Ninja-Rache
fragte Julia nach dem Grund
»Es sind genau deine Worte gewesen, Mädchen. Profitieren werden nur die Japaner. Sie schauen sich alles an, die hören zu, sie merken sich viel. Und einige von ihnen haben ihren Haß nicht vergessen. Der Krieg liegt zwar lange zurück, aber in zahlreichen Seelen findet er noch immer statt. Das kannst du mir glauben.«
»Tatsächlich?«
»Ja, die weißen Tauben, und denk an den Tengu. Der hat sich von keiner Wache erwischen lassen.«
»Stimmt.« Julia runzelte die Stirn. »Ich bin nur gespannt, was geschieht, wenn der querliegende Baum gefunden wird. Großalarm möglicherweise.«
»Das wäre dem Tengu bestimmt nicht unrecht. Er ist ein Wesen, das das Chaos liebt. Aus der Angst, dem Grauen und dem Tod schöpft er seine Kraft, und er wird von den Leuten unter Kontrolle gehalten, die euch besucht haben.«
Julia winkte hastig ab und drängte Shao in einen schmalen Weg, der eine Abkürzung darstellte. »Mach mir nicht unnötig Angst, Shao. Es reicht wirklich.«
Sie gingen schneller. Sorgfältig gestutztes Buschwerk begleitete ihren Weg. Sie sahen Schilder, die zu den Sportanlagen hinführten. Das war nicht ihr Ziel. Sie wandten sich in die entgegengesetzte Richtung und sahen schon sehr bald ein flaches Gebäude, das in drei Stockwerke aufgeteilt worden war.
»Ist es das?«
»Ja, Shao.«
Die Chinesin blieb stehen. Das Kasino befand sich in der untersten Etage, zu erkennen an den sehr großen Fenstern, hinter denen sich hellerleuchtete Säle befanden. Wenn die Frauen sich auf die Zehenspitzen stellten, konnten sie die Köpfe der Männer sehen.
»Sie sind noch da!« wisperte Julia. »Da haben wir Glück gehabt.«
Shao nickte. Sie wollte wissen, wie sie in das Kasino hineinkam und ob sie sich dort verstecken konnte.
»Das ist nicht möglich.«
»Gibt es da keine Küche?«
»Schon, aber…«
»Dann ist doch alles klar.«
»Stimmt, Shao, nur muß ich bei dir bleiben, wenn du verstehst. Ohne mich kommst du auch nicht in das Kasino.«
Shao kniff den Mund zusammen. »Dabei wollte ich dich aus der Gefahrenzone haben.«
»Sorry.«
Shao überlegte. »Okay, bringen wir den Rest auch noch hinter uns. Stehen da Wachtposten?«
»Nein, aber ich habe eine Code-Karte.«
»Phantastisch.«
Der Eingang lag im hellen Licht. Beide Frauen kamen sich vor wie auf dem Präsentierteller, als sie der Front entgegenschritten. Nicht weit entfernt parkten die Dienstlimousinen der hohen Offiziere und Besucher. Chauffeure warteten in den Wagen. Einerstieg aus und rief Julia zu, daß First Lieutenant Tangy noch im Kasino war.
»Ja, danke.«
»Beruhigt es dich, daß dein Freund dort ist?«
Julia schob die Karte in den Schlitz. Eine Lampe leuchtete auf, Julia drückte gegen die Tür und nickte. »Und ob es mich beruhigt. Walter kann sich wehren.«
»Nicht gegen einen Tengu.«
»Bitte, raube mir nicht alle Illusionen.«
»Sorry, das wollte ich nicht.«
Sie betraten einen Flur. Shao hatte sich alles genau eingeprägt. Links lagen die Besprechungsräume. Zur Küche aber mußten sie geradeaus gehen.
»Kennst du das Personal?«
»Nicht besonders. Nur vom Ansehen. Um diese Zeit sind die meisten sowieso weg.«
»Ja, stimmt.«
Die Küche bestand nicht nur aus einem Raum. Drei Räume standen in verschiedenen Winkeln zueinander. Shao interessierte sich für den, der dem Besprechungsraum am nächsten lag, denn durch einen Türspalt konnten sie alles überblicken.
Eine Ordonnanz schaute die beiden Frauen groß an, als sie plötzlich vor ihm standen.
In diesen Sekunden wuchs Julia über sich selbst hinaus, als sie einen Finger auf die Lippen legte und sich ihre Augen weiteten. »Bitte, Mr. Cossner, kein Wort zu meinem Freund.«
»Aber das ist…«
»Ich will ihn überraschen, verstehen Sie?«
Cossner rieb über seinen rötlich schimmernden Bürstenhaarschnitt. Er trug eine korrekt sitzende Uniform und wirkte vornehmer als mancher Ober. »Das ist natürlich Ihre Sache, Miß Horn. Aber ich finde es schon außergewöhnlich.«
Julia widmete ihm ein strahlendes Lachen. »Für ungewöhnliche Dinge bin ich immer zu haben, das wissen Sie doch.«
»Schon, aber…«
»Bitte, wir wollen ihn ja nur überraschen. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als uns hier in die Küche zu lassen. Militärische Geheimnisse werden wir schon nicht ausplaudern.«
»Natürlich, das ist klar. So habe ich es auch nicht gemeint.«
Sie zwinkerte ihm zu. »Alles klar?«
»In Gottes Namen, Miß Horn.«
»Danke.«
Cossner hatte zu
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