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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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der überlangen, weidengleichen Glieder des Kyprophraigen. Die Mauer aus zusammengestürzten Trümmerbrocken hatte ihm auf Dauer keinen Widerstand leisten können.
    Da stand er, das unermüdliche Krabbeln seiner Greifwerkzeuge wie eine Halskrause um den Umriss des grotesken Schädels, den Schlund geöffnet, so dass eine Wolke heißen Atems daraus wie aus einem Schlot entwich. Sein Körper stand bewegungslos, wie in einer unnatürlichen Starre gefangen, nur seine Arme waren ausgestreckt. Die Finger gespreizt, kräuselten sie den zuckenden Lichtbogen des Feuerrings, hielten ihn dort in seiner Position.
    Auric sah, dass seine Kameraden von dem Anblick gebannt starr dastanden, blickte in vor Entsetzen und Unglauben weit aufgerissene Augen und erkannte in ihnen das Abbild seines eigenen Schreckens bei der ersten Begegnung mit dieser Kreatur.
    „Hier links müssen wir hoch!“ Kudais Schrei riss sie aus der Lähmung.  
    „Los, rennt, was ihr könnt“, spornte Auric sie weiter an. „Nichts wie raus hier!“ Mit Erleichterung sah er noch, dass, als die ersten in die Tunnelröhre davonrannten, Jag sich des Senphoren angenommen hatte und ihn neben sich her weiterstieß.  
    Dann verlosch mit einem Schlag der Feuerring des Kyprophraigen.
    Es wurde schlagartig dunkel im Tunnel.
    Erneute Panik überfiel ihn, und wie im kalt widerwärtigen Schauder einer Nesselsucht richteten sich seine Nackenhaare auf. Auric spürte mehr als dass er sah den Eingang des Tunnels, dem sie zu folgen hatten, er fühlte die brunnenartige Leere seines Sogs. Er fühlte um sich herum die Bewegung von Körpern, seine Söldnerbrüder, die in die von Kudai bezeichnete Richtung strebten und rannte selber blind los, konnte sich aber des Zwangs nicht erwehren, selbst im Finstern noch einen letzten Blick über die Schulter zu werfen.
    Im plötzlichen Schein eines kurzen blauen Flackerns, sah er die Krümmung des Ganges, aus dem er soeben gekommen war. Er sah ein paar letzte Nachzügler, gerade dabei, um die Ecke loszurennen, erkannte ihre Gesichter. Es waren Ni-Vannion und Grauwachtel und Hengart. Wachtel konnte es sich, genau wie er, nicht verkneifen, noch ein letztes Mal über die Schulter zurückzublicken.
    Dann wurden Aurics Augen geblendet vom grell zuckenden Stoß einer Lanze blauen Feuers. Ihre Wucht hob ihn von den Beinen und warf ihn tiefer in den Gang hinein.

    Kudai hatte seine Karte kompetent angelegt, und er wusste sie zu lesen.
    Als Auric bei ihm ankam, waren schon die ersten – unter ihnen der Senphora – in den Schacht hinaufgestiegen, durch den sie in diese Unterwelt gelangt waren.
    Alle hatten sie das grelle Aufflammen der Blitze des Kyprophraigen gesehen, das sich ihnen hinterher weit in die Röhren der Tunnel gefressen hatten, und dann das darauf folgende völlige Ausbleiben weiterer Entladungen. Alle hatten sie geahnt und gefürchtet, was das bedeutete, die Leute gezählt, die am Ausgangsschacht ankamen, und ihre Mienen hatten sich verfinstert, als sie sahen, dass Auric der Letzte war. Alle Blicke der Männer, die noch nicht den Schacht emporkletterten, waren daher auf Auric gerichtet.
    Das war der Moment, in dem das dritte, das letzte überlebende Kinphaurentier aus der entgegengesetzten Richtung der Röhre angriff.
    In dem Moment, in dem Auric aus den Augenwinkeln das bleich gefleckte Blitzen sah, sank Biljikin auch schon mit aufgerissener Kehle zu Boden. Auric brüllte noch „Schilde hoch! Formation nach rechts!“ und stürzte sich im gleichen Moment schon selber in Richtung des Angreifers.
    Trommler starb, bevor sie die Reihen ihrer Schilde schließen konnten. Drjuvnan rückte nach, und Auric warf sich in eine unvollständige zweite Reihe, griff sich den am Boden liegenden Schild des Toten, da er seinen auf der Flucht verloren hatte. So viele von ihnen schon tot. Dann klapperten und schmetterten die Klauen des Biestes in einer Kakophonie entfesselter Aggression gegen die Schilde; Speere und Schwerter hackten in seine Richtung. Wüstes Geschrei. Alle Einzelheiten verschwammen im wilden Gewühl des Kampfes, in Hauen, Stechen, tödlichen Klauen, und dem Geschrei des Biestes. Bei alldem verließ Auric die Frage nicht, wo der Kyprophraig blieb. Da er keine Blitze mehr schleuderte, war es fast unmöglich, seine Annäherung zu bemerken. Vielleicht war der Angriff des Kinphaurentiers nur als Ablenkung geplant.
    Das Biest versuchte sie durch Lücken in der Deckung zu erreichen, aber die Wand ihrer Schilde hielt. Seine Versuche, sie zu

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