handbreit, aber nur fingerdick waren.
    Was wollten die hier? Der Schwarzwolf fletschte die Zähne und bewegte sich langsam rückwärts. Die Männer sahen zwar Lamenis ähnlich, waren aber nicht von hier. Ihre Gesten wirkten bedrohlich. Yelvis konnte nicht weiter ausweichen, hinter ihnen lag ein kleinerer Felsvorsprung, der wie ein Höhleneingang aussah. Der Schwarzwolf ließ Yirmesa von seinem Rücken gleiten und stellte sich schützend vor sie. Leider erkannte sie schnell, dass die Höhle nur wenige Schritte in die Erde reichte, und kauerte sich in eine Ecke. „Yelvis, pass auf dich auf!”
    Mit einem metallischen Klirren zogen die bärtigen Männer ihre dünnen Stöcke und gingen stumm auf Yelvis zu – der Schwarzwolf sprang einen Mann an und riss ihm den Unterarm in Stücke. Dieser schrie, während ein anderer mit seinem Stock nach Yelvis schlug.
    Yirmesa erschrak, denn der dünne Stock schnitt eine tiefe Wunde in den hinteren Lauf von Yelvis, der sofort zurückwich und blutend an ihre Seite hinkte.
    „Nein, was tut ihr da? Ihr brutalen Kerle!”, schrie sie ihnen aufgebracht entgegen.
    „Komm raus! Es hat keinen Zweck, sich zu wehren!” Der Mann sprach in einem seltsamen Dialekt, sie verstand ihn, aber er redete in einer Art, die sie

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